Freitag, 28. Juni 2013

Beskidy Trophy - Welcome in the cool hell of Beskidy



Der Sommerurlaub in 2 Akten

4 Tage Traumbiken steht uns bevor

Akt 1 Beskidy Trophy Polen

Akt 2 Dolny Kubin Cyklonmarathon und Slowakei --> Hier klicken

AKT 1 -- Die geilste Schlammschlacht meines Lebens! 

 
2 Kilometer nach dem Start - es geht gleich richtig los.

Die Beskidy Trophy 2013 in Polen


Kleiner Zeitsprung zurück zum 12 Std Grenzgänger 2012 in Sondershausen. Hier erzählen uns Sonja und Peter von dem härtesten Trailetappenrennen, das sie je gefahren seien. Die Erzählungen nehmen mich in ihren Bann. Den Regen und die Kälte beim Grenzgänger, sowie den frühzeitigen Rennabbruch wegen des schlechten Wetters bekomme ich kaum mit, denn in Gedanken bin ich bereits mit meinem Bike auf der Flucht vor einem Bären in den Beskiden.
Hier wohnt Meister Petz

30.05.2013 – Etappe 1 -- Der Bär sitzt mir mit Pummel im wahrsten Sinne des Wortes im Nacken. Ich strampel wie ein bekloppter, doch das Reifenprofil will nicht im nassen Lehm der Beskiden greifen. 
Pummel on Bord!
Die Kuppe ist in Sichtweite und rückt näher: "Los quäl dich!", sage ich mir. Die Erholung in der Abfahrt ist greifbar! Kuppe, los noch 3 Kurbelumdrehungen! 
Moni sucht im Nebel nach der Kuppe!

Sichtweite in den Wolken = fast null, wo ist der Weg? Ich sehe den blauen Richtungspfeil, doch dort ist kein Weg, nur ein felsverblockter Abgrund. Der Pole hinter mir fährt vorbei, zwinkert mir zu und sagt „Welcome in the cool hell of Beskidy“ und verschwindet zwischen den Felsen im Abgrund. Also hinterher, Arsch hinter den Sattel, weiter, weiter immer weiter und steiler. Mein Hintern hat Reifenkontakt, die Bremsen zeigen keine Wirkung, doch die Reifen blockieren ja, aber warum geht es so schnell weiter? Ich rutsche über den Lehm, Baumstamm links, ran rutschen gegen treten, Richtungswechsel, weiter in den Abgrund. Es geht aus den Wolken raus, uff…Erste Fernsicht in den Beskiden, eine geniales Panoramaaaaaaaaaa!!! Sturz, die Strecke verzeiht keine Fehler, zurück krabbeln, Bike holen, Aufsteigen unmöglich, zu steil, mit Bike ein Stück runterklettern, yeaha hier geht es wieder, drauf und weiter. 

Die Strecke auf jedem Meter eine Herausforderung.

MTB-Paradies, ich habe dich gefunden. Kurzes Flachstück, ich sehe den Weg wie er sich am nächsten Berg wieder in die Wolken hochschlängelt und verschwindet. Leider sehe ich auch die schiebende Kolonne-Velohelden auf ihm. Also ran, „anstellen“, schieben und die verzweifelte Glückseeligkeit in den schlammverschmierten Gesichtern der anderen genießen. Ich kann auch nicht anders, der Regen prasselt von oben, der Schlamm spritzt von unten, der Puls rast, die Lunge pumpt, die Beine zittern, der Kopf sagt Nein und die Mundwinkel ziehen sich trotzdem nach oben und formen ein Lächeln. Mountainbikeherz was willst du mehr? Ich komme an den ersten Verpflegungsstand, wir klopfen uns gegenseitig auf die Schultern und lachen. Wir alle wissen es, es kommen noch über 200 Kilometer mit über 10.000 Höhenmeter von diesen geilen Wegen. 


28./29.05.2013 – Zurück zur Anfahrt -- Wie immer kurz vor dem Urlaub, vergehen die letzten Stunden zu schnell im Büro. Es fallen einen doch noch tausend Sachen ein, die noch schnell erledigt werden müssten. Moni ruft an und fragt ob ich auch wirklich pünktlich Feierabend mache. Kaum daheim, wird das Auto gepackt. 3 Wochen Entspannung pur stehen an, auch das Packen läuft dank einer perfekten Vorbereitung von Moni sehr harmonisch. Bikes, Klamotten, Zelt, Tisch und Stühle alles rein und Abfahrt. Treffpunkt mit Sonja, Peter und Stefan vom Prowell Harzblut Team ist die Destination Istebna/Polen. Morgens um 6:00 Uhr kommen wir an, wollen aber keinen wecken und legen uns mit einer Folie und Decke bewaffnet in das nasse Gras und schlafen ein. 
Unsere Hütte, 15,- € inkl. Frühstück und Abendessen!


Von „Klara“ wärmend angeschupst, werden wir von Sonja endgültig aus dem Schlaf geholt.  Nach einem leckeren polnischen Frühstück mit Würstchen gibt es eine erste kleine Ausfahrt durch und über die „Skiwelt“ von Istebna mit Sonja, Peter, Stefan, Moni und mir. Später noch die Startnummern abholen, Bikes checken, Flaschen füllen und dem nächsten Tag entgegen fiebern.
Die Vier von der ...

Warmup muss sein ;-)

31.05.2013 – Etappe 2 – Der Countdown läuft, 3,2,1…GO, das Führungsfahrzeug führt uns über die Hauptstrasse von Istebna raus an den Waldrand und somit in den ersten Anstieg. 
Kurz vor dem Start.

Ich erkenne einige der Fahrer mit denen ich Etappe 1 zeitweise bewältigt habe. Auf dem Forstweg wird richtig schön Gas gegeben und dann geht es auch schon wieder in den Schlamm. Teilweise haben sich die Wege in Bäche verwandelt oder kleine Senken in „großen“ Seen. 

Ständig überschwemmte Wege.

Hoch, höher und wir sehen am gegenüberliegenden Berg den Weg wie er mit leichter Steigung entlang der Bergflanke verläuft. Auf ihr erkenne ich das Führungsmotorrad und die Spitzengruppe, ich denke mir noch „wau sind die heute langsam und noch in Schlagdistanz“. Ca. eine Stunde später, unzählige steile Auf- und Abfahrten später erreiche ich auch endlich diesen Weg. Wir schieben durch Schlamm und Lehm, der Dreck setzt sich überall fest. Die Füße werden schwerer und schwerer, die Laufräder blockieren vor anhaftendem Matsch. Also Bike tragen, geht schneller. Nach 5 Metern ist mir das gefühlte 30-kg-Bike dank Schlamm zu schwer, also doch durch den Matsch drücken. Durch den Matsch drücken geht auch nicht, also raus und im Wald irgendwie schieben. Links im Wald im Gestrüpp kein durchgekommen, rechts des Weges Morast und dann der Abgrund. Zurück auf den Weg und irgendwie schiebend, werfend, drückend voran kommen. Nach fast 2 Kilometer endlich ein Abzweig auf einen Trail, Untergrund besser, doch der nun 50 cm Breite Weg mit dem Abgrund neben sich lässt einen doch sehr vorsichtig fahren. 

Moni in einer der Abfahrten

Es folgt eine Abfahrt durch ein 28%-Geröllfeld. Unten angekommen gibt es ein Verpflegungsstand, hier stehen Peter und Stefan und beide sehen sehr unglücklich aus. Peter erklärt uns seinen Rennabbruch, sehr schade. Also fährt Stefan mit mir weiter, in den Abfahrten lege ich vor, in den Auffahrten Stefan. Allerdings ist Stefans Tempo dann an den Anstiegen doch etwas zu schnell für mich und ich lasse ihn ziehen. 

Anstiege kennen keine Gnade, man muss sie bezwingen oder wird bezwungen!

Es geht lange Berg hoch, ich überhole einige, doch deutlich mehr überholen mich an diesem Anstieg. In der darauf folgenden MEGA-GEILEN Abfahrt lass ich es richtig krachen, vorbei an vielen fahrenden Bikern und an einer doch recht großen Anzahl schiebender Veloisten. Dann taucht das Trikot von Stefan vor mir auf, ich fahre eine zeitlang hinter ihm her und warte den richtigen Zeitpunkt ab. Da bleibt Stefan in einer kleinen Senke schlagartig im Schlamm stecken, also rechts im Gras vorbei ziehen. Gedacht, getan und ahhhh, Vorderrad komplett im Wasser/Schlamm verschwunden und abstieg wie beim Bockspringen über den Lenker. Ich muss lachen, es ist einfach super hier, die Strecke will erobert werden. Ich schaue Stefan an, seine zuvor verbissene/verkrampfte Körperspannung, sein angespannter Gesichtsausdruck, alles weicht auf, ich habe es gesehen, er hat während eines Rennens gegrinst. Ab jetzt war Racing Stefan der gedankenfreie ebenfalls mit einem Dauergrinsen auf der Strecke! Räder aus dem Schlamm gezogen noch nicht wieder aufgestiegen und schon stecken/liegen die nächsten hinter uns in der „fühl dich wohl“ Schlammkuhle! 

Schlamm gab es nur einmal, dafür dauerhaft!

Kurzer Gegenanstieg, Stefan ist wieder auf und davon, Abfahrt ich hole ihn wieder ein und ziehe mir einen Platten zu. Alle Folgenden halten an und fragen, ob ich alles zum Flicken dabei habe. Cooler Zusammenhalt hier in den Bärenwäldern. So ging dieser fantastische Biketag bis ins Ziel weiter. 

Jede Ankunft wird gefeiert, Ländergrenzen? Sprachprobleme? Die Strecke schweißt zusammen!

Leider habe ich mich später zusammen mit einer Gruppe verfahren und so über 30 Minuten an diesem Tag verloren, doch Zeit spielt hier wirklich keine Rolle auf der Strecke.

Peter und Sonja, erfüllen uns jeden Wunsch bevor wir überhaupt daran denken!

01.06.2013 – Etappe 3 – Eigentlich gibt es von dieser Etappe nicht viel zu berichten ausser dass wir diesmal dank Sonjas und Peters Rennabbruch ein Betreuerteam am Streckenrand und im Ziel hatten.  Auch dieser Tag war natürlich MEGA HAMMER und die am Morgen angekündigte Streckenverkürzung auf 64 Kilometer wurde während des Rennens einfach wieder aufgehoben. Moni, Stefan und ich kämpfen uns in der Mixedwertung auf Platz 5 vor. 

Race Absolut Perfekto

02.06.2013 – Etappe 4 – Heute stand für uns die Verteidigung des 5. Mixedteamplatzes an, sowie die Eroberung des Finishershirts. Die Strecke wurde wegen des erneuten Dauerregens in der Nacht erneut gekürzt. Somit stand fest, unser Vorsprung von 6 Stunden sollte ausreichend sein und wir können diese Etappe entspannt angehen.   
Stimmung vor der letzten Etappe -- GRINS

Pünktlich zum Start kommt die lang vermisste Freundin Klara raus, sofort fliegen die ersten Langarmtrikots übers Geländer, wir sind bereit für Etappe 4. Die Strecke grandios, Trails, Trails und nochmals Trails. Es läuft, die Beine sind noch voll da, der Druck kommt am Pedal an und ich fahre im vorderen Drittel mit, Wahnsinn.

uuunnnnnndddddd  Action

Lange Schotterabfahrt, wir fahren in einer 3er Gruppe, 2 rechts ich links, knappe 50 Sachen zeigt der Tacho an. Blick wieder zurück auf den Weg, ist da vorne eine Schranke auf dem Weg? Was macht der Typ vor mir? Scheiße, er bremst und zieht nach links. Ausweichen unmöglich, wir verhaken uns und rasen weiter auf die Schranke zu. Wir kommen ins Schlingern noch ca. 50 m bis zur Schranke und krabumm! Ich schlage die Augen auf und ein Sani fummelt mir im Gesicht rum. Blick rechts, ich liege also hinter der Schranke, mein Bike steht da, sieht okay aus. Blick links, der 2. Sani macht die Trage hinter seinem Quad für einen Transport fertig. Ich frage was mit dem anderen Biker ist, bekomme von einem weiteren Biker die Antwort, alles okay, der ist schon wieder unterwegs. Gut, denke ich mir, doch für wen machen die Sanis dann die Transporttrage fertig, oje, für mich! Also Funktionscheck, rechter Arm, funktioniert, damit Sani etwas zurück drücken, linker Arm, funktioniert aber brennt, aha Abschürfungen am Elenbogen.  Aufstehen, ui Schmerz am Knie, Blick runter, der Schlamm am Knie ist Rot, sonst sieht es eigentlich gut aus. Kniebeuge, geht, Strecken, geht, also ab zum Bike und weiter. Der Sani hält mich aber  fest, erneut fummelt er mir mit einem Lappen im Gesicht rum. Ich frage schlimm? Er schüttelt den Kopf, ich sage: "Na dann lass mich, es geht hier um ein Finisher-Shirt!" Er ringt mir allerdings noch ein Versprechen ab, mich im Ziel erneut bei den Sanis zu melden.  

FINISHER!!!

Das Rennen geht weiter, nun aber deutlich langsamer. Ich werde nun regelmäßig überholt und alle erkundigen sich nach meinem Wohlbefinden. Ein letzter Anstieg, diesmal auf einer Straße und oben die Mitteilung, noch 6 Kilometer bergab und Ziel!!! 

FINISHER!!!
So war es dann auch, unterwegs haben wir uns schon gegenseitig gratuliert. Zieleinfahrt, Finishershirt, Nudeln und schon kommt Moni!


Yeaha,...

Begreifen was geleistet wurde!
Wir haben es geschafft, Moni, Stefan und ich haben die laut Veranstalter bisher härteste Beskidy gefinisht. 

Zahlen und Fakten:
Fahrer aus 19 Nationen am Start von Canada bis ins tiefste Russland. 
40 Frauen am Start - 26 Frauen im Ziel - ~35 % ausgestiegen
427 Männer am Start - 288 Männer im Ziel - ~32 % ausgestiegen
Alle 1,9 Kilometer ist somit theoretisch einer der 153 DNF ausgeschieden
293 Kilometer und 11.609 Höhenmeter
Moni - 2 neue Schaltzüge, 5 Paar Bremsbeläge
Frank - 1 neuen Schlauch, 1 neues Vorderrad, 2 Paar Bremsbeläge, 16 Mulbinden, 3 Rollen Pflaster, 5 Tuben Fenistil, verrückte Sanis die mir mit einer Bürste den Dreck aus der Wunde gebürstet haben.

Wahre Helden, bis zum Morgengrau wurde für uns an den Bikes geschraubt!

Abends geht es mit Stefan zusammen zur finalen Siegerehrung und danach zum letzten gemeinsamen Abendmahl. 

Stefans Siegespizza

Da uns unsere Unterkunft sehr gut gefällt, beschließen wir noch einige Tage zu bleiben. Montag ist absoluter Ausruhetag, Dienstag wird ein Stück Fleisch aus dem Knie entfernt, Mittwoch sind wir bereits wieder auf Kulturtrip in der Umgebung unterwegs und besuchen unter anderem das 3-Ländereck Tschechien-Polen-Slowakei. Hier beschließen wir morgen weiter in die Slowakei zu reisen und die Tatra zu besuchen.

Veloheld nach der "Arbeit"
Ďakujem za túto cool Image Janis



Akt 2 – Dolny Kubin, liebe auf den 2. Blick. Hier klicken
Finisher, a new family 2013 was born