Montag, 3. August 2015

LaPaDu24H - Magura Duisburg 24 H - 2015



Blick vom Hochofen


Zuerst die Info: Nein, wir hatten keinen Unfall und auch keine Magendarmprobleme, die zu unserem Rennabbruch in der Nacht führten. Aber wirklich herzlichsten Dank für die vielen Nachfragen. Es war ein Mangel an den Dingen, die wir sonst so schätzen am Radsport. Zusammenfassen könnte man dies unter dem Begriff „Spaß“. Und Moni und ich haben schon immer gesagt, wenn es uns an Spaß mangelt, hören wir auf. So auch hier auf Platz 3 liegend knapp hinter Platz 2 mit 2,5 Runden Vorsprung auf Platz 4. 

Ohne Moos nix Klo`s



Ja, wir hatten Magenprobleme zwischendrin, aber die haben uns nicht körperlich ausgebremst. Vielmehr das nicht vorhandene WC bzw. das vorhandene WC und die lange Schlange davor bzw. das nicht vorhanden Toilettenpapier. 

ohne Papier auf dem Gepäckträger sah man selten jemanden...



Rechnung 1 – Im süd-östlichen Lager gab es 2 (ja wirklich ZWEI!) WC`s für knappe 2.000 Leute. Bei optimaler Auslastung bedeutet dies während der 24 Stunden stehen diesen Leuten 2.880 Minuten Toilettennutzung zur Verfügung. Also stehen jedem 1,44 Minuten für drauf sitzen, pressen, abputzen und Schüssel Bürsten einmalig zur Verfügung. Nun gut ein Rennen ist eben kein Zuckerschlecken…


ein Teil des Camps


Der lange Weg zur Wechselzone trug auch nicht zur Stimmungsbesserung bei, aber am meisten hat uns der Umgang untereinander auf der Strecke gestört. Die Gründe hierfür sind bestimmt vielfältig aber die Resultate, leichte Verletzungen und Beschimpfungen bis hin zu schweren Stürzen, waren uns dann doch genug.

ist und bleibt ein cooler Truck



Allerdings möchte ich nicht in die Kerbe reinhauen, die derzeit überall breit getreten wird und nur über die schnellen Fahrer herfallen. Eher im Gegenteil. Denn hätten die schnelleren Fahrer nicht sehr oft sehr schnell reagiert, wäre aus so mancher gefährlichen Situation sicherlich Schlimmeres entstanden. Vielmehr sollte sich hier doch mal der Veranstalter fragen, ob er die Teilnehmermenge nicht wieder etwas heruntersetzen sollte. Die Strecke war teilweise doch echt überfüllt.

Zeit zum Kaspern war genug vorhanden vor dem Start



Es sollte aber auch jedem Radsportler klar sein, dass man bei einem Rennen nicht einfach grundlos und ohne Vorankündigung die Spur wechselt. Hier ist mir persönlich ein Fahrer des 4er-Teams "S.H." Haus aufgefallen bei dem man sich fragen muss, ob der Staub die Gehirnwindungen verstopft hat.  

Staub oh je, und das bei einem Outdoorsport...



Es gab Zeiten da war jedem klar, 8er-Team nimmt 4er-Team in Windschatten, 4er – 2er und 2er ohne murren jeden Einzelfahrer. Ich fühle mich sogar gut, wenn ich einen Solofahrer im Windschatten über die langen Geraden ziehen kann. So auch in dieser Situation, Tempo bissel raus, Solofahrer in Windschatten rein und ab geht die Luzie. Von hinten kommt der besagte Fahrer des S.-Teams und drängelt sich ohne Vorwarnung kurz vor der scharfen Kurve hoch zum Sinterbunkerweg vor uns. 

Auch Marko von den Eulen war in einem 4er-Team unterwegs



Oben auf dem Sinterbunkerweg hängen wir uns nun bei ihm in den Windschatten, das ärgert ihn und er gibt Zeichen wir sollen nach vorne. Doch dabei tritt er weiter wie ein Gestörter so dass wir nicht vorbei können. Wir kommen zur 180 Gradkurve zum Hochofenweg, wieder bleiben wir an ihm dran. Nun kommt das wohl Bescheuerteste was ich jemals bei einem solchen Rennen von einem 4er-Teamfahrer erlebt habe. Um uns auf Abstand zu bringen gibt er nicht etwa Gas, nein er legt eine kurze angedeutete Vollbremsung auf der Geraden hin! Wir können gerade noch so ausweichen, ich schimpfe wie ein Rohrspatz. Nun nehme ich Fahrt auf um wieder in seinen Windschatten zu kommen und seine Startnummer zu erkennen. Leider schaffe ich es nur in den Windschatten und nicht mehr. Das nervt ihn aber wieder so, dass er diesmal ohne Vorwarnung einfach nach links auf die andere Spur zieht und schwupps muss ein Tross 8er-Fahrer die gerade von hinten angesaust kamen, voll in die Bremsen gehen! 

auch Marie war in einem 4er-Team unterwegs



Kommen wir mal zu Rechnung Nummer 2 – bei einem MTB-Rundenrennen sagte man früher ca. alle 25 Meter ein Fahrer oder wenn die Strecke einfaches Überholen zulässt, statistisch ca. alle 20 Meter ein Fahrer.  Diesmal waren es theoretische alle 16 Meter ein Fahrer wenn alle Teams einen Fahrer auf der Strecke hatten. Der Unterschied zwischen 20 Meter (425 Teams) und 16 Meter (531 Teams) ist rechnerisch auf dieser Strecke 25 % unterschied. Okay, kein Grund unhöflich zu werden – siehe Rechnung Nummer 3.

am Monte



Es läuft super für uns und wir sind hin und wieder sogar auf Platz 2 bei den 2er Mixed. Ich donner in einem Trupp aus 4 Fahrern aus einem 8er und 4er im Windschatten mit. Vorne höre ich die „Achtung links“ oder „Achtung rechts“ Ansagen und bedanke mich bei den Überholten als letzter in der Kolonne immer freundlich und oft kommt ein „Aber gerne doch“ vom Überholten zurück. Auf dem Stück durch die Manganwüste müssen wir abbremsen. 3-mal vernehme ich vorne den Ruf „Achtung links“ aber es kommt keine Reaktion von dem gemütlicheren Fahrer. Wir setzen links an und der Fahrer erschrickt dolle und zieht nach links in die Kolonne, so dass die Hinteren mit etwas Reaktionsglück noch rechts vorbei können. Der Fahrer wirft uns böseste Beschimpfungen hinterher.

Anfeuerung Nr. 1



Ich fahre in die Wechselzone übergebe an Moni und gehe an den Verpflegungsstand. Der von uns in die Bredouille gebrachte Fahrer kommt auch in die Wechselzone und übergibt ohne ein einziges Wort an seinen Teampartner. Ich gehe hin und sage: „Entschuldigung“, er antwortet mit einem „Hä?“ und nimmt die Kopfhörer mit mega lauter Musik aus beiden Ohren! Stell ich mir nun aber vor wir hätten alle Rückennummern, hätte dieser Kollege seine Ohrstöpsel wahrscheinlich gemütlich versteckt und wäre zum Race-Office und hätte sich kräftig beschwert. 

Einzelfahrerin Inga - immer ein Lächeln parat



Rechnung Nummer 3 – von 2007 bis heute hat die Strecke ein Teamvermehrung von 53,5 % hinnehmen müssen. Alleine von 2012 bis 2015 18,5 % mehr Teams. In Zahlen 2007 (346 Teams), 2012 (448 Teams) und 2015 (531 Teams – 2.251 Fahrer) 

die Kulisse und Stimmung ist schon genial



Immer öfters haben wir mit fortschreitender Uhrzeit gemerkt, dass überholte Teamfahrer immer langsamer wenn überhaupt auf Ansagen reagieren, aber auch die von hinten Kommenden gaben immer seltener Bescheid. Und da möchte ich mich nicht von ausnehmen. Doch warum ist das so? 

am Abend gab es einen wirklich schönen Anblick am Horizont



Nun Rechnung Nummer 4 –Bei einer Rundenzeit von 20 Minuten lege ich ca. 7,1 Meter pro Sekunde zurück. Dies bedeutet, dass ich ab der 3. Runde etwa im Rhythmus von 2,5 Sekunden einen Fahrer in der Theorie überhole bei einer Streckendichte von 16 Metern pro Fahrer. Jaja, die anderen bewegen sich ja auch usw., jo stimmt und wenn man dies mit berücksichtig kommt man auf ca.10-12  Sekunden. Mit Abrundung überhole ich also in der Minute 4-5 Fahrer und in 20 Minuten 80-100 Fahrer.  Das macht bei uns als 2er Team pro Fahrer ca. 3.200 mal „Achtung links“ oder „Achtung rechts“. Dem unter dem statistischen Durchschnitt Fahrenden passiert ein solches Überholmanöver noch viel öfters! Wie oft reagiert er also oder macht sogar dankend aufs höflichste Platz? (was er eigentlich nicht müsste)“

und es gab sie doch, die Gute-Laune-Typen auf der Strecke



Nun ja, kurz vor 0:00 Uhr war es dann soweit und ich habe Moni in der Wechselzone gefragt: „Hast du derzeit noch Spaß am Fahren hier?“ und die Antwort war ein deutliches „Nein“.  Wir gönnten uns nun noch eine leckere warme Brühe, bei den Jungs vom König Pilsener Stand noch ein Radler und sind duschen gegangen. Danach noch ein kleiner Schwatz mit unseren Camp-Nachbarn und schon waren Moni und ich im Land der Träume. 

Zeltnachbarn



Die warmen Strahlen der Sonne haben uns am nächsten Morgen aus dem Dachzelt an die Strecke getrieben um die Helden der noch fahrenden Zunft anzutreiben. Und als Geheimwaffe habe ich die böse „Monstertröte“ dabei. Diese verursacht solche schmerzenden Ohren, dass dem Fahrer nur eine Option am Monte Schlacko bleibt um diesen Schmerzen zu entkommen – schneller fahren! Oder wie Mario später dazu bei Facebook schrieb – 

David, ein Solofahrer aus dem Bilderbuch - immer nett und freundlich



„Danke an alle, die da so rumstanden, gegrüßt und geschrien haben, wie Axel Werner. Das hat gerockt. Und Frank Eggert vom RSC Wanderlust, das Schlimmste in den 24h war deine Fanfare in meiner vorletzten Runde den Monte Schlacko rauf an meinem Ohr. Danke Frank für eine weitere Nahtoderfahrung.“ 

Muschi bekommt die volle Fanfarendröhnung



Gratulieren wollen wir auch unseren sympathischen Zeltnachbarn, den Pott Pedals. Durchgezogen und Platz 103 erfahren und am Ende mit Stolz und vor allem auch zu Recht die Finishermedaille tragend.  

Yes



Runde für Runde wurde gefightet und auch wenn alle Teams immer sagen hier geht es ja um nichts, so war das Hauptthema in fast allen umliegenden Zelten die derzeitige Platzierung. Was mich nun zurückkommen lässt zu den einleitenden Worten des Veranstalter Stephan Salscheider: „Dies sei kein Rennen und keine Olympiade“. Sorry, wenn das so ist dann schreibt das „Rennen“ bitte als 24 Stunde CTF aus.  

Stephan muss viele Gemüter beruhigen und bleibt dabei immer höflich und sachlich



Darüber hinaus bin ich wirklich ein Verfechter unseren Sport jedem zugänglich zu machen, aber bitte nicht Fahrtechnik und Fahren bei einem 24 Rennen auf der Strecke üben. Es gab Leute, die haben den „Trail“ des später gesperrten Weges runter geschoben! Und dabei ist Duisburg nur einen Katzensprung davon entfährt, dass man dies sogar mit einem Standard Rennrad fahren könnte.  

Zielankunft



Was bleibt aber nun für Moni und mich hängen? Auch wenn wir in diesem Jahr leider nicht nur Positives berichten können, so werden wir wahrscheinlich auch in 2016 wieder am Start sein. Der Landschaftspark Nord in Duisburg ist einfach eine super-mega-geniale Location für ein Rennen. Die in der Nacht farbig beleuchteten Anlagen sehen einfach gigantisch aus. Die Strecke an sich ist eigentlich wie für uns Flachlandeulen gemacht. 

Moni kommt in die Wechselzone


Größtenteils eben, mit kurzen knackigen Anstiegen, die man gut mit Schwung nehmen kann. Besonders der ACDC-Berg rockt richtig und spornt an. Die Stimmung entlang der Strecke ist allgemein super und man trifft auch hier in Duisburg wieder auf die „dieselben Verdächtigen“. Und ganz großer Pluspunkt: Es gab in der Verpflegungszone Mohnkuchen! 

Udo fährt mit Siemens für den guten Zweck



Wir hoffen, dass sich der Veranstalter evtl. den einen oder anderen Punkt zu Herzen nimmt und es im nächsten Jahr bestimmt noch besser machen wird. 

Typen gibts...



Also Leute nicht immer nur in eine Richtung schimpfen und meckern, sondern auch mal sich selbst reflektieren. Es wird immer Schnellere geben und es wird immer zum Glück Einsteiger in den Sport geben und nur gemeinsam werden wir weiterhin Spaß haben. Ob man als Einsteiger in den Sport bei einem Rundenrennen gut aufgehoben ist, bezweifele ich allerdings. Denn Regeln gibt es auch auf der Strecke und die sollte man kennen.

lasst uns alle doch einfach "Banana" sein


In diesem Sinne, wir sehen uns 2016...denn bei all der Kritik können wir froh sein, dass es noch Veranstalter gibt für solche Großevents...aber liebe Veranstalter - Melkkühe sollten 4 Beine haben und genug Platz zum Weiden!

 
die Wechselzone, immer was los

Bilder von Moni und mir - KLICK 
Bilder von Christoph L. - KLICK 
Bilder auf dem Blog von "just-mtb" - KLICK
Album 1 Ruhrpott Runners - KLICK (Facebook)
Album 2 Ruhrpott Runners - KLICK (Facebook)
Bilder Sportograf - KLICK
Homepage Veranstalter - KLICK

Edit 04.08.2015 – wir haben dem Veranstalter neben diesem Blog-Eintrag auch eine Email mit Kritik/Anregungen/Vorschlägen gesendet und eine sehr konstruktive Antwort erhalten. Veröffentlichen werden wir diese nicht, möchten aber klarstellen, dass man anhand der Antworten erkennen kann, man wird als Teilnehmer mit fairer Kritik sehr ernst genommen. Die von mir ermittelte Zahl der Teilnehmer ist bzgl. Fahrer nicht korrekt und Beträgt dieses Jahr 2146 Fahrer, die Teamanzahl bleibt aber. Im Jahr 2014 waren es gemäß Aussage Skyder sogar 2.340 Fahrer –allerdings (m.A.) verteilt auf 485 Teams.

Moni und ich sagen vorerst danke für ein so schnelles Feedback und freuen uns wie bereits oben beschrieben wieder auf 2016.

3 Kommentare: