Schöne Wege - nur die evtl. falschen Räder dabei |
Wir erreichen Bad Radkersburg um
12:30 Uhr, starker Wind pfeift durch die Landschaft und der Campingplatz hat
Mittagsruhe. Wir beschließen die Altstadt zu besichtigen. Wir fahren direkt an
den Marktplatz, steigen aus und krabumm, schlägt auf dem Auto vor uns ein
Dachziegel ein. Na das ist mal ein Willkommensgruß!
die Sonne scheint, der Wind pfeift |
Nachdem wir durch jede Gasse der
Altstadt marschiert sind gibt es endlich die Belohnung für die
Händchenhalteromantiktour: Frische Waffeln mit genialer Vanillesoße. Bilder
konnte Moni keine machen, dazu war die Waffel zu lecker und Moni zu langsam…
warum gibt es in Deutshcland keine richtige Kaffekultur? |
Punkt 15:00 Uhr stehen wir wieder
an der Schranke am Campingplatz und erwarten das Ende der Mittagsruhe. Ruckzuck
sind wir angemeldet und haben einen schönen Platz zugewiesen bekommen. Doch der
erste Aufbau während starken Windes unseres „Autocamp“-Dachzelts erweist sich
als sehr herausfordernd. Vor allem da die mitgelieferten Zeltheringe wohl alle krank
sind, so wie diese sich krümmen beim Anblick eines Hammers.
alles was wir hatten haben wir in den Boden gehauen |
Ein anderer Camper eilt uns mit
massiven Stahlheringen zur Hilfe und gemeinsam schaffen wir es das Zelt zu
befestigen. (Aus den Fehlern gelernt, hat es danach bei allen anderen Aufbauten
auch bei Wind gut geklappt.) Wir schlendern „rüber“ in die Therme, machen uns
einen schönen Abend und freuen uns auf die bevorstehende 4-Länder-Tour.
Auf geht`s |
Leider hat der Wind am Morgen nur
gering nachgelassen und bläst von vorne. Ruckzuck verlassen wir Österreich und
radeln nach Slowenien entlang des Mur-Radwegs. Doch umso näher wir der Grenze
nach Ungarn kommen, um so öfters fahren wir mit unseren Rennrädern auf losem
Untergrund. Der Radweg kann nichts dafür und verläuft wunderschön durch die
Natur, einzig wir haben für manche Streckenabschnitte dann das falsche Gefährt
dabei.
leere neue Straßen |
schöner Naturradweg |
geniale kleine Radwege |
Nach einem ca. 6 Kilometer langen
Schotterhardcorestück erreichen wir ein Cafe. Ab hier haben wir nun für die
nächsten Kilometer leichten Rückenwind und fliegen förmlich nach Ungarn. Da wir
noch Forint übrig haben, kehren wir auch in Ungarn erneut kurz ein und gönnen uns
was Süßes.
erst feiner Schotter, dann wurde er deutlich GRÖßER |
ich hab noch garnicht genascht! |
Noch schnell ein Bild am
Landesschild und dann die erste Passkontrolle des Urlaubs an der Grenze
Ungarn/Kroatien. Erstaunt stelle ich fest, ich habe keinerlei Ausweis-Dokumente
von mir dabei. Alles im Auto liegen lassen. Wir erklären dem ungarischen
Grenzer unsere Sachlage, doch dieser verweist darauf, dass selbst wenn er „ja“
sagt, der kroatische Kollege 5 Meter weiter „nein“ sagen wird. Wir reden lange
auf ihn ein und er verschwindet mit Monis Ausweis in einem Gebäude. Heraus
kommen nun 3 kroatische Polizisten und 2 ungarische. Sie hören sich unser
Vorhaben an, reden kurz miteinander und lassen uns mit einem hämischen Grinsen
passieren.
Slowenische Grenze |
Ungarische Grenze |
Wir denken uns erst nichts dabei
und fahren nun entlang ruhiger Straßen über seichte Hügellandschaften südlich
der Mur. Plötzlich sagt Moni: „Und wenn die so gegrinst haben weil wir nun drin
sind, aber nicht wieder rauskommen?“ Ich überlege und würde diese These gerne
als absurd abhaken, aber irgendwie gelingt mir dies nicht. Doch bis zur Grenze
sind es noch viele Kilometer, warum also einen Kopf machen?
schöne kleine Ortschaften |
aber die Straßen endeten dann doch recht abrupt |
Doch nach einer kleinen Pause an
einem Supermarkt rückt die Grenze näher und das komische Gefühl im Magen nimmt
zu. Wir erreichen die Grenzstation und ich erkläre Moni die Taktik. „Siehst du
da unten den Spalt zwischen den Schranken?“ Moni nickt. „Gut, wir fahren
langsam darauf zu und kurz davor dann vollgas durch! Wenn wir erst auf slowenischer
Seite sind, ist alles gut.“ Moni schaut mich mit offenstehendem Mund an und
legt diesen Blick auf, der sagt: „Ja, nee iss klar. Und was machen wir
wirklich?“ Doch ich nicke nur und fahre los, Moni im Windschatten hinterher.
Noch 200 Meter, noch 150 Meter, „Frank, hälst du das wirklich für eine gute
Idee?“ vernehme ich von hinten. Noch 100 Meter, „Halte dich zum Sprint bereit!“
rufe ich, noch 50 Meter ich kann den Beamten im Grenzhäuschen schon in die
Augen schauen, noch 30 Meter und gerade als ich „jetzt“ rufen will geht die
Schranke auf und der Beamte winkt uns durch. Wir können unser Glück nicht
glauben und grinsen uns einen zu recht. 200 Meter weiter, der slowenische
Posten mit offener Schranke. Wir sind wieder im sicheren „Schengenraum“. Doch
zu früh gefreut, die Schranke geht runter und aus eine 15x15cm großen Lucke
kommt eine Hand und aus einem Lautsprecher die Aufforderung: „Dokumenta!“
Planung der Flucht... |
Ich zucke mit den Schultern und
frage ob er Englisch oder Deutsch kann. Doch er schüttelt den Kopf und sagt:
„Passport, Dokument!!!“ Wir geben Monis Ausweis, doch die Hand aus der Lucke
will mehr! Aber wir haben nicht mehr und der Polizist macht nun das große
Fenster auf, schaut mich an, streckt die Hand aus und sagt: „Dokument!!!“
Kroatische Grenze |
Ich zucke mit den Schultern und
er tut es mir gleich. Kollegen von ihm kommen nun raus und stellen sich vor und
hinter uns. Im Wachhäuslein steht ein TV in dem gerade „Malcom mittendrin“
läuft. Aus dem kleinen Häuslein kommt nun ein weiterer nicht wirklich schlanker
Kollege. „Meine Fresse“ denk ich mir, „die müssen da drinnen ja gestapelt sein.“
Dieser kann zum Glück Deutsch leider mit einem schweizer Akzent, so dass ich zu
unserem Leidwesen auch noch Lachen muss, als er loslegt. Was er natürlich gar
nicht lustig findet.
„Wo kommen Sie her?“
„Wir machen eine 4 Länder Radtour
durch Österreich, Slowenien, Ungarn und Kroatien und sind nun auf dem Rückweg.“
lautet meine Antwort.
„Und wie sind Sie nach Kroatien
eingereist ohne Ausweis?“ fragt er streng.
„Na, über den Grenzübergang bei
Leteyne“ lautet meine Antwort, doch er kennt sich sehr genau dort aus und sagt:
„A: Sind dort alle Straßen für
Radfahrer gesperrt!“ (da hatte er Recht, aber wir hatten nicht darauf
geachtet!)
„B: Niemals würden die Polizisten dort einen Radfahrer durchlassen
und schon gar nicht ohne Ausweis! C: Sie wollen uns sagen, dass Sie 200
Kilometer durch 4 Länder fahren mit dem FAHRRAD?“
Ich sage einfach nur: „Ja, sonst
wären wir ja jetzt nicht hier. Sie können sich die Strecke gerne auf dem Garmin
anschauen.“
Was folgt ist eine ewig lange
Belehrung und was ihm in Deutschland in derselben Situation ja alles passieren
würde.
Ein Polizist, der unsere Räder
schon mit glänzenden Augen bestaunt hatte und dem ganz offensichtlich das
Gehabe seines Kollegen etwas peinlich ist, fragt mit einem Blick aufs Garmin,
ob er mal schauen dürfte. Er scrollt, zoomt und drückt auf dem Gerät rum und
erklärt irgendwas seinen Kollegen und bis auf den Rädelsführer schenken nun
alle Moni hochachtungsvolle Blicke.
„Nun gut, auch wenn Sie wirklich
so viel Rad fahren gibt es nun nur diese 3 Möglichkeiten.“ Sagt er wieder mit
einem Dialekt, dass ich wieder grinsen muss was zur Folge hat, dass er anmerkt:
„Sie halten das noch immer für ein Spiel hier, was?“
Polizist: „Also A: Sie fahren
zurück zum Grenzübergang über den Sie auch nach Kroatien eingereist sind.“
Ich antworte: „Ich glaube kaum,
dass mich der kroatische Kollege da vorne ohne Ausweis erneut einreisen lässt!“
(ich bekomme böse Blicke von Moni, sollen wohl bedeuten: Halt die Klappe!)
Und Moni fügt mit einem mitleidserregenden
Blick hinzu: „Das würde bedeuten 50 Kilometer zurück und von dort noch 100
Kilometer bis zum Campingplatz. Das schaffe ich nicht!“
Polizist ungerührt: „B: Sie
bezahlen 500,- € Strafe, da Sie ohne Ausweis eingereist sind oder C, wir
überprüfen Ihre Angaben bei den deutschen Kollegen, was aber min. 2 Stunden
dauern wird.“
„C“ lautet meine Antwort, „wir
sind ja im Urlaub.“
Was folgt ist eine weitere
Belehrungsorgie und wir müssen auf einer Kiste am Rand Platz nehmen. Das Schlimme dabei ist, er hat RECHT. Auch in
Deutschland muss man immer einen Ausweis dabei haben und es ist mehr als
bescheuert bei so einer Tour keinen Ausweis dabei zu haben, also drehe ich mich
zu Moni um und frage: „Warum hast du meinen Ausweis vergessen?“
Leute, kennt ihr diese Blicke aus
Magiefilmen? Also diese Blicke bei denen aus den Augen Blitze, Feuer und
Eiszapfen gleichzeitig kommen. Genau einen solchen donnert mir Moni nun
entgegen…ich kann zum Glück ausweichen und frage besänftigend: „Hast du noch
Essen im Rucksack?“
Der Polizist kommt mit Monis
Ausweis in der Hand erneut ums Eck um uns mitzuteilen: „Das wird wirklich min.
2 Stunden dauern!“ und wir antworten mit einem auf der Kiste ausgebreiteten
Picknick und bereits vollen Mund: „It`s Okay!“. Kopfschüttelnd und nun
realisierend, dass wir es uns bereits gemütlich gemacht haben, dreht er um mit
der Gewissheit, nun hat er Arbeit.
Nach dem Essen räumt Moni die
Sachen wieder weg und entdeckt dabei im Rucksack unsere Ausweise der DJH
„Deutschen Jugend Herbergen“. Ich nehme die Teile, gehe damit ans Häuslein und
sage: „Wir haben doch Ausweise dabei.“ Der Polizist nimmt die Teile und sagt:
„Bitte wieder hinsetzten!“
Nach weiteren 5 Minuten kommt er,
schenkt uns eine weitere Belehrungsrunde und sagt dann endlich: „Sie dürfen
weiter fahren!“
wieder in Slowenien |
Wir freuen uns, bedanken uns und
zischen ab. Leider fehlt uns die Zeit nun und der Wind hat auch noch gedreht. Doch
das hält uns nicht davon ab den Höhenzug kurz vor Bad Radkersburg noch zu
erklimmen und von dort runter über die freie Grenze von Slowenien nach
Österreich wieder auf den Campingplatz zu fahren.
Österreich - Da legst di nieda |
Es war mal wieder eine schöne
Tour mit Cafe-Stopps in allen 4 Ländern. Und eines wurde uns dank des Polizisten
an der Grenze bei späteren Gesprächen wirklich erst richtig bewusst: Bei
„normalen“ Touren und Ausfahrten in Deutschland haben wir auch nie einen
Ausweis oder Ähnliches dabei, doch was ist wenn mal was Schlimmes passiert? Was
ist wenn man mal vom Auto umgefahren wird und keiner kann einen identifizieren?
Keiner kann daheim anrufen und mitteilen in welchem Krankenhaus man liegt! Mal
ganz davon abgesehen, dass es in Deutschland eine Ausweispflicht gibt.
immer wieder schöne Panoramen |
Doch diese Gedanken werden auch
wieder schnell verdrängt, denn Moni zaubert ein leckeres Essen und am nächsten
Tag geht es schon wieder weiter nach Maribour und Zagreb. (KLICK)
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