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Tuk Tuk fahren, eine Welt für sich. |
Präambel
Nachdem ich Moni in Venedig aus
dem Kajak heraus um ihre „Hand“ gebeten habe, wir im Harz eine 5-tägige
Hochzeitsause gefeiert haben, stand nun unsere Hochzeitsreise in den Himalaya
an.
Kapitel 2 Neu-Delhi an einem verdammten Tuk-Tuk-Tag
Der Tuk-Tuk Fahrer zieht raus und
orientiert sich an der Linie zwischen der 2. und 3. Fahrspur. „Was wollen wir sehen?“ lautet die Frage des Fahrers
und wir antworten gleichzeitig mit einem Grinsen „Alles!“. Er nickt, geht in die Eisen, verursacht rund
um uns ein Hupkonzert, dreht sich um und sagt: „Dann müssen Sie mich den ganzen
Tag bezahlen!“. Mit Panik in den Augen beobachten wir den von hinten
ankommenden Verkehrsfluss, den wir wie ein Fels in der Brandung aufteilen mit
unserem kleinen Tuk-Tuk.
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Unser Fahrer hat sein Tuk Tuk unter Kontrolle, wir reden es uns oft ein! |
Ich brülle nach vorne, „Ja ja!“
und sofort setzt sich das Tuk-Tuk wieder in Bewegung. Doch leider rutscht mir
die Frage „Wie viel?“ aus dem Mund und schon steht das Tuk-Tuk wieder.
„1.500“ schreit der Fahrer mit
einem Grinsen. Mit fragenden Augen schaue ich meine Finanzministerin an, wie
war der Kurs? Doch Moni krallt sich gerade mit aller Kraft in den Sitz und
schaut mich nur mit großen Augen an. Von vorne brüllt der Fahrer „1.500, okay Sir?“
Von hinten fängt ein LKW an seiner Hupe Taten folgen zu lassen und schuppst uns
vorsichtig an. Man, denk ich mir, die gehören doch zusammen. „Okay Sir, 1.500?“
„Nein, 500!“ rufe ich nach vorne, mit irgendwas muss ich ja anfangen. Der
Fahrer lacht und verschränkt die Arme, der LKW schiebt nun richtig von hinten
am Tuk-Tuk.
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Police, ja wo ist die Polizei wenn man sie braucht? |
„1.300 Sir, ich habe Familie!“
kommt von vorne, neben mir schaltet sich Moni ein „75, 1 zu 75 ist der Kurs!“.
Ich rufe nach vorne „750“ und komme mir gleichzeitig richtig blöde vor, ich
biete hier einem Mann samt Tuk-Tuk gerade 10 Euro, um uns die nächsten 10
Stunden sicher durch Delhi zu fahren. Doch zu unserem Erstaunen greift er zum
Lenker und fährt los. „Okay Sir, 750 bis 1.000 wenn sie nicht zufrieden sind. Meine
Name ist Neeraj und Sir, sie geben mir mehr wenn sie mit mir zufrieden sind!“.
Das klingt fair und wir wollen nicht wieder mitten auf der „Autobahn“ stehen
bleiben, wir rufen „Deal“.
Ein von uns ausgesuchtes Ziel war
der „Counought Place“, eine Einkaufsmeile mit Charme steht im Führer. Unser
Fahrer sagt, wenn ihr unbedingt wollt fahr ich euch hin, wir bestehen darauf.
Leider, muss man sagen, ein Betonplatz mit durchgehend auch in Europa bekannten
Geschäften und Marken.
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Zentralgebäude am Counought Place, naja. |
Nun führt uns unsere Fahrt an
vielen historischen Gebäuden vorbei, doch wir sind mehr von dem Verkehr und dem
Leben am Straßenrand fasziniert und zugleich auch sehr irritiert. Armut
wechselt innerhalb von wenigen Metern mit gigantischem Reichtum ab. Jeder, der
es sich leisten kann, hat eine ganze Armee an Wachsoldaten vor der Tür stehen
und selbst mitten auf den Straßen sieht man immer wieder Soldaten mit
MG-Nestern.
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Viele Kulissen fliegen an uns vorbei. |
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...ein Brunnen... |
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Keine Ahnung was es war, aber unser Fahrer sagte das Gebäude im Hintergrund sei wichtig! |
Unsere Reise führt uns nun zum
240.000 m³ umfassenden Rashtrapati Bhavan „Haus des Präsidenten“. Amtssitz und
Residenz des Staatspräsidenten und vieler Ministerien. Von hier sieht man auch
das große „India Gate“ (offiziell All India War Memorial), ein Triumphgbogen
mit den Namen von 90.000 Kriegstoten des ersten Weltkrieges. Ein komischer
Triumph…
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Präsidentenpalast |
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Nebengebäude des Amtsitzes. |
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Blick Richtung India Gate |
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Marsch durch und drumrum um den Palast. |
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Ein sicherer Platz auf Indiens Straßen, der Mittelstreifen. |
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Einfach auf dem Mittelstreifen bleiben, da hupt auch keiner. |
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Fast am India Gate, natürlich stellt uns der Fahrer für das Bild auf den Mittelstreifen. |
Das Leben um das India Gate ist
aber faszinierend. Kinder baden in den angrenzenden Brunnen, Frauen waschen
Kleidung und dazwischen stehen viele Straßenhändler. Doch uns wird es etwas zu
viel, die Hitze, die Menschenmenge, die vielen Fahrzeuge. Wir sind froh einen
festen Fahrer mit seinem kleinen Tuk Tuk als Erholungsinsel zu haben.
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Monis Wasserkauf, diesmal mit Banderole. |
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Verkaufsstände |
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Brunnenleben |
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War Gemüse und anderes Trockenzeug. |
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Obst frisch aufgeschnitten, schmeckt super bei der Hitze. |
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India Gate |
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Tätowierung gefällig? |
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Mobiler Straßenstand. |
Weiter geht es ins Gandhi Museum,
zum Gandhi Grabstein und noch zu vielen anderen Einrichtungen und Tempeln.
Kultur im Takt des Tuk Tuk Motors, wir sagen Neeraj bring uns bitte an einen
Ort der Ruhe. Er bringt uns zum Lodhi Garden. Eine große Parkanlage mit
mehreren Mausoleen und anderen Bauten aus dem 15. und 16. Jahrhundert im
indischen Stil. Und tatsächlich, hier kommt man etwas zur Ruhe aber es gibt
nirgends etwas zum Futtern im Park.
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Keine Ahnung was es ist, lag im Dreck. |
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Kurzer Entspannungsmoment im Museum. |
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Da hinten liegt "er" drin. |
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Welt-Frieden-Gong |
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Gewisse Zeichen gab und gibt es schon lange vor der europäischen Geschichte. |
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Gandhimuseum |
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Mausoleum |
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Noch ein Mausoleum |
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Oh, noch ein Mausoleum im Park. |
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Was könnte dies wohl sein? |
Also zurück zum Tuk Tuk und Neeraj versteht.
Er fährt uns in ein klimatisiertes Restaurant mit gehobener indischer Küche.
Danach versucht er uns noch in einige Basare zu lotsen, doch wir danken und
lassen uns zum Roten Fort fahren. Unterwegs queren wir ein Muslimisches Viertel
und da hier ein Feiertag bevorsteht sind die Straßen mit Ziegen überflutet.
Einige der Ziegen werden auch direkt auf dem Gehweg geschächtet, ein für uns
absolut ungewohnter Anblick. Als ich die Kamera auspacke um ein solches Ritual
und andere Szenarien hier zu fotografieren gerät unser Fahrer Neeraj in echte
Panik und schreit mich regelrecht an: „No Pictures, they will kill us!“
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Monis erstes indisches Essen...logo Pizza! |
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Stand zum Verkauf für 1.000 Rupien. Schade, dass ich kein Platz im Gepäck hatte. |
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Aus Rücksicht zeigen wir nur lebende Ziegen. |
Seine geweideten in Panik
versetzen Augen lassen erahnen, er hat wirklich Angst, welche sich nun auch auf
uns überträgt. So sind wir ganz froh als er uns zwischen vielen Soldaten
aussteigen lässt und sagt: „Ab hier seid ihr wieder sicher bis zum Eingang ins
Rote Fort!“. Am Kartenhäuschen eine gigantische Schlange, wir stellen uns an
und werden von fast allen sehr komisch angeschaut. Ein Mann kommt auf uns zu
und sagt, wir „Ausländer“ dürfen direkt nach vorne an den freien Schalter. Und
tatsächlich, vorne gibt es einen freien Schalter, doch als ich lese warum,
werde ich schon fast etwas sauer. „Inder“ 30 Rupien, „Ausländer“ 500 Rupien und
für „nur“ 1.500 weitere Rupien bietet der Mann sich nun auch noch als Guide an.
Zum Glück hat er in diesem Moment nicht verstanden was ich ihm als Antwort
gegeben habe. Harmlos ausgedrückt „Schleich dich!“.
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Aprilscherz, leider nein. |
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500 vs 30 |
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Außen am Roten Fort entlang |
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Kurz vor dem Eingang |
Im Roten Fort, welches wirklich
unerwartet groß ist, mit seinen Parkanlagen, Verteidigungsanlagen und vielen
mehr spüren wir immer mehr die Hitze und vor allem die Reisemüdigkeit. Wir
legen uns auf eine Wiese sehr bewusst in die Nähe von einigen Wachsoldaten. Alle,
aber wirklich alle und es waren mehr als tausend Menschen, die nun an uns
vorbei laufen, lachen, kichern oder schütteln den Kopf wenn sie uns sehen.
Viele machen auch einfach Bilder von uns wie wir da so schön im Gras liegen. Da
die Sonne aber wandert und der Schatten eines großen Schildes von uns weicht
stehen wir auf. Erst jetzt sehe ich die Zeichen auf dem Schattenspendenden
Schild: „Sitzen und liegen auf dem Rasen verboten!“
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Kurz hinter dem Eingang! |
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Die Menschenmassen verteilen sich wieder. |
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Wunderschöne Gebäude im Fort. |
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Wer möchte sich nicht auf diese saftig grüne Wiese legen? |
Wir machen uns auf den Rückweg,
drängeln uns durch die Menschenmassen, die Ziegenherden und die schreienden
Händler zu unserem Tuk Tuk, zu unserem Neeraj.
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Neeraj macht ein Nickerchen. |
Unser Fahrer fragt was wir noch
sehen wollen, doch wir sagen wir haben genug, bitte zurück zur Busstation. Dort
angekommen bezahlen wir Neeraj mit einem wirklich großzügigen Trinkgeld. Da wir
noch Zeit haben und neben uns im Gebäude überraschend viele Menschen
verschwinden und mit großen Tüten wieder rauskommen, gehen auch wir mal dort
hin. Ein Kleiderbasar von gigantischem Ausmaß. Auf Türmen von Klamotten stehen
die Händler und schreien Preise und außen rum zanken sich die Frauen um die
besten Stücke. Zu viel für uns, wir ziehen uns zurück und finden neben einem
kleinen Tempel, in der Nähe der Busstation wirklich einen für Neu-Delhi ruhigen
Platz.
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Stadtleben |
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Berge von Kleidung |
„Sir, hello Sir!“ ertönt es neben
mir und ein kleiner Mann wackelt an meiner Schulter. Ich mache die Augen auf,
es ist bereits dunkel in Neu-Delhi. Ich schaue neben mich, da sitz Moni
zusammengekauert und schläft. Ich greife schnell Richtung Rucksack, doch auch
er ist noch da. Oh, oh, da haben wir wohl den Bus verpasst ist mein nächster
Gedanke.
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Bissel die Füße abkühlen. |
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Yeaha, ein fast ruhiger Platz. |
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Moni schläft |
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Der Tempel mit Beleuchtung, Moni schläft noch immer. |
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Je dunkler es wurde, je bunter wurden die Tempel. |
Doch nun erkenne ich den Mann vor
mir, es ist der Fahrkartenverkäufer aus dem Busbüro in dem wir auch unsere
Sachen (Fahrräder) den ganzen Tag über einstellen durften. Er zeigt auf die Uhr
und sagt der Bus fährt bald, wir sollten uns langsam fertig machen. Wir holen
unsere Sachen aus dem Büro, gehen zum Bus, übergeben unsere Taschen, setzen uns
auf die wirklich komfortablen Liegesitze und schlafen wieder ein.
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Wie sehr wünscht man sich, sie würden sich daran halten in der Stadt! |
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Stromkabel runtergefallen, egal hebt man eben wieder hoch. |
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