Montag, 29. September 2014

Panther Cross - Lehndorf



Mal was anderes, Speck weg Crossen

Kiste auf, Crosser raus und ab zum Rennen. 


Dass dies keine allzu gute Idee ist, wenn man vorher noch nie Cyclocross gefahren ist, braucht man den Wenigsten erklären. Denn irgendwie steckt im Cyclocrosser alles was die Fahrradwelt im Laufe der Zeit als negativ empfunden hat und vereint die Nachteile von Rennrad und Mountainbike in einem Bike. Zumindest wenn man wie ich darauf achten muss, dass das Bike eine 100-kg-Zulassung hat. Knallharter Rahmen, schlechtere Bremsen als am MTB, nicht vorhandene Federung gepaart mit einer für mich bauchpressende ungewohnte Körperhaltung.  Egal! Kiste auf, Rad zusammengeschraubt und Abfahrt! 


Beschleunigen jo, abbremsen ohohhoh



Und doch gibt es Leute, die sagen Cyclocross ist Rock`n Roll pur. Nun die „Rocks“ habe ich gespürt! Andere wie Jannibal erklären den Cyclocross gleich als Lebenseinstellung. So sagt Jannibal: „Cyclocross ist das wirkliche Leben. Die Ehe ist dagegen harmlos! Keine Flaschenhalter, keine Werkzeugtäschchen, trinken frühestens nach 40 Minuten und auf- und absteigen von beiden Seiten ohne Zwischenschritt!“

Ab über die Kuppe


Nun, das mit dem Auf- und Absteigen hab ich dann erst beim Rennen kapiert und bin erstaunt wie schnell Leute von ihrem Rad runter und wieder drauf kommen und dabei laufend mit geschulterten Bike über Hindernisse springen. 

 
sieht dann etwa so aus... (Ton an)


Nun gut, so stand also meine erste Ausfahrt auf einem Cyclocrosser an und auch gleich mein erstes Rennen auf eben diesem. Zusammen mit Moni und Jörg fahren wir gemütlich entlang des Mittellandkanals Richtung Lehndorf/Braunschweig um dem ersten Rennen der ältesten Deutschen Cross-Serie beizuwohnen dem „Braunschweiger Panther Cross“.

Moni - Trailhuntern


Vor Ort lauter bekannte Gesichter aus dem MTB Bereich und einige andere. In einem kleinen Wäldchen gibt es die Startnummern, Kaffee und Kuchen – Salatbauchvieh glücklich!...und kurze Zeit später auch gesättigt. 

Zutaten für einen schönen Sonntag


Die Startaufstellung erfolgt recht ordentlich, denn die Startnummer entspricht dem Startplatz und so finden Jörg und ich uns in der letzten Reihe im Starterfeld wieder. Moni startet mit den anderen Frauen 30 Sekunden später. Das Startsignal kaum mitbekommen, geht es los und ich kann einige Plätze gutmachen. Doch die erste Kurve kommt und die Bremswirklung lässt lange auf sich warten. Der Kurs ist eigentlich optimal um mit dem MTB drüber zu surfen, doch mit dem ungefederten Teil unter mir eine Qual (zumindest für mich).

Jörg die Gazelle donnert um die Kurve


Ich kann mich zumindest hier hinten im Feld behaupten bis, ja bis diese blöde Stelle zum Absteigen kommt. Ich halte an, schwupp schwupp schwupp sind 3 Fahrer wie junge Rehe an mir vorbeigehüpft ohne richtig anzuhalten. Ich hebe mein Bike über die 2 Hindernisse, schwupp schwupp die nächsten 2 Fahrer an mir vorbei. Ich setze mich wieder aufs Bike und schwupp ein weiterer Fahrer fliegt aufs Rad springend an mir vorbei. Darunter auch Jörg die Gazelle! 

Auf und nieder immer wieder

Federung wo bist du nur?

Moni donnert über die Piste und holt mich ein!


Nun befinden sich nur noch 2 Fahrer hinter mir und ich beschließe alles zu geben, um nicht letzter zu werden. Der Kurs bretthart und trocken, viele Kurven und Bombentrichter. Eine Runde, die mir immer mehr Spaß macht. Was auch damit zusammenhängen könnte, dass ich mich langsam mit dem Bike anfreunde und mich an den kaum vorhandenen Bremspunkt der Bremsen gewöhne. Ich muss jedes Mal einige Meter rausfahren, damit ich am Pferdesprung nicht überholt werde und dann höre ich dieses Geräusch: Monis Leerlauf hinter mir und die Ansage „Links“! 

im Tiefflug über die Kuppe

Drüber und schon wieder ackern

pschhhhhhhhh


Ich ziehe nach rechts und mache Platz und muss Moni vorbeilassen, obwohl sie auf dem schweren Fully unterwegs ist. Ihr leichtes Radon ist ja wegen einer absoluten Fehlkonstruktion der Black Sin Serie nicht einsatzbereit und wir werden nun seit Monaten hingehalten, aber gut, das gehört nicht hier her.  

Den kleinen Anstieg im Blick

Rad an Rad geht es verdammt eng zu

hinten hab ich allen Platz der Welt


Irgendwann sind die 40 Minuten rum und ich stelle fest, warum keiner eine Trinkflasche dabei hatte. Es gab schlicht keine Möglichkeit zum Trinken. Die gesamte Runde ist man nur am Ackern, Antreten, Abbremsen, um die Kurve zirkeln und wieder von vorne. 

Irgendwie macht es aber Spaß
Moni-Power


Im Ziel angekommen stehen da alle und warten auf die restlichen Fahrer und kaum ist die letzte Fahrerin im Ziel, gibt es auch schon die Siegerehrung. Junge geht das hier alles schnell und Schlag auf Schlag. 

XC - Hobby - Platz 2 im ersten Rennen


Wir trinken anschließend noch gemütlich einen Kaffee und futtern von dem leckeren Kuchen und wandern mit unserem Tisch der Sonne hinterher. Auf dem Rückweg radeln wir noch an der Marina in Bortfeld vorbei und die letzten 1,5 Kilometer darf ich dank eines Plattens dann noch schieben. Denn natürlich habe ich kein Werkzeugtäschlein mit Flickzeug dabei, wie es sich für einen XC-Fahrer gehört :-). Danke Jannibal für den Tipp!

Der Sonnenwandertisch

Heimfahrt fast wie am Meer


Nun heißt es laufen, auf- und absteigen lernen bis zum nächsten XC-Rennen…Man, laufen lernen zum Rad fahren, hätte ich auch nie gedacht!

 
Automatisch, ich höre immer nur AUTOMATISCH!!!


Jörg die Gazelle wurde 17.

Moni landete bei den Damen auf dem 2. Platz

Icke nicht letzter, aber knapp davor auf dem 26.

Panther Cross - HIER KLICKEN

Wie immer einen dicken Dank an Markus für die schönen Bilder.

Freitag, 26. September 2014

Zuhause bei Tune



Freiburger Wasserspiele

Freiburg, eine tolle Stadt mit vielen schönen Trails in unmittelbarer Umgebung. Doch wir waren diesmal nicht zum Biken hier, sondern um einer wunderschönen Traumhochzeit auf der Rappenecker Hütte beizuwohnen. Und da wir schon immer mal wissen wollten, wie die Hochzeit von diversen Edelparts abläuft und warum eine solche Hochzeit hin und wieder gut und gerne mal 6 Wochen dauern kann und wir noch Zeit hatten, haben wir uns aufgemacht in das 30 Minuten entfernte Buggingen. 




Wir halten vor einer Halle, die vor nennen wir es mal „Understatement“ nur so strotzt. Einzig ein klitzekleines Schild neben einer Tür verrät uns, hier sind wir richtig. Ich strecke vorsichtig meinen Kopf durch die offene Tür und sehe zwei lächelnde Damen, die gerade einige „Komm-Vor“ Sättel verpacken. Ich sage: „Hi, wir hatten uns sehr kurzfristig bei Harry für einen Besuch angemeldet.“ und bekomme als Antwort „Ah, dann müsst ihr Moni und Frank sein, kommt mit!“.

Harry erklärt die Regalwelt



Doch statt einer großen Wanderung durch die Hallen geht es nur durch eine Tür ins Nebenzimmer. Hier sitzt Harry mit 2 Kollegen und blickt vertieft in seinen Rechner. Er schaut kurz auf und sagt: „Moment nur noch die Mail fertig beantworten.“ Hackt mit einer Hand weiter auf der Tastatur rum (die andere ist verbunden), drückt auf „senden“, steht auf, holt tief Luft, schüttelt für einen Moment die Arbeit ab und gibt uns die Hand. „Willkommen bei Tune!“. 

Prüfung und Versand



Er sieht, dass ich auf die verbundene Hand schaue, zeigt aus dem Fenster auf einen Berg und erklärt mit einem schmunzeln im Gesicht: „Auf meinem Hausberg wachsen manchmal Bäume so schnell, dass ich total überrascht bin, wenn sie auf meinem Hometrail plötzlich auftauchen!“. Wahnsinn, den Hausberg im Blick aus dem Bürozimmer, denk ich. Er führt uns zurück zum Versand. Hier stehen die Laufräder, liegen Sättel oder diverse andere Teile und werden einer Endkontrolle unterzogen, bevor es in den Karton und auf große Reise geht.

Da hab ich mir aber die Nase plattgedrückt - LFR Endkontrolle

Die bunte Lagerwelt



Vorbei an einem Lager mit ganz ganz vielen schönen Dingen geht es in die Produktion. Wir dürfen erleben wie eine Nabe zum Leben erweckt wird und was der Spruch „Born in Black Forest!“ bedeutet. Aus einem 1 Kilogramm Aluzylinder zaubert die CNC-Fräsmaschine einen 70 Gramm Nabenkörber. Die restlichen 93% landen wieder im Rohstoffkreis. So werden hier alle Teile selbstgefräst und danach in der Trowalisiermaschine (wie eine Waschmachine mit Keramiksteinchen) entgratet und poliert. 

Fräsen

Trowalisierung

Das wäre mal eine Pokalidee



Direkt daneben erhalten gerade die ersten der „Spurtreu“-Zauberwerkzeuge ihre Lasergravur. Der nächste Raum dient dem Service und der Montage. Hier trifft man auf Spezialisten aus Polen oder Alberto aus Spanien. Was uns auffällt ist die gute Stimmung im ganzen Haus und ein gewisser Stolz auf die Produkte. Weiter hinten im Raum wird gerade ein Laufrad aufgebaut und ich sehe mit Erstaunen die Logogravur von Ghost. Harry erklärt strahlend, dass auch Ghost, Cube und auch Haibikeräder mit Tune-Laufrädern ausgerüstet werden. Richtig ins Schwärmen kommt er aber bei dem Anblick der MIG/MAG Skyline Laufräder, die am leichtesten Serienrennrad der Welt, dem Trek Emonda SLR 10, montiert werden sollen. Im Vorbeigehen streichelt er heimlich über die Felge. 

Handarbeit

ui Wunderschön



Im Obergeschoss sitzt das Team von BeiTune-Bikereisen und die Legende selbst. Wer wie ich noch die Zeitschriften kennt, in denen Fahrer in Neonneoprenhosen, Federweg als Teufelszeug ankündigten und die 13 Kg Grenze als unbezwingbar  deklarierten, der kennt auch den Namen Uli Fahl und damit seit 1989 auch seinen Schnellspanner und den Namen Tune. Selbstgemachten Apfelsaft bekamen wir zwar keinen, aber immerhin ein Bild mit dem Herrgott des Gewichtstuning. 

Uli Fahl und Moni



Nun hatten wir alles gesehen, die Abläufe kennengelernt und auch den Servicebereich erlebt. Aufträge/Servicevorgänge werden in der Reihenfolge abgearbeitet, wie sie reinkommen, außer sie tragen einen Imaginären-Aufkleber mit dem Namen „Sabine Spitz“. Aber dafür haben wir Verständnis. Wartezeiten jenseits von 2 Wochen im Reparatur-/Wartungs-Service für Laufräder während der Hauptsaison bleiben uns aber ein Dorn im Auge, denn wer wartet in der Hauptsaison schon gerne so lange auf seinen lieblings Laufradsatz. Und die Hauptsaison kommt bestimmt nicht jedes Jahr überraschend.

Tune - Stolz rollt bald am Trek

Handarbeit für ein Serienrad!!!



Weiter gehts nun raus aus dem Gebäude und wir werden zum Anbau geführt. Dieser ist aber noch im Rohzustand und muss erst noch mit Leben gefüllt werden. Aber zwischen Halle und Anbau entdecken wir die „Carbonmanufaktur“ und dürfen auch hier rein. Aber irgendwie ist die Kohlefaserbäckerei das unspektakulärste hier bei Tune, auch wenn hier Sitzlegenden gebacken werden. 

hehe

Speedneedle



Nun gut, wir haben alles gesehen und Harry, der heute seinen ersten Tag nach seinem Urlaub wieder arbeiten durfte, sehr viel Zeit gestohlen. Und genau deshalb sagen wir wirklich von ganzen Herzen: Danke für diese nette Führung durch die Tune-Welt. Ich werde mir bei dem nächsten Tune-Part-Teil genau vorstellen können welcher Arbeitsvorgang wo und von wem getätigt wurde und das ist Moni und mir dann auch den einen oder anderen Euro mehr wert. Und Wartezeit für einen neuen Laufradsatz mit viel liebe zur Handarbeit und Individualisierung nehmen wir dann ebenfalls gerne in kauf. 
Da hängen die Schätze...

...aber wehe man nimmt "Mein Schatz"!



Danke Tune