Sonntag, 16. September 2018

Peine - 536km - Kriegsheim


"Die Brigg in Worms"

Unser letztes kleines Erlebnis, der KKC (Kalmit Klapprad Cup), führte uns an den Rand des schönen Pfälzer Waldes. Leider blieb unser Auto auf der Heimfahrt auf der Autobahn stehen und wir mussten mit einem Leihauto weiterfahren. Nach der Reparatur haben meine Eltern das Auto aus der Werkstatt abgeholt und in Kriegsheim abgestellt. Somit entschieden wir uns, die Rückholung mit den Rennrädern zu erledigen. 





Wir fahren am späten Nachmittag donnerstags in Peine los, sofort bläst uns der starke Wind von vorne entgegen. Und soviel kann ich schon sagen, die nächsten 3 Tage kam der Wind permanent von Süden und hat uns so manches mal ganz schön genervt. Bei Wöhle hatten wir Glück, exakt zu einem kurzen starken Regenguss, waren wir genau neben einer großen Scheune mit großem Vordach. Ruckzuck standen wir unter dem Dach. Der Schauer dauerte nur 5 Minuten, doch danach ist es merklich kühler. 



Perfekten Unterstand für den ersten Regenguss gefunden.



Bei Derneburg queren wir die Innerste und erreichen die Nette. Wir folgen dem Tal der Nette, machen in Bockenem unseren ersten kurzen Bäckerstop und „genießen“ weiter den Gegenwind. Vor uns verfärbet sich der Himmel immer dunkler, wir sehen die ersten Blitze am Horizont und zucken bei dem bösen Grollen zusammen. Bei Bilderlahe öffnet der Himmel dann seine Schleusen, wir suchen Unterschlupf an einer Hütte auf dem Sportplatz. 






 
Da auch nach 45 Minuten der Himmel um uns rum noch immer von Blitzen getränkt ist, beschließen wir unsere Route zu ändern. Anstatt weiter der Nette zu folgen, wollen wir nun nach Bad Gandersheim auf den Campingplatz, denn dort soll das Essen laut googel ja super sein. Wir fahren eine kleine schöne Straße raus aus dem Tal der Nette nach Heber und kaum sind wir „oben“, kommt sogar wieder die Sonne zum Vorschein und es hört auf zu regnen. 





Wir genießen auf dem Kurcampingpark in Bad Gandersheim die warme Dusche und freuen uns über den Trockenraum und nehmen diesen erstmal komplett in Beschlag mit unseren nassen Klamotten. Die Küche des Campingrestaurant „Zum Schweizer“ liefert eine überzeugende Speisekarte und die Speisen daraus waren richtig lecker. Mir war meine Portion etwas zu klein und ich habe einen weitern Hauptgang bestellt. Preis/Leistung haben aber absolut gepasst. 



Am folgenden Morgen vertrödeln wir irgendwie richtig die Zeit. Erst frühstücken wir sehr gemütlich, dann lassen wir uns ewig Zeit beim Packen und plötzlich ist es schon 11:00 Uhr. Bei dem was wir an Kilometern noch vor uns haben, rächt sich ein solches Trödeln spätestens wenn es abends dunkel wird. 




Bei Hohnstedt fahren wir ab ins Tal der Leine, folgen dieser Richtung Göttingen, verlassen das Tal allerdings bald wieder und folgen der Harste. Wir fahren über schöne Nebenstraßen und entdecken Pflaumenbäume am Wegesrand. Da untenrum schon alles abgeerntet ist, klettert Moni in den Baum und wirft mir die Pflaumen zu. Nachdem wir einige gepflückt haben, genießen wir diese zusammen. 






So gestärkt geht es weiter nach Hannoversch Münden und wir erreichen den schönen Radweg entlang der Fulda. Ab jetzt werden Kilometer gemacht. Wir fliegen an Kassel vorbei Richtung Melsungen. In Cuxhagen finden wir einen Metzger und Bäcker und nur wenig später sitzen wir mit super leckeren Pizzafleischkäsebrötchen am Ufer der Fulda. 







Die Beine meckern zwar schon etwas, aber es fehlen noch einige Kilometer bis nach Rothenburg an der Fulda, denn dies haben wir uns als Tagesziel rausgesucht. Aber irgendwann in der Dämmerung erreichen wir Rothenburg, kaufen im „Tegut“ für ein leckeres Abendessen ein und fahren an den Campingplatz. Diesen erreichen wir nach 173 Kilometern im Dunkeln und gönnen uns erstmal ein leckeres Radler. Die Campingplatzchefin fragt uns, ob wir die „Villa Sonnenschein“ beziehen wollen und wir schauen sie fragend an. Die Villa Sonnschein ist ein bereits am Ufer der Fulda aufgebautes Zelt und steht den Radlern kostenlos zur Verfügung. Der große Vorteil, wir brauchen am nächsten Morgen nicht unser nasses Zelt abbauen. 






Die Entscheidung für die Villa Sonnenschein war absolut richtig, denn als wir morgens aus dem Zelt rauskrabbeln stehen wir mitten im Flussnebel und alles ist feucht. Wir frühstücken auf dem Campingplatz, fahren nochmal in die Stadt um uns bissel Kettenöl zu kaufen, denn das haben wir vergessen, und radln gut gelaunt weiter Richtung Fulda entlang der Fulda. 







Ein kleines Zwischenfrühstück machen wir unterwegs am Wegesrand an einer kleinen Bäckerei. Als wir weiter fahren entdecken wir am Wegesrand Hinweisschilder für einen Bahnradweg, der bis an den Main geht. Eigentlich wollten wir durch das Kinzigtal an den Main fahren, doch wir entscheiden uns nun für den Bahnradweg. Und diese Entscheidung war goldrichtig. Perfekt geteert führt der Radweg durch die Vulkaneifel. Unterwegs sind viele alte Bahnhöfe umgebaut zu kleinen Kneipen, Restaurants Eisdielen oder einfach nur Radraststationen. 








Auch wir entschließen uns für einen Stopp und leeren unsere Rucksäcke. Während ich nur die Getränke raushole, bin ich mal wieder erstaunt, was Moni so alles auf den Tisch zaubert. 







Das Geniale an diesem langen Bahnradweg, hat man erstmal den höchsten Punkt erreicht, geht es danach tendenziell bis an den Main nur noch bergab. So sind wir auch recht entspannt was die Zeit angeht, denn wir haben noch 3,5 Stunden für die letzten 70 Kilometer vor dem Dunkelwerden. Darum gönnen wir uns unterwegs in so einem kleinen „komischen“ Märchenparkkiosk noch eine „Radler“-Pause. 








Hätten wir gewusst was nun noch kommt, wir hätten keine Zeit vertrödelt. In einer Abfahrt entdecke ich zu spät einen großen Stein mitten auf dem Weg. Während ich gerade noch so drüber springen kann, erwischt Moni den Stein voll und hat einen Durchschlag. Also anhalten, Schlauch wechseln und weiter geht’s. Früher hatten wir beide die gleichen Reifengröße und somit mindestens immer 2 Ersatzschläuche dabei, doch diesmal benötigen wir unterschiedliche Schläuche und wir realisieren, ein weiterer Platten bei Moni wäre somit ein Problem. Zischhhhhhhhh und da ist schon passiert!

(Kein Bild von den Pannen beweist, wir waren kurzzeitig genervt)


Zum Glück hat Moni noch alte Flicken im Rucksack gefunden, aber leider haben diese selbstklebenden Flicken ihre Klebekraft verloren. Und so kommen wir nicht weit, bevor die Luft wieder aus dem Reifen entweicht. Also wieder anhalten und erneut flicken in der Hoffnung, dieser Flicken hält besser. Doch nach nur wenigen hundert Metern ist der Reifen wieder platt. Wir kramen nun unsere Stirnlampen raus und spannen uns diese an den Helm. Leider haben wir schon nach 20:00 Uhr und somit ist der Baumarkt in der Nähe auch schon zu. Wir planen nun um und beschließen den nur noch 11 Kilometer entfernten Campingplatz Bärensee anzusteuern und am nächsten Tag in Hanau irgendwie an einem „Schlauchautomaten“ einen Ersatzschlauch zu besorgen. Der nächste Flicken hält auch etwas länger und wir erreichen kurz nach 21:00 Uhr den Campingplatz. 

Der Eingang/Ausgang des Platzes war wie ein Hochsicherheitstrakt.



Zum Glück gibt es einen überraschend richtig guten Italiener auf dem Campingplatz. Wir genießen ein festliches Mahl und hauen uns aufs Ohr, was wir uns nach 186 Kilometern auch redlich verdient haben. Zu unserer Überraschung hat Monis Reifen am nächsten Morgen noch Luft. So suchen wir via googel den nächsten Schlauchautomaten und rollen zusammen zu diesem und feiern dessen Entdeckung richtig. Okay, zuerst müssen wir zurück zu einer Tankstelle um Geld zu wechseln, doch dann sollte es wohl klappen. Geld rein, Knopf drücken, hören wie das Geld in das innere des Automaten fällt, aber leider keinen Schlauch ausspuckt, laut Fluchen! 

Automat 1

Knopf drin, Geld weg, Schlauch nicht da!


Okay, am Automaten hängt der Hinweis für eine App mit der man den nächsten Schlauchautomaten finden kann. Ich suche die App und muss feststellen, die App von Schwalbe ist veraltet und kann nicht installiert werden. Also muss Tante Googel wieder helfen und wir finden tatsächlich einen weiteren Automaten in Hanau. Doch hier ist leider der passende Schlauch bereits ausverkauft. Wir fragen uns wann dieser Automat letztmalig geprüft wurde, denn wir glauben nicht, dass bereits Sonntagmorgens um 9:00 Uhr so viele Rennradfahrer an diesem Automaten einen Schlauch gezogen haben. 

Die schlechte Bewertung kann ich verstehen,

Automat 2


Plötzlich rennt Moni los, eine Gruppe Rennradfahrer fährt auf uns zu. Leider ist keiner bereit uns einen Schlauch zu verkaufen bzw. sagen alle, sie hätten keine Ersatzschläuche dabei. Egal, nicht aufregen, Googel spuckt einen weiteren Automaten in Obertshausen, also ab dort hin. Wir finden ihn auch problemlos, doch leider gibt es auch hier keinen passenden Schlauch! 

Automat 3, wieder kein Schlauch.


Naja, da der letzte Flicken bis hierhin gehalten hat, verlassen wir uns auf unser Glück für die letzten 80 Kilometer. Der gewählte Weg durch das Flachland zwischen Hanau, Darmstadt und Worms ist eine Mischung aus wunderschönen Radwegen durch kleine Wäldchen und absolut nervigen vollen Straßen. Kurze Pausen gönnen wir uns immer wieder an den Obstbäumen am Wegesrand und erreichen so irgendwann endlich die Rheinbrücke nach Worms. 







Von hier sind es nur noch 14 Kilometer bis zum Ziel und wir geben nochmal richtig Gas und schaffen es sogar noch rechtzeitig zum „Markt-Umzug“ in Monsheim. Die Tour wurde mit 536 Kilometern zwar 30 Kilometer länger als geplant, aber der Bahnradweg war den kleinen Umweg wert. Jedenfalls sind es von dem Ort, an dem wir den Umzug geschaut haben, noch ca. 600 Meter bis zu meinen Eltern in Kriegsheim und was sollen wir sagen, Monis Reifen war wieder platt. Somit hat Moni ins „Ziel“ geschoben. Wir laden die Rennräder zu den Klapprädern in den Bus, fahren nochmal zum „Kerweplatz“ und stärken uns mit Currywurst und Co und machen uns auf den Rückweg nach Peine. 


Bus und Klappis sind wieder in unseren Händen, das Ende einer schönen Tour.



Es war mal wieder eine richtig schöne Radtour. Anbei einige Infos zu den einzelnen Radwegen entlang des Weges.


Bahnradweg Hessen – KLICK  

Fuldaradweg – KLICK 

Leineheideradweg – KLICK