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Endlich richtig Rad fahren. |
Kapitel 7 - …und plötzlich war die Straße weg…
Ja, was weiß der schon, was wir
alles mit dem Rad fahren können. Narender erklärt uns erneut, wir müssen doch
nicht mit dem Rad fahren, er kann uns mit dem Jeep überall hinbringen. Doch wir
bestehen darauf und erklären ihm, im schlimmsten aller Fälle treffen wir uns
heute Abend wieder hier im Hotel. Den Spruch fand er gar nicht lustig. Ich
beruhige ihn, zeige ihm auf der Karte einen Treffpunkt im Tal und sage „In spätestens
2 Stunden treffen wir uns dort“.
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Erste richtige Tour im Himalaya und erste Tour in neuen bunten Klamotten. |
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Erst vor dem Hotel, dann vor dem nicht sichtbaren 6.000er. |
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Abfahrt |
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Fernblicke genießen |
Das Problem, umso näher man hier
der Grenze kommt, umso ungenauer sind die Karten. Selbst auf Googel sieht man
hier in dem Gebiet kaum Straßen geschweige kleine Wege. Und was auf diesen
Karten ein gerader Strich ist, kann in Wirklichkeit eine Serpentinenstraße mit
mehreren hundert Höhenmetern unterschied sein. Jedenfalls war unser Ziel laut
Karte nur geschätzte maximal 20 Kilometer entfernt und wir machten uns auf den
Weg.
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Gigantisch |
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Da müssen wir hin. |
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Blick ins Tal. |
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Zu den Häusern müssen wir. |
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Daumen hoch |
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Welch schöne Bergwelt |
Zuerst rollt es sich auch sehr
einfach und der Weg ist in Wirklichkeit eine Aspahltstraße bis zum nächsten
Dorf. Hier hängt sogar eine Art Karte und die zaubert uns ein Lächeln ins
Gesicht. Kalpa 2.800 Meter, Pangi 2.700 Meter und Jangi 2.600 Meter und Aren
irgendwo im Tal bei 2.000 Metern. Es geht also nur bergab lautet unser Fazit
nach dem Studium der Karte.
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Erstes Dorf |
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Die Kids flüchten auf die Mauer... |
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... |
Nach diesem kleinen Dorf wird die
Straße rauer, der Weg enger und die Abgründe rechts von uns lassen uns ganz
dicht links am Felsen fahren. Die Aussicht runter ins Tal oder gegenüber in die
Berge ist genial. Der Weg bis hier hin eigentlich ganz gut fahrbar, nur das Auf
und Ab immer nur wenige Höhenmeter, macht uns in der Höhe doch zu schaffen. So
sammelten wir an diesem Tag auf 27 Kilometer auch immerhin 950 Höhenmeter. Gefühlt
geht es jedenfalls mehr bergauf als bergab.
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Ab hier gab es keinen Asphalt mehr, aber einen Weg. |
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Zisch... |
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Ja, Moni ist auf dem Bild zu sehen. |
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Neben dem Weg ging es teilweise 500-600 Meter runter. |
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Ja, diese Richtung |
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Traumhaft |
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... |
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Blick über die Kante. |
Irgendwann klingelt mein Handy im
Rucksack. Narender fragt wo wir bleiben und ob alles okay ist. Ich antworte ihm
schon fast etwas genervt, bleib mal locker, ich sagte doch 2 Stunden. Nach
einem kurzen Schweigen am anderen Ende der Leitung kommt als Antwort: „Ihr seid
aber doch schon 3 Stunden unterwegs!“. Ups, da haben wir wohl bissel das
Zeitgefühl verloren in der schönen bergigen Welt.
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Monipower |
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Ruckzuck 50 Höhenmeter runter, über die Brücke und wieder 50 Höhenmeter hoch. |
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Trinkpause |
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Apfel mit... |
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...Fernblick... |
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...bis ins nächste Dorf. |
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Und, wo geht es weiter? |
Wir genießen die Fahrt auch wenn
es anstrengend ist und kommen in einem kleinen Dorf an. Wir setzen uns auf eine
Mauer gegenüber des kleinen Tempels und genießen das bunte Treiben bei einem
geklauten Himachalapfel. Ab hier ist die Straße sogar fast neu und wir kommen
deutlich schnellere voran.
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Moni, liest mal wieder ein Schild vor! |
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Es gibt keine richtigen Straßen, aber Auto´s und LKW`s sind vor Ort. |
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Tempel mit Talbeschallung! |
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Auf dem Weg gab es öfters solche Bögen. |
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Gigantischer Baum |
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Wer sieht Moni auf der Straße? |
Unten im Tal sehen wir einen
Kontrollposten und einige hundert Meter dahinter steht Narender mit dem Jeep.
Wir düsen die letzten Serpentinen hinab und kommen absolut glücklich bei
Narender an. Dieser fragt uns ob wir uns registriert hätten in den Bergen. Was
wir verneinen und fragen was er überhaupt genau meint. Er erklärt uns, dass man
in dieses Gebiet nur reinkommt, wenn man registriert ist. Da grinse ich und
sage: „Du siehst wir sind auch drin, aber ohne weitere Registrierung!“ Er
findet es allerdings mal wieder nicht lustig und wir bekommen eine Belehrung
was alles passieren kann ohne Registrierung. Wir ignorieren die vielen Worte,
verladen die Räder und fahren mit dem Jeep weiter.
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Immer wieder war die Straße unter dem Fels. |
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LKW`s passten gerade so durch. |
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Unter fast jedem Felsvorsprung waren "Wohnungen". |
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"Küche" |
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PEEP PEEP DON`T SLEEP...BRO |
Die Straße ist nun immer seltener asphaltiert, die
Schlaglöcher werden immer größer und der Staub heftiger. An einer Teestube
machen wir kurz Halt und wir lassen es uns nicht nehmen zum Fluss runter zu
klettern und zumindest mal die Füße ins Wasser zu halten. Zurück an der
Teestube, treffen wir auf eine Motorradgruppe aus Deutschland.
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Selbst am Rand wird einem der Sand sofort unter den Füßen weggespült. |
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Chai-Pause |
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Kuss-Pause |
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Die Straße wird enger und enger. |
Das Grün der Hänge wandelt sich immer mehr in einen Braun/grau-Ton
und selbst der Fluss stellt mit seiner braunen Brühe keinen Kontrast dar. So
fahren wir Stunde für Stunde durch das Tal und registrieren dabei kaum das
Schild „Welcome in Lahaul und Spiti“. Hier vereinigen sich der Gletscherfluss
Spiti und der unzähmbare Satluj.
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Narender fährt wann immer es geht ganz rechts... |
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...denn links geht es immer direkt runter in den Fluss. |
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Brücke mit Kontrollstelle. |
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Gegenverkehr |
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Plötzlich eine fast neue Straße und "Kehrmaschinen". |
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Hier mündet des große Fluss Spiti in den Strom Satluj |
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Unser eigentliches Ziel - Spiti! |
Die Einfahrt ins Spitivalley ist
ein abenteuerlicher Anblick. Die Straße presst sich zusammen mit dem Fluss
irgendwie durch den Berg und wenn man nach oben Blick hat man das Gefühl, der
Berg stürzt über einem zusammen. Nachdem wir dieses Engstück hinter uns haben
geht es über zahlreiche Serpentinen aufwärts. Einige Abschnitte sind neu asphaltiert,
andere Abschnitte würden jeder Offroad-Veranstaltung in Europa als perfekte
Kulisse und Strecke dienen. Irgendwann hören die Serpentinen endlich auf und
wir sind irgendwo auf 3.300 Höhenmeter.
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Enge Taleinfahrt |
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Ab hier gibt es 0 Regentage im Jahr! |
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Die Straßenkantensicherung! |
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Fantastisch |
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Es geht aufwärts |
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Fast oben. |
Wir kommen an einer kleinen
Siedlung Namens „Ka“ mit vielleicht 10 Häusern an. Da wir den ganzen Tag bis
auf die Äpfel noch nichts zum Essen hatten machen wir hier einen Chai- und
Suppenstopp. Ich setze mich draußen auf ein Stück Holz was als Bank dient in
die Sonne. Moni und Narender gehen rein in die Gaststube, die mit ihrem kleinen
Regal im Eck auch gleichzeitig Supermarkt ist. Die Sonne brennt hier aber so
heftig, nach nur wenigen Minuten flüchte auch ich nach innen.
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KA |
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Narender legt immer Steine unter die Reifen. |
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Dorfstraße. |
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Teeterrasse auf über 3.300 Metern. |
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Die Terrasse. |
Wir essen und trinken gemütlich
und Narender drängelt zum Aufbruch, doch ich möchte noch einen Tee. Ein guter
Tee kann hier etwas dauern und als er gebracht wird vernehmen wir ein Grollen
im Tal und sehen eine Staubwolke in einiger Entfernung aufsteigen. Nachdem wir
den Chai-Tee genossen haben fahren wir weiter, doch schon an einer der nächsten
Kurven werden wir angehalten.
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Staub in der Ferne. |
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Unglaublich wie schnell sich selbst hier im "Nirgendwo" ein Rückstau bildet. |
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Es fliegen plötzlich wieder Steine runter. |
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Schweres Gerät steht hier sogar rum. |
Die Straße vor uns ist unter
einer Stein- und Sandlawine verschwunden! Jetzt wissen wir auch woher das
Grollen und der Staub genau kamen. Ohne unseren extra Tee, könnten wir nun irgendwo
unter diesen Geröllmassen liegen. Narender schaut mich an, sagt „Break“ und
lässt dabei seinen Fahrersitz in die Liegeposition einrasten.
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Aber es dauert bis die Maschinen anspringen. |
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Es wird an allen Teilen mal gewackelt. |
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Es wird viel geredet. |
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Und dann springt die Maschine endlich an. |
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Die Fahrer aus Deutschland sind auch im Stau angekommen. |
Dass dies hier relativ normal
ist, beweist die Tatsache, dass hier überall schweres Gerät rumsteht und sehr
schnell Arbeiter und Militär erscheinen, um die Straße wieder irgendwie
befahrbar zu machen. Und nur 2 Stunden später können wir unsere Reise auch
schon fortsetzen.
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Keine Ahnung woher, aber Bagger für Bagger kam plötzlich hier an. |
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Ruckzuck wurde hier eine Straße reingebaggert. |
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Staubiger Job. |
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Yeaha |
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Noch ein Gespräch und schon geht es weiter. |
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Auf etwa 100 Metern war die Straße verschüttet, welch Räumleistung. |
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Richtig stabil sieht der Straßenuntergrund aber nicht aus. |
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The Race... |
Unser Ziel „Nako“ liegt auf ca.
3.600 Meter und dies bedeutet weitere Serpentinen und tiefe Abgründe. Narender
liefert sich zeitweise ein kleines Rennen mit der Motorradgruppe aus
Deutschland, was uns bei einem Blick aus dem Fenster in den Abgrund mehr als
einmal den Atem anhalten ließ. Wir sind wirklich froh irgendwann den Ort und
somit unseren anvisierten Campingplatz mit dem vielsagenden Namen „Knaygoh
Kinner Camps“ zu erreichen.
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Links geht es mal wieder weit runter. |
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Unsere Begleiter für die nächsten Stunden |
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Mal hinter uns. |
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Im Hintergrund unsere Straße. |
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Höher |
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Und höher |
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Den Satz bitte "googeln" |
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Umso höher, umso mehr Grün gab es wieder. |
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Gefühlt über den Bergen. |
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Erste Häuser von Nako. |
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Felder |
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Ortseinfahrt Nako. |
Der Anblick der Zelte mit den
kleinen blühenden Vorgärten in der Bergkulisse lässt uns sofort in eine Welt
von „Tausend und eine Nacht“ abtauchen. Leider kennen die Betreiber hier auch
den Wert und die Schönheit ihrer Lage und vor uns liegt die teuerste Nacht
unseres Indienurlaubs. 5.200 Rupien inkl. Essen werden angesetzt, nach wirklich
zähen Verhandlungen konnten wir uns per Handschlag auf einen Preis einigen, bei
dem wir versprechen mussten ihn niemals weiter zu erzählen.
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Unser Camp |
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Ist das GEIL? |
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Unser Garten in der Wüste über den Bergspitzen. |
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Cola-Bier gab es auch, yeaha! |
Wir richten uns in unserem Zelt
bzw. in unserer Wohlfühloase ein als neben uns im Zelt sowas wie Hektik
ausbricht. Ein älterer Herr mit einer Kameraausrüstung, die einen eigenen
Träger benötigte, treibt seinen Helfer zur Eile an, da die Sonne gleich am See
untergehen würde. Moni und ich schauen uns verdutzt an, See, hier oben? Schnell
haben auch wir unsere Schuhe an, doch der Herr samt Helfer ist schon auf und davon.
Lange suchen müssen wir dennoch nicht, denn der See ist direkt vor unserem Camp
hinter einigen Baumreihen versteckt. Nur der Zugang ist nicht ersichtlich und
wir marschieren erst mal Richtung der kleinen Ortschaft los.
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Der See. |
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Steinklopfer. |
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Nako |
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Es war wirklich so unbeschreiblich einmalig anders schön dort. |
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Erkundungstour. |
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Beschriftete Steinplatten. |
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Eine der "Heiligen". |
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Heiliges Gewässer. |
Nako ist ein Ort wie ich mir einen
kleinen Ort im Himalaya vorgestellt habe. Kleine Steinhäuser, enge Gassen,
überall getrocknete Kuhfladen als Holzersatz gestapelt oder an die Hauswand
geklatscht zum Trocknen. An einem Rand des Ortes eine Tempelanlage mit
Gebetsfahnen am anderen Ende der See. Da
uns am Heiligen See der Platz ständig von heiligen Kühen und deren
Hinterlassenschaften sowie von rumrasenden Eseln streitig gemacht wird,
marschieren wir wieder in die engen Gassen.
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Überall Kühe |
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Erst wird Moni genau angeschaut. |
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Dann ich. |
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Nako Lake |
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Keine Ahnung warum, aber die Kühe haben mich fasziniert. |
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Der Ochse und die Heilige |
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Die Esel rannten hier so ihre Runden. |
Aber auch in den engen Gassen
kommen uns plötzlich von überall Kühe, Schafe, Esel und Pferde entgegen. Sie
kommen von ihren Tagesexkursionen zu den Futterquellen selbständig zurück in
ihre sicheren Ställe für die Nacht. An den Weggabelungen gibt es noch ein
kurzes Muh, bevor die eine Kuh samt Schaf nach links abbiegt und der Rest der
Karawane rechts weiter läuft. Ist ein Zugang bzw. ein Tor zum Stall zu, fangen
sofort alle Tiere, die in der engen Gasse noch dahinter stehen an sich
bemerkbar zu machen bis das Tor geöffnet wird. Ein geniales Schauspiel was wir
vorher so noch nie irgendwo beobachten und erleben durften.
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Wieder in den Gassen. |
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Fernblick. |
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"Hello Sir" waren seine Worte. |
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... |
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Auch in den Gassen war tierisch was los. |
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Dachkonstruktion |
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Kleine Oasen in den Höfen. |
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Der neue Tempel. |
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Irgendwann hat ein Mann laut irgendwas komisches gerufen,... |
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...danach kamen von überall Tiere. |
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Esel, Kühe, Schafe und Pferde kamen in Reih und Glied. |
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Wir stehen im Weg, da schaut Kuh gleich böse. |
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Blick aus dem Dorf auf den See und unser Ziel für den nächsten Tag weiter oben. |
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Auch Pferde kamen aus den Bergen. |
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Alle marschierten zielstrebig... |
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...in ihre Ställe oder Gatter. |
Zurück im Camp war es Zeit für
das Abendessen und siehe da, unsere Tischnachbarn waren die Schweizer aus dem
Hotel in Shimla. Sofort waren wir wieder in Gespräche verwickelt und schrieben
schnell die Ortschaften und Sehenswürdigkeiten mit, die deren Guide so
aufzählte. Nach einem wirklich super leckeren Mahl zogen wir uns zurück in
unser Zelt. Wir sind total erstaunt wie schnell die Temperatur hier fast gegen
Null Grad gefallen ist.
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Campwachhund. |
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"Lodge" |
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Blick vom Speiseraum. |
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Der Hund war immer dicht bei uns auf dem Platz. |
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Es wurde schnell kälter, aber Cola-Bier geht auch hier! |
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Erst eine Suppe. |
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Keine Ahnung was es alles war, aber es war richtig lecker. |
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Mhmmmmm! |
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Unser Bettchen. |
Im Bett beschließen wir, ab jetzt
wird mehr Rad gefahren wie mit dem Jeep durch die Gegend zu fahren und schlafen
ein. Irgendwann werde ich wach weil aus der Tasche mit meinen
Schokoladenreserven komische Geräusche kommen. Ich leuchte auf die Tasche,
stehe auf und gehe hin, doch nichts zu sehen. Kaum liege ich wieder im Bett,
raschelt die Tasche wieder. Also aufstehen, hin gehen, nachschauen und wieder
nichts finden. Doch am nächsten Morgen sehen wir das Desaster, ein Loch im
Stoffbeutel und fast alle Schokoladenriegel und die frisch geklauten Äpfel sind
von scheinbar verdammt großen Mäusen angeknabbert worden. Naja, es gibt schlimmeres
und gehen frühstücken.
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Abmarsch zum Frühstück |
Bilder der Radtour - KLICK
Bilder der Autofahrt - KLICK
Bilder der Nako-Erkundung - KLICK
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oh man, moni und frank, das ist alles einfach nur traumhaft. ich freu mich so für euch, dieses tolle erlebniss gehabt zu haben. die berichte, die bilder, irgendwie wird man mit verzauber und wenn man am ende angekommen ist, peng ist wieder die realität da.
AntwortenLöschenbehaltet das alles bloß für immer in euren herzen.
lg stefan