Samstag, 8. August 2020

Weser 404 km Radtour - und was kommt jetzt?

Wesertour
Ein Team, ein Ziel, viel Radlspaß

Es kam wie es kommen musste. Nach der Harzumrundung mit 336 Kilometer (KLICK) dauerte es nicht lange und die Poposchmerzdemenz setzte ein und „Ding Ding“ eine neue WhatsApp Gruppeneinladung – Weser 404 – blinkte auf meinem Handy auf. 

So ist das eben, eben sagt man sich noch, brauche ich NIE wieder und im nächsten Moment sagt man „ja bin dabei“. 

Kurz vor dem Start hatte ich sogar Zweifel, ob es eine gute Idee sei, die 400 Kilometer anzugehen. Mein Magen war die letzten Tage nicht der Beste und auf der Arbeit gab es Ereignisse, die meinen Kopf nicht wirklich frei werden lassen wollten. Doch plötzlich poppte der Text von Heiko in unserer WhatsApp-Gruppe auf und irgendwie wandelten sich meine düsteren Gedanken in pure Vorfreude. 

Text von Heiko:

Take Off in T - 12 Stunden.

Wir werden locker losradeln - wir werden einen tollen Tagesanbruch erleben - es wird ein schöner Tag in herrlicher Landwirtschaft - ein leichter Rückenwind wird uns die Weser hoch schieben - Pizza, Pasta und Eis zum Mittag - Sonne satt - evtl. ein paar Tröpfchen zwischendurch und dann wieder Sonne satt - es wird schwer werden, wir verlassen um 18 Uhr die Weser - es wird weh tun - wir werden fluchen - wir werden uns fragen, wer die scheiss Idee hatte - wir werden schweigen und leiden - wir werden uns schwören, so ein Mist nie wieder zu machen - wir werden den Schmerzen und negativen Gedanken trotzen - wir werden neu Energie schöpfen - wir werden Glücksgefühle erleben - wir werden im High-Gefühl die letzen KM geniessen - wir werden mit einem feuerwerksgleichen Orgasmus der Hormone und Emotionen ins Ziel radeln ... und einfach glücklich sein 😊

... und einen Tag später einen noch bekloppteren Plan schmieden.
... ich bin süchtig nach dem Scheiss und freu mich auf morgen wie ein Schnitzel...

Bis 3:45 Uhr 💪

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Nun gut, was soll ich sagen, eigentlich verliefen die 400 Kilometer recht unspektakulär. Fast alle hatten mal kurze kleine Tiefpunkte, aber da konnte ich mit meinem Engelsgesang Abhilfe schaffen. Denn ich singe scheinbar so schön, dass alle plötzlich voll motiviert sind und versuchen für mich im Wind zu fahren. Oder versuchen sie doch nur mir und meiner Gesangskunst davon zu fahren? 








Egal wie, Heiko hat den Tag perfekt geplant und getaktet. Und wir konnten den relativ strengen Zeitplan sogar fast den ganzen Tag einhalten. Allerdings hat Heiko auch die gesamte Familie eingebunden. Die Göttergattin durfte für uns einkaufen, der Sohnemann mit Freundin den ganzen Tag das Verpflegungsfahrzeug fahren und wir den ganzen Tag fast so viel Essen wie wir wollten. Zumindest haben wir den Kofferraum nicht leer bekommen.


 

Lars stieß unterwegs noch zu uns dazu und verließ uns nach ziemlich genau 300 Kilometern wieder. Typisch Kurzstreckenfahrer, keine Ausdauer (hehehe)! Für Moni und mich war es ein wunderschöner Radtag, wir haben nie überzogen und unsere Kraft war bis zum Ende auch vorhanden. Einzig die Müdigkeit war ein Thema bei uns, immerhin haben wir um 2:00 Uhr in der Frühe das Haus verlassen gehabt. 





Kommen wir aber kurz zurück zum Team. Wir hatten das große Glück neben den Männern Heiko, Michael, Lars und mir noch 2 Damen dabei zu haben. Isabel und Moni, beide nicht für ihre schlechte Laune bekannt, macht es zumindest mir immer wieder Spaß zu beobachten mit welcher Freude die beiden auf ihren Rädern sitzen und neben dem Fahrtwind noch die Landschaft genießen. Wie Isabel den Tag empfunden hat, hat sie auch in einige Worte zusammengefasst. 

Isabel:  
4 Uhr morgens: die Siedlung schläft - nur 5 einsame Radler stürzen sich in die Dunkelheit.

Das Ziel: Die Wege entlang der Weser.

Mit aufgehender Sonne zieht es uns gen Westen vorbei an Seesen und Echte. In Northeim noch den Lars eingesammelt erreichen wir nach gut 100km den ersten Pausenstopp. Unser Begleitfahrzeug vollgestopft mit tollen Leckereien.😋

Gut gestärkt erreichen wir nach kurzer Zeit endlich die Weser. Schöne Wiesen, Wasser und nun auch endlich die Sonne werden uns die nächsten 200km begleiten. Leider auch die ersten Gebrechen meines Körpers. Erste Zweifel kommen auf. Km 170 zunächst mein Rettungsanker. Runter vom Rad. Energie Tanken und immer ganz positiv denken. Die neu geweckten Lebensgeister bringen auch den Genuss zurück. Bis zur Mittagspause kann nun auch ich meinen Blick wieder schweifen lassen und die Schönheiten der Landschaft inhalieren. Lecker Pizza und Pasta zaubern uns ein Lächeln auf die Lippen. Weiter geht es an Hameln vorbei bis nach Rinteln. 300km auf dem Tacho heißt es nun Abschied nehmen von der Weser. Die letzten 100 km geht es der Heimat entgegen. In Eime heißt es nochmal Abschied nehmen. Lars hat es für heute schon geschafft. 300 km - Du kannst stolz auf dich sein. Für uns geht es weiter. Nur noch 30 km bis zum Ziel. Die Dunkelheit bricht herein und auch die Kräfte schwinden. Das Ziel ist so nah und doch so fern. 30 km voller Qual. Aber aufgeben ist keine Option. Den Schmerzen zum Trotz hangeln wir uns von km zu km, von Dorf zu Dorf. In mir Gefühlschaos: den Tränen vor Glück und Stolz so nah, aber die körperliche Grenze erreicht. 15 km und der Akku leer. 




Eine letzte Pause. Ich lehne am Zaun und suche die letzten Lebensgeister in mir. Ein letztes Gel - ein letzter Schluck aus der Flasche. Ein letztes Mal rauf auf den Sattel. Da taucht er auf - der letzte Berg. Die letzten Kräfte mobilisieren. Die letzte Abfahrt 😍 23:10 Uhr 405 km liegen hinter uns - das Ziel ist erreicht - der eigene Körper bezwungen.

Großer Dank gilt Moni, Frank, Micha, Lars und Heiko. Ohne euch hätte ich das Ziel heute nicht erreicht. GEMEINSAM stark.
Ein Team - ein Ziel 🚴‍♂️💪😍

Spezieller Dank auch nochmal an die fleißigen Helfer im Hintergrund. Sei es Die Chefeinkäufer, die Fahrer des Begleitfahrzeuges, alle die uns fleißig die Daumen gedrückt oder uns müde Krieger empfangen haben. 

Es war ein toller Tag, der mir in mehrerlei Hinsicht in Erinnerung bleiben wird. DANKE

Ich glaube der Text sagt schon alles aus und ich bin mal gespannt, wie lange Isabel zu ihrem Abschlusswort steht, so eine lange Tour brauche ich nicht wieder!  

Unterwegs feierten wir die Überschreitung der persönlichen Kilometerbestmarken von Michael, Lars, Isabel und Heiko jeweils mit einem lauten Klingelkonzert. Und im Ziel angekommen feierten wir alle zusammen den schönen Tag mit einem leckeren Radler. 




Ride on, Frank

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