Montag, 29. August 2022

Weser – Hann. Münden nach Nienburg 4 ¼ Tage Kajak

Pferde in der Weser - einer von vielen schönen Anblicken bei dieser Tour

 

Weser – Hann. Münden nach Nienburg 4 ¼ Tage

Kurzfristig habe ich ein langes Wochenende ermöglichen können, leider Moni nicht.

Aber Moni hat sich bereit erklärt mich samt Kajak nach Hann. Münden an den Zusammenfluss von Werra und Fulda zu bringen und 4 Tage später irgendwo abzuholen. 




 

So kam es, dass ich an einem Mittwochabend um 18:30 Uhr meiner Frau auf der Fulda nochmal zugewunken habe und auf die Weser eingebogen bin. Nach knappen 2 Stunden und 16 km habe ich einen schönen Zeltplatz gefunden und beschlossen das Nachtlager aufzuschlagen. 




 

Ich habe ein wirklich ruhiges Eckchen erwischt, bis auf das Rauschen der Weser und etwas Vogelgezwitscher war ich von der Außenwelt gefühlt weit entfernt. In Wirklichkeit lag ich zwischen „Haus an der Olbe“ und „Glashütte“ nur wenige Meter von einer Straße entfernt. 


 

Heute beim ersten Nachtlager galt es zuerst einmal zu erkunden was mir mein Frauchen für die 4 Tage alles zum Futtern und Trinken in die vordere Luke gepackt hat. Im Großen und Ganzen habe ich für jeden Abend 2 Dosen Radler, eine Dose Suppenzeugs (Ravioli, Bihunsuppe etc.), eine Dose Fruchtkrams (Ananas, Pfirsiche etc.) und für morgens Sandwichbrot und Erdbeermarmelade entdeckt. Nicht gerade Haute Cuisine, aber vollkommen ausreichend.




 

Ich werde recht früh wach, strecke meinen Kopf aus dem Zelt und blicke in eine wunderbare Welt, gehüllt in Morgennebel. Koche mir einen Kaffee und entdecke erst jetzt ein kleines Paket, darin verstaut eine „Made with love“-Wuchtel. Welch eine schöne Überraschung, danke schön Maus.  




 

Gut gelaunt wird mein Nachtlager verstaut und kurz nach 7:00 Uhr sitze ich im Kajak. Welch ein Genuss, Fischreiher stehen im Flussnebel und warten auf ihr Frühstück, 2 Rehe auf einer Sandbank sind am Trinken, sie zucken kurz, scheinen mich dann aber doch nicht als Gefahr einzustufen und lassen mich vorbeigleiten. 

 




Bei Bodenfelde lande ich an und hole mir beim Bäcker Brötchen und kleinere Leckereien. So gestärkt lasse ich auch Bad Karlshafen (welches ich von Radtouren sehr gut kenne) ohne weiteren Zwischenstopp hinter mir. 



 

Dank des Niedrigwassers kommen einige Fahrräder und viele Einkaufswagen zum Vorschein. Über einen solchen bin ich leider auch mit der Unterseite meines Kajaks geschrammt und habe mir an der Unterseite eine schöne Schramme eingefahren. 





 

Beverungen, Höxter und Holzminden sind weitere Stationen und gegen 18:00 Uhr stelle ich fest, ich habe bereits 76 km. Warum nicht die 100 Kilometer voll machen, denke ich mir. Um kurz nach 21:00 Uhr wird es dunkel und 8 km pro Stunde sollten doch zu schaffen sein. 

Eine Galloway-Kuh steht im Wasser und bestaunt meine Paddelschläge, zumindest bilde ich es mir ein. Ich komme am Flusskilometerschild 100 vorbei, bedeutet noch 16 km, bis ich heute die 100 km voll habe. In Beverungen werde ich allerdings auf eine harte Probe gestellt, der ganze Tag war bewölkt und jetzt kommt die Abendsonne raus und die Restaurants und Biergärten am Ufer rufen förmlich: „Frank, Frank, Frank komm zu uns!“. Doch ich bleibe tapfer im Kajak sitzen. 




Das Kilometer 100 Schild - könnt ihr es lesen :-)

 

Die Arme werden schwerer und der Abendhimmel färbt sich schon Blutrot mit der untergehenden Sonne. Ich komme am Schloss Hehlen, an Hehlen selbst vorbei und genau am lauten Kalkwerk Hehlen erreiche ich das Flusskilometerschild 116 und somit habe ich 100 Kilometer an diesem Tag erpaddelt. Doch hier am Kalkwerk möchte ich mein Nachtlager nicht aufschlagen. Zum Glück finde ich nur 2 Kilometer weiter eine schöne Sandbank. Schnell steht das Zelt und die Biuhnsuppe ist am Köcheln. Was für ein schöner bekloppter Paddeltag mit meinem ersten „Paddel-Gran-Fondo“. 






 

Tag 3 startet etwas anders als die anderen Paddeltage, denn ich kann irgendwie die Arme nicht richtig heben und mein Oberkörper meldet sich auch mit Mimimi. Melden sich da etwa Bauchmuskeln unter meinem Speckpanzer? Jedenfalls brauche ich verdammt lang bis meine Sachen im Kajak verstaut sind und ich mich wieder auf den Fluss begebe.




 

Jede größere Sandbank wird diesmal angefahren und für eine kleine Pause genutzt. Dabei schaue ich auf die Wasserkarte und lese etwas von einer Wasserrutsche für die Kajaks in Hameln. So eine Rutsche bin ich noch nicht gefahren und die Vorfreude auf diese Rutsche erweckt neue Lebensgeister in meinen Armen. Leider wurde meine Vorfreude böse enttäuscht. Am Wehr in Hameln angekommen muss ich feststellen, dass die Anlage defekt ist und ich mein Kajak umtragen/umfahren muss. 



 

Wenige Kilometer später komme ich zu einem Szenario, was mich innerlich total begeistert. In und an der Weser stehen Pferde, diese zeigen sich sogar sehr neugierig und eines kommt sogar auf mich zu. Der blaue Himmel, die leichten Hügel und dazu die Pferde, ein wirklich schöner Moment. 







 

Bei Rumbeck entdecke ich direkt am Ufer gelegen das Cafe Sorgenfrei. Ich gönne mir 2 Radler und auf der Flasche steht „Prost mein Engel“, ich denke dabei an meine kürzlich verstorbene Mutter und stoße Richtung Himmel an. 





 

Irgendwie bin ich danach etwas melancholisch unterwegs und lasse sogar die schöne Strandbar in Rinteln an mir vorbeiziehen. Kurz hinter Rinteln entdecke ich einen wunderschönen Platz und beschließe hier im gefühlten Nirgendwo mein Nachtlager aufzubauen. Nach einem ausgiebigen Bad in der Weser baue ich meinen kleinen Campingstuhl auf, bereite die kleine Küche vor und schaue in die Ferne. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich in diesem Moment geschworen, da fährt Moni mit dem Fahrrad. Und siehe da, wenige Minuten später kommt wirklich Moni über die Wiese auf mich zu gerollt, was für eine Überraschung. Und um die Überraschung perfekt zu machen, hat Madam eiskaltes Radler im Rucksack. 





Hatte ich doch richtig gesehen

meine Moni!

Unglaublich, da ist die Madam einfach mal auf gut Glück nach der Arbeit in Salzgitter losgeradelt, um mich irgendwo im nirgendwo zu überraschen, was dank Strava auch gelang. Da Moni am nächsten Tag aber schon früh einen Termin hatte, hat sie das Zelt bereits morgens um kurz nach 5 schon wieder verlassen. 

Zum Frühstück bin ich schon wieder alleine.

Der heutige Tag im Kajak hatte für mich mit leichtem Niesel, mal Sonnenschein, aber auch heftigen Regenmomenten und steifen Brisen wettertechnisch alles parat.

Unterwegs gab es auch einige Sandförderanlagen zu bestaunen, die je nach Sonnen- und Wolkenstand schöne Fotomotive darstellten, zumindest aus meiner Sicht. 


 
Hagelschlag





Aber auch historisch war heute einiges am Ufer los. So kommt man am Denkmal zum Fährunglück von 1925 vorbei. Damals sind 80 Personen bei einer Reichswehrübung gestorben. Was im Nachgang für die Anpassung der Reichswehrvorschriften sorgte, zu einer Anklage wegen Landesverrat führte und in einem Friedensnobelpreis gipfelte. 

Zwischen den Regenschauern bruzzel ich mir mein Mittagessen.



Mein nächstes landschaftliche Highlight war der Weserdurchbruch bei Porta Westfalica und dem Anblick des Kaiser-Wilhelm-Denkmal.




Bei Minden war ich etwas über das Aufgebot an THW, Roten Kreuz und DLRG an und auf dem Wasser überrascht, aber dies hing mit dem bevorstehenden Weser-Schwimmen zusammen. Ich paddelte schnell weiter und vorbei an der Schiffsmühle Richtung Wasserkreuz Minden. 







 

Ab dem Wasserkreuz war das Weserwasser plötzlich augenscheinlich dreckig. Zuvor klar und einladend, hatte es nun eine braune trübe Färbung. Was aber auch damit zu tun haben kann, dass ab Minden die Weser aufgestaut wird für den Schiffsverkehr. Jedenfalls war ab hier von Strömung nichts mehr zu spüren.

Ohne Strömung war nun richtig paddeln zum Vorwärtskommen angesagt und leider kam noch der Gegenwind hinzu. Allerdings wurde ich auch mit meiner ersten funktionsfähigen Bootsrutsche am Stauwehr Petershagen belohnt. 




 

Die nun folgenden Kilometer ähnelten dann doch sehr einer Fahrt auf dem Mittellandkanal zwischen Peine und Braunschweig. Man schaut auf Spundwände und grüne Böschungen. Erst Höhe Haverner Marsch habe ich einen schönen Nachtlagerplatz gefunden. 



 

Nach einer sehr angenehm ruhigen Nacht wurde ich am Morgen von einem vorbeifahrenden Frachtschiff geweckt. Es war schon erstaunlich warm und die Sonne sollte auch am restlichen Tag ordentlich brennen. 





 

Highlight an diesem Tag war die Bootsrutsche an der Staustufe Landsberge. Ansonsten dümpelte ich durch eine eigentlich schöne, aber doch auch langweilige Weser-Flachland-Landschaft. 


 






 

Ich beschloss das Moni-Taxi zu informieren, dass der kleine Frank bitte an der alten Fährstelle in Leeseringen abgeholt werden möchte. Als das Moni-Taxi kam, hatte es zu meiner großen Freude viele Mandel-Apfel-Pfannkuchen dabei. Wir genossen noch etwas das schöne Wetter an der Weser, bevor es wieder zurück nach Peine ging.


 

Einstieg: Hann. Münden westl. vom Wohnmobilstellplatz Weserstein

Tag ¼: 16 km

Tag 1: 103 km

Tag 2: 52 km

Tag 3: 60 km

Tag 4: 30 km

Ausstieg: Alte Fährstraße Leeseringen

Noch ein kleines Abenteuer? ->

- KLICK -> Paddelovernighter von Magdeburg 

- KLICK -> Kajak Übersicht

 

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