Etappenrennen durch die Hohe Tatra
Da stehen wir nun in einem
fremden Land, verstehen kein Wort und hoffen auf eine Startverschiebung und alles wegen diesem harmlosen Video...
ŠKODA HORAL 2014 from
Pasostudio on
Vimeo.
Der
Himmel über den Bergen der Hohen Tatra blitzt und erleuchtet so für einen
kurzen Moment die Umgebung. Das Donnern so stark, dass man Vibrationskringeln
in den Pfützen und Gläsern sehen kann. Jeder verdrückt sich soweit es geht
unter ein Schutzdach und das soll hier was bedeuten. Denn dieser Menschenschlag
hier in den Bergen bleibt bei einem Regenschauer einfach am See liegen als ob
nichts wäre, wir haben es erlebt. Aber hier, 3 Minuten vor dem eigentlichen
Start denkt keiner daran sich in diese Wassermassen zu stellen. Das Feld in der
Spitze absolut hochkarätig besetzt. Slowakische und Tschechische Meister ihrer
Klassen, aus Australien die mehrfachen 24 Stunden Alt-Weltmeister, die als
Vorbereitung für dieses Rennen die Sudety gerockt haben. Im Damenfeld erkennen
wir Gesichter, die wir bei Rennen in Tschechien, Dänemark, Slowakei oder Polen
schon gesehen haben. Und trotzdem steht 2 Minuten vor dem Start noch keiner bei
diesem Wetter an der Startlinie. Ganz im Gegenteil, erste Biker räumen das Feld
und packen ihre Bikes weg. Es folgt eine Durchsage und an den Gesichtern der
umstehenden Fahrer erkennen wir, es geht los. Aus allen Ecken rollen urplötzlich
Biker an den Startbogen. Der Regen schlägt so fest und in unglaublichen Massen
auf meinen Helm, dass ich Moni nicht verstehe. Ich strecke ihr einfach die
Faust entgegen, sie hebt ihr Faust und schlägt ein. Wir sind bereit Hohe Tatra!
Links von mir sagt einer im gebrochenen Deutsch zu mir: „Keine Angst, oben sind
wir über den Gewitterwolken!“ Auch ihm Strecke ich die Faust entgegen, er
schlägt ein, wir sind bereit. 5,4,3,2, loooooooooosss.
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Letzte Vorbereitungen und wie immer Probleme mit Monis Black Sin |
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Energie am Morgen vertreibt Hunger und macht Durst |
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Die Kampfansage |
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2 Minuten vor dem Start |
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1 Minute vor dem Start |
Etappe 1 hat begonnen, 32
Kilometer mit 1.400 Höhenmeter einfach und simple bergauf. Bergsprint nennen
sie es hier und es hört sich machbar an. Wir fliegen durch den Ort, fahren in
ein Tal ein und sehen keinen Weg mehr. Vor uns einfach nur Biker, die im Wasser
fahren. Die Wege überschwemmt, wir weichen ersten vorbeischwimmenden
Holzstücken aus. Ich schaue hinter mich, Moni zuckt einfach nur mit den
Schultern. Ja was wollen wir auch machen! Der Weg führt uns in den ersten
richtigen Anstieg. Das Wasser hat den Weg ausgespült, wir müssen absteigen und
die Bikes hochdrücken. Es kommt eine kleine Abfahrt mit Lehmboden, an Fahren
ist kaum zu denken. Ein Fahrer vor uns setzt sich auf seinen Hosenboden, hebt
sein Bike hoch und lässt sich rutschen. Ich hoffe für ihn, dass er an keinem
Stein hängen bleibt. Wir fahren an einem Feld mit hunderten von Störchen
vorbei. Es regnet so stark, dass die Störche für sich wohl entschieden haben,
sich lieber umfahren zu lassen, als bei dem Wetter wegzufliegen und sie bleiben
einfach stehen. Ein wahnsinns Moment, doch die Kamera muss in ihren 3
Schutzfolien bleiben, bei dem Wetter.
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Kurze Regenpause |
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Na, wo ist der Trail? |
Die Tour führt uns immer leicht ansteigend
durch einen Wiesensumpf und wir kämpfen uns zu 4. voran. Vor mir sehe ich
einige Wasserlöcher und eine weiträumige Umfahrung, aber was soll´s. Ab durch die
Mitte. Bevor ich kapiere was passiert, vernehme ich von hinten nur Monis
herzhaftes Lachen. Auch ich muss lachen, ich stecke bis zu der Hüfte im Schlamm.
Von meinem Bike sehen wir noch den Sattel und Lenker. Bike rausziehen, froh
sein, dass die Schuhe noch an den Füßen sind und weiter. Der Regen ist noch
immer so heftig, dass ich und das Bike nach wenigen Metern wieder sauber sind. Wir
fahren an einem Schild vorbei „Fotostation“. Meistens ein Zeichen dafür, dass
was Gemeines oder ein schöner Panoramablick folgt. In diesem Fall eine sehr
tiefe Wasserdurchfahrt. Doch der Fotograf fotografiert nicht, er hat Tränen in
den Augen und schüttelt gerade aus einem Mega-Großen-Objektiv das Wasser raus.
Was auch erklärt, warum es vom ersten Tag kaum Bilder von der Strecke gibt.
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Oben war es wirklich trocken |
Der Weg führt uns weiter und
weiter aufwärts. Nach moderaten 20 Kilometern geht es nun steil in den Berg.
Wir fahren durch eine Nebelsuppe und tatsächlich über die Wolken. Diese hängen
richtig tief im Tal drin und regnen sich aus. Doch nun folgen Abschnitte, wie
ich sie bei noch keinem Rennen erlebt habe. Schlamm in dem man 30 cm tief
versinkt, Anstiege, die zumindest ich auch bei bestem Wetter nicht gemeistert
hätte, aber dafür etwas Sonne von oben. Die war aber auch nötig, denn es war arschkalt.
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Aber von oben trocken bedeutet nicht von unten auch trocken... |
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Bildunterschrift hinzufügen |
Hier mal ein kleiner Ausflug in
meine Gedankenwelt kurz vor dem Ziel:
Du schaffst das! Einfach treten,
treten, treten. Jeder Trottel bekommt das hin, du auch! Los qäul dich, das Ziel
muss bald in Sichtweite sein. Fuck, ist das hart. 12 Grad und ich schwitze wie
ein Kieslaster. Komm den Hubbel noch, los einfach treten. Ahhh, wie ich diese Tatra
hasse. Wie ich Moni dafür hasse, dass sie mit ihrem kleinen Hintern noch so
locker wackelnd vor mir her fährt. Wie ich diesen Anstieg hasse, wie ich diesen
Schlamm hasse. Los Kurbeln. Moni zieht davon. Max. noch 1 Kilometer bis zum
Ziel. Ui, da oben im Nebel höre ich Anfeuerungsrufe, da muss das Ziel sein.
Schlamm, Wurzeln, Steine, eine letzte steile Rampe. Meine letzten Kraftreserven
werden durch das Anfeuern mobilisiert. Eine letzte Kurbelumdrehung und ich bin
auf der Straße. Die Menschen klatschen, ich atme durch, doch wo ist das Ziel?
Ahhh, auf der anderen Straßenseite geht der Trampelweg noch steiler weiter!
Moni überholt einen Fahrer und verschwindet in dem nun wieder aufkommenden Wolkennebel.
Ach ich hasse diese Zuschauer. Nun muss ich mich auch fahrend da hoch quälen
anstatt gemütlich zu schieben. Ich sehe ein Haus, ein Hotel, es geht rechts in
einen Tunnel, dieser endet an einer Treppe. Also absteigen, Bike schultern,
hoch rennen. Oben angekommen zeigt ein
Ordner mit dem Finger auf eine Fels-/Waldwand, ja schön aber wo ist die
Strecke? Er zeigt wieder da hoch. Tatsächlich, da ist ein Trampelpfad zu
erkennen. Ich hasse diesen Trampelpfad und den Ordner erst recht. Der Pfad
spuckt mich an einem Skihang aus, na toll. Es geht kerzengerade den
Wiesenskihang hoch. Ich hasse Skihänge, ich hasse nasse schlammige Wiesen, ich
hasse dieses Rennen. Noch 50 Meter bis zur Kuppe, die Reifen greifen nicht
richtig im Schlamm. Ich hasse das, ich will nicht mehr. Moni ist schon wieder
da oben verschwunden. Auch ich komme hassend da oben an, ich sehe den
Zielbogen, yeaha. Doch was ist das? Der Weg geht wieder runter. Ich hasse Wege,
die wieder runter gehen. Und noch mehr hasse ich diesen erneuten Wiesenaufstieg.
Ich höre in der Ferne die Durchsage: Monika Janzen, Germany! Moni hat es
geschafft, ich hasse es wenn Moni es vor mir schafft. Gott habe ich einen Hass.
Zielgerade noch 100 Meter Wiesenschlamm. Treten, treten, treten. Ich erreiche
die Zuschauer vor dem Zielbogen. Hammer ist das geil. Ich fahre durch den
Zielbogen, was für ein Gefühl. Ich höre wie aus fernen Boxen: Frank Eggert,
Germany. Man war das genial hart. Moni kommt und drückt mir einen Kuss ins
Schlammgesicht, ach wie ich das liebe. Fremde Männer klopfen ihr und mir auf
die Schulter und Grinsen. Einfach mega dieses Gefühl. Hier im Zielbereich muss
man keine Fremdsprachen können, hier sagen die Gesten der Teilnehmer alles. Man
hat das Rennen Spaß gemacht, die Strecke, der Schlamm, die Wurzeln, die Sümpfe,
die Bachquerungen…ich liebe es. Welcome on Horal-Tour in der Hohen Tatra!!!
Moni zeigt mit ihren Fingern eine 3 – Wow Moni ist 3. bei den Damen und ich 32.
bei den Herren. Was wir nicht wussten, von hier oben mussten wir auch mit den Bikes wieder zurück fahren...
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Im Ziel gab es Schnitzelbrötchen :-) |
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Und wenn man schon im Ski-Gebiet ist - Lumumba-Time |
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Yeaha - Power - Moni |
Anbei ein Video von Pasostudio der 1. Etappe
ETAPÁK HORAL TOUR 2014 - Piatok from
Pasostudio on
Vimeo.
Doch nun mal von vorne. In Polen
schnappte ich ein Gespräch auf, denn wie es so ist, wo „harte Jungs“ spielen,
gibt es Geschichten von noch „härteren harten Jungs“. So sagt der eine über die
Beskidy: „Wow, war das hart!“ und der andere antwortete: „Wenn das für dich hart
war, dann darfst du nie die Horal-Tour in der Slowakei fahren!“. Und irgendwie
ist dieser Satz in meinem Hinterstübchen hängen geblieben. Heute kann ich
sagen, wäre die Strecke nicht durch dieses Wetter so verwüstet worden, sie wäre
uns evtl. zu „brav“ vorgekommen. Doch wir hatten eben genau dieses Wetter
erwischt für die 3 Tage der Horal-Höllen-Tour.
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Tag 1 - erledigt |
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Tag 2 kann kommen |
Tag 1, ein Bergsprint mit 32 km
und 1.400 Höhenmeter.
Tag 2, ein „kleiner“ Marathon mit
134 km und 4.400 Höhenmetern.
Tag 3, ein CC-Rennen 7 Runden à
4,2 km und 220 Höhenmetern.
Schlafen konnten wir mit unserem
Bus am nahen Sportstadion. Hier gab es Duschen und WC`s. Das gesamte Event war mega-professionell
aufgezogen. Neben der Horal-Etappen-Tour gab es noch viele andere Marathons,
Kinderrennen und einiges mehr. So waren insgesamt über 1.200 Fahrer auf den
Strecken unterwegs. Das Schöne an diesem Etappenrennen war die Wertung. Es
wurden für die Zeiten Punkte vergeben. So konnte man auch bei einem Ausfall an
einem Tag an den anderen Tagen noch Punkte sammeln. Und dieses System sollte
mir noch zugutekommen.
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Moni beim Käse... |
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...bezahlen!!! |
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Hohe Tatra - Unser Ziel Tag 2 |
Nach einer schönen kurzen Nacht
mit viel Regen und cooler Livemusik rollen wir um 7:00 Uhr an den Start. Heute
soll es 134 Kilometer mit 4.400 Höhenmetern durch die Tatra gehen. Wir scherzen
noch, ach irgendwie kommen wir durch, wir haben ja 12 Stunden Zeit bevor die
Zieldurchfahrt geschlossen wird. Welch Fehleinschätzung der Situation.
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Die einen lauschen der Livemusik... |
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...ich schaue zu wie man eine super geniale Gulaschsuppe macht... |
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...und die Schlange am nächsten Tag beweist - die Suppe war der HAMMER!!! |
Der Start erfolgt pünktlich und
sofort merken wir wie die Strecke über Nacht bei dem Dauerregen noch mehr
gelitten hat. Die ersten Kilometer folgen der gestrigen Strecke und es geht durch
tiefen Schlamm auf- wie abwärts. Auf den feuchten Wiesen muss ich alles geben
um irgendwie an Moni und der Gruppe dranbleiben zu können. Ich merke wie meine
Kraftreserven leiden und wir haben noch keine 20 Kilometer hinter uns. Wir
verständigen uns und ich lasse abreißen und sehe wie Moni mit der Gruppe davon
zieht. Ich muss noch einige weitere Fahrer ziehen lassen bevor ich eine
passende Gruppe finde. So fahren wir nun zu 3. weiter und ich bin wie sich in
den Gesprächen rausgestellt hat der Jungspund in der Gruppe. Petr ist bereits
über 50 und hätte sich somit das Recht im Windschatten zu fahren verdient, doch
hier ackert er vorne.
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Tag 2 - wir haben meistens Sonne satt |
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Ewig weite Landschaften |
Es geht durch kleine Ortschaften
wieder in den Wald und die Stille. Außer das Schnaufen der anderen hört man
hier „nur“ die Natur. Schlamm und Matsch lassen uns wie Schlammmonster aus
einer anderen Zeit erscheinen. Wir quälen uns gerade durch einen Schlammtrail
bergan als vorne plötzlich die Bremse gezogen wird und die Hand wie früher beim
Militär ein Stopp und Ruhe signalisiert. Ich lehne mich zur Seite, schaue an
meinem Vordermann vorbei und sehe ca. 7-8 Meter vor uns Frischlinge. Sie
stürmen aus dem Wald auf den Weg, sehen uns, halten kurz inne und verschwinden
auf der anderen Seite wieder im Wald. So kommt ein kleines Wildschwein nach dem
anderen zum Vorschein bis plötzlich nur knappe 5 Meter vor uns eine
ausgewachsene Wildsau aus dem Wald gestürmt kommt. Sie bremst auf dem Weg im
Schlamm rutschend ab, schaut uns an, wackelt 3x mit ihrer Nase. Ich höre nur ihr
Schnaufen und meinen lauten Herzschlag. Keiner von uns 3 bewegt sich nun auch
nur einen Millimeter. Ich bin wirklich froh, dass noch ein anderer Fahrer
zwischen mir und der Sau steht. Die Sau schaut uns an, schüttelt den ganzen
Körper, schnaubt verächtlich als ob sie sagen will: „Arme Schweine“ dreht sich
um und rennt ihrer Rotte in den Wald hinterher. Mein Vordermann dreht sich
nicht mal um, er klickt einfach wieder ein und fährt weiter.
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Ich habe mir erlaubt den Text zu ändern...Besucht mal die Seite von Codever |
Geprägt von diesem Erlebnis
beschließe ich egal wie viele Körner es kosten mag an den Hinterrädern meiner
Vordermänner dran zu bleiben. Doch leider liegt zwischen Wunsch und Realität
der Anstieg.
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Trails |
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Da müssen wir noch hoch |
Unsere kleine Gruppe wird an
einem Anstieg auseinander gerissen. In der folgenden Abfahrt kann ich zwar fast
wieder auffahren, aber leider nur fast. Nach einem ausgiebigen Stopp am
Verpflegungsstand geht es weiter und direkt wieder in den Anstieg. 52 Kilometer
und schon fast 5 Stunden auf der Uhr. Die Hochrechnungen lassen meinen Körper
erschaudern. Die Sonne knallt nun erbarmungslos zur besten Mittagszeit von
oben, der Schlamm spritzt von unten und dazwischen arbeitet mein Kopf. Ich bin
bereits im kleinsten Gang am Strampeln als vor mir aus dem Anstieg eine richtig
steile Rampe wird. Man kann von hier 500-600 Meter nach unten schauen und
mindestens genauso weit nach oben und ich sehe nirgends einen anderen Fahrer.
Ich trete und trete und trete, die Beine machen zu, der Kopf sagt „hör auf“,
doch der Wille ist noch da. Ich trete, trete und trete. Ich setze mir kleine
imaginäre Ziele, „Los Frank bis zu dem Grasbüchel noch!“ und lobe mich selbst.
Ich sehe ein Ende der Rampe und feuer mich selbst an. Komm Frank, bis dahin
noch, dann bekommst du eine Pause. Und ich erreiche diesen Punkt und halte an.
Doch so wie ich mit der Tretbewegung aufhöre, knallt mir ein Krampf ins gesamte
Bein und ich kippe einfach um. Und bevor ich reagieren kann liege ich hier wie
ein Stinkkäfer auf dem Rücken mit hölligen schmerzenden Krämpfen in nun beiden
Beinen. Die Tränen knallen mir aus den Augen raus, ich schrei vor Wut, vor
Machtlosigkeit, vor Schmerz. Nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich aufstehen
und mir schießen sofort wieder Krämpfe ins Bein. Die Muskulatur rund ums Knie
tanzt und zuckt wie ich früher auf einer Technobühne. Ich schaue auf mein
Garmin. Nicht ganz die Hälfte der Strecke habe ich geschafft und es sind schon
fast 6 Stunden rum. Zum ersten Mal in meinem Radfahrerleben beschließe ich
daraufhin ein Rennen ohne technischen Defekt vorzeitig abzubrechen.
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Ich rolle durch diese schöne Landschaft zurück |
Ich rolle zurück und stoße erst 5
Minuten später auf den nächsten Fahrer. Er schaut mich fragend an und ich
signalisiere meinen Ausstieg. Am letzten Verpflegungsstand erkundige ich mich
nach einer Möglichkeit zurück und erfahre, dass ich von hier nur bergab rollen
brauch um am Eventgelände anzukommen. So war es dann auch fast.
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Mega Stimmung auf dem Eventgelände |
Ich verstaue mein Rad im Bus,
mixe mir ein Recoverie-Getränk, nehme mir die Kamera und etwas Geld und gehe
zurück zum Eventgelände. Ich beobachte das Treiben, gönne meiner verwundeten
Seele viele Leckereien und suche mir einen Platz um die Sonne zu genießen. Von
hier kann ich genau sehen wer aus dem Wald raus kommt und die letzten 300 Meter
zum Ziel absolviert. Der Wald gibt Fahrer aller Strecken frei und dann
erscheinen auch die 2 ersten der Langstrecke. Doch es sollten nun fast 50
Minuten vergehen bevor der 3. Platzierte hinter den UCI-Fahrern aus dem Wald
fuhr.
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Mit das Beste was CZ an Fahrern zu bieten hat |
Die Uhr tickt unermüdlich weiter
und nun sind 9 Stunden rum. 9 Stunden, die Moni nun schon da draußen kämpft.
Die Fahrer, die nun von der Langstrecke ins Ziel kommen berichten von erneuten
starken Regen oben am Berg. Die Gesichter der ankommenden Fahrer sprechen
Bände. Der Kampf in den Wäldern wurde scheinbar nicht leichter. Denn fast jeder
Fahrer hat Sturzspuren. Nach 9 Stunden und 22 Minuten kommt die erste Frau aus
dem Wald, Dasa Sverakova. Ihr Gesicht strahlt die absolute Verzweiflung und
Härte der Strecke aus. Und wenn eine Frau mit so vielen Titeln (aktuellster
Vizeweltmeisterin im Cross Triathlon) die das Ganze auch noch Hauptberuflich macht
so fertig hier ankommt…Mir läuft es eiskalt den Rücken runter.
Immer weniger Leute warten hier
oben am Waldausgang auf ihre Freunde, Bekannte oder Lebenspartner. Nach und
nach kommt einer nach dem anderen aus dem Wald. Lachen kann keiner mehr von denjenigen,
die nun aus der Waldhölle kommen. Einige bekommen noch ein müdes Grinsen für
die Wartenden hin, doch das war´s dann auch. Nun sind über 11 Stunden vorbei!
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Hat Moni wirklich aufgegeben? |
Ich stehe hier oben und rufe
plötzlich in den Wald: „Tatra, gebe mir meine Moni zurück!“. Doch aus dem Wald
kommt ein anderer Fahrer. Und schlimmer, ich vernehme im Wald das Geräusch
eines Quads, schaue auf die Uhr. Nur noch 10 Minuten bis zum Schließen des
Ziels. Das Quad kommt aus dem Wald, tatsächlich es ist der Besenwagen und
leider ohne Moni davor! Das war`s denke ich mir, sie ist wohl auch ausgestiegen
und begebe mich runter Richtung Eventgelände.
Ich blicke ein letztes Mal zurück
zum Wald und frage mich warum schauen die Quadfahrer nach hinten in den Wald?
Und da war doch, ja da hab ich doch, ja es ist ein blaues Trikot! Moni kommt
nach 11 Stunden, 54 Minuten und 49 Sekunden grinsend aus dem Wald ins Ziel
gefahren. Ich kann es nicht fassen und springe vor Freude wild jubelnd wie ein
Känguru durch die Gegend.
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Moni kommt aus dem dunklen Wald und strahlt! |
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Geniale Leistung! |
Moni lässt sich am Streckenrand nieder
und ist fix und fertig. Die Helfer vom Verpflegungsstand bringen ihr Brote,
Obst und Getränke. Ich hole ihr schnell von dem genialen Gulasch und frage was
sie trinken möchte und die Antwort lautet: Bier! Fremde Frauen und Männer
kommen und gratulieren. Ein Slowake kommt zu Moni, drückt sie und sagt im
gebrochenen Deutsch: „Ich habe schon die Salzkammergut-Trophy erlebt und vieles
mehr, aber noch nie ein Rennen so heftig hart wie heute!“. Nun der Vergleich
zur Trophy fehlt uns, aber hart war es auf jeden Fall.
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Durchschnaufen |
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Viele werden diesen Adelsschlag nicht verstehen, ich bekam Gänsehaut |
Die Hohe Tatra in Horal hat an
diesem Tag alles gegeben, um die Fahrer in die Knie zu zwingen. Und am Ende des
Tages können auch nur 3 Frauen und 22 Männer der Horal-Tour von sich behaupten
– Tatra, war da was? Denn mehr als diese 25 Velo-Etappen-Helden haben die
Ziellinie an diesem Tag nicht erreicht!
Video der 2. Etappe von 2013
2. etapa HORAL TOUR 2013 from
Pasostudio on
Vimeo.
Nach einer ausgiebigen Dusche
ging es zurück zum Eventgelände. Hier haben wir von so manch komischem
Kochgerät leckere Köstlichkeiten futtern dürfen. Nach einigen Radlern und guter
Stimmung bei der Livemusik ging es dann in die Koje, denn es stand ja noch der
3. Tag an.
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Puffer super lecker |
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Livemusik auch am 2. Abend |
Die 3. Etappe war auch
gleichzeitig ein Rennen der Slowakischen XCM Tour (Cross Country). Hier galt es
für die Frauen 5 Runden und für die Männer 7 Runden auf einem 4,2 Kilometer
langen Rundkurs mit 220 Höhenmetern zu bewältigen. Alleine diese Daten reichen
aus um zu erkennen, das wird mehr als heftig. Aber da sich diese Veranstaltung
für die Cross Country Weltmeisterschaften 2017 beworben hat, ist die
Streckenführung alles andere als easy!
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Ready to Race |
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Wahnsinn was hier alleine bei den Kinderrennen los ist |
Aber wir machen es nun kurz, es
war wirklich heftig aber geil. Steile Anstiege, brachiale Abfahrten und das
alles unter den Augen von hunderten Zuschauern. So konnte Moni unter den Damen
an diesen Tag den 3. Platz einfahren und ich bei den Männern einen guten 23.
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Mal wieder versagte die innere Zugführung kurz vor dem Start - Black Sin Rahmen 2014... |
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XC - Strecke vor dem Massenstart |
Video der 3. Etappe leider auch aus 2013
3. etapa HORAL TOUR 2013 from
Pasostudio on
Vimeo.
Und pünktlich mit der Ankunft im
Ziel öffnete der Himmel mal wieder die Schleusen. So wurde die Siegerehrung um
eine gute Stunde verschoben und wir konnten das Essen der anwesenden „Slow Food
Tatra“ Gruppe genießen.
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Mal wieder einer dieser Schauer |
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2 Weltmeister aus Australien - von der Sudety zur Horal-Tour ins MTB-Paradies Australien |
Die Siegerehrung der Horal-Tour
erfolgte dann mit allem Brimborium von Nationalhymne über Tränen und
gigantischen Applaus der Zuschauer, die noch nicht weggespült wurden.
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Aufstehen für die Nationalhymnen |
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Große Bühne für starke Frauen |
Moni erlangte in der
Gesamtwertung der Damen einen 3. Platz und darf sich Bezwingerin der Horal-Tour
nennen. Ich landete am Ende noch auf einem 34. Platz der Herren, denn nicht nur
ich gab in der 2. Etappe auf.
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Damen-Power |
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Dieser Gewinn sorgte für viel wirbel auf Facebook :-) |
Insgesamt war es ein mega
Abenteuer in der Hohen Tatra mit einer wirklich genialen Organisation. Wir
haben uns nach dem Rennen auf einen kleinen schönen Campingplatz zurückgezogen.
Wäsche der 3 Tage bewältigt und uns ein gigantisch großes leckeres Stück
Fleisch über dem Feuer zubereitet.
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"Fire"-Abend |
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The Day After |
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3 Tage hängen hier rum |
Slowakia – immer wieder gerne!
Grüße Moni und Frank
Links
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Tombola für die Helfer - schöne Sache |
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Chips vom Holzstock - richtig lecker |
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Wäsche...grrrr |
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Monis Pokalsammlung dieses Etappen-Abenteuers |
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