Freitag, 13. Dezember 2013

Südlich des Weißwurstäquators zur 12 Std Europameisterschaft



Südlich des Weißwurstäquators zur 12 Std Europameisterschaft

Auch während des Rennens darf gelacht werden...

(Ein Bericht der irgendwie von uns bis jetzt nicht veröffentlicht wurde! Rennen fand im September statt)

Da Moni im Frühjahr die Deutschen 12 Std. Indoor-Meisterschaften gewonnen hatte, lag es ja nicht fern mal zu googeln ob es für diese Art von Wettkampf auch noch weitere Veranstaltungen gibt. Und siehe da, in Bayern wird dieses Jahr zum ersten Mal die Diessener 12 Std. MTB-Europameisterschaft rund um den Schatzberg ausgetragen. 
Fahrerlager vor Wengen

Ruck Zuck haben wir mit unseren Chefs den Urlaub geklärt, die Tage im Kalender geblockt und uns angemeldet. Die Anreise verlief dank der frühen Uhrzeit sehr unproblematisch und wir erreichten den Ortsteil Wengen von Diessen am Ammersee zur frühen Mittagsstunde. Das Dorf ist leer und wir finden keinen Einheimischen auf der Straße um mal zu fragen wo das Rennen stattfindet. Als wir aber den nach eigener Aussage der Wengerer schönsten Dorfplatz weit und breit erreichen wird uns auch klar warum das Dorf ausgestorben ist. Hier an diesem schönen Platz direkt an der Leonhardikapelle direkt an einem Bach samt Weiher und einer „Stein-Alten“ Weide, die genug Schatten für mehrere Rastbänke bietet, ist die Dorfgemeinschaft am Wuseln. Startbögen werden errichtet, Zelte aufgebaut, das Gemeinschaftshaus auf Vordermann gebracht. Mein Schnellblickscanner erkennt sofort, auch wenn die Mädels und Jungs des „Motorsportclub Diessen im ADAC e.V.“ zum ersten Mal eine solche Veranstaltung ausrichten, sie haben das für mich wichtigste zur Herzenssache erklärt. Ich kann den Aufbau einer Kuchentheke, eines Grillstandes, eines Verpflegungsstandes und das Aufhängen der Speisetafel am Gemeinschaftshaus mit einem wohlwollenden Krummeln meines Magens kommentieren. 
Moni an einer der Rampen

Im Festzelt bekommen wir von gutgelaunten Betreuern die Startnummern ausgehändigt und eine ausgiebige Einweisung des Veranstaltungsgeländes. „Ja, nee, iss klar“ denk ich mir, bekommen hier einen erzählt als ob das Gelände sich über mehrere hundert Meter zieht. Aber so ist es dann auch wirklich, vom Dorfplatz geht es über das Gelände des Wirts und Pensionshauses „Wengen 28“ vorbei an einer alten Scheune (WC und Duschbereich) durch Streuobstwiesen zum Fahrerlager auf einer großen Wiese. Hier flattern auch schon die ersten Banner einiger namhafter Teams im Wind. Die Strecke ist so angelegt, dass wirklich jeder einen Standplatz direkt an der Rennstrecke bekommen kann wenn er möchte. 
Frank auf einer der kleinen Abfahrten

Wir suchen uns einen Platz und bauen unser Campingzelt auf und fühlen uns hier doch recht unprofessionell. Links und rechts von uns beziehen Campingbusse, Wohnmobile oder Wohnwagengespanne ihre Plätze. Es strömen Massen an Menschen aus den Fahrzeugen, bauen für die eigenen Teams  Pavillions für die Bikes und Betreuer auf, Pavillions für die eigene Verpflegung und Pavillions für die Fahrererelaxzonen. Moni klappt in der Zeit schon mal unsere 6,95,- € Klappstühle auf…

Centurion - Ghost/Maloja - BMW-Racing um einige zu nennen
Einzig ein Pärchen samt Kinderanhang und Klappwohnwagen 2 Plätze neben uns ist scheinbar  genauso überrascht wie wir von den wilden Materialschlachten um uns herum. Als wir dann zur Proberunde unsere Trikots überziehen kommt der Nachbar auch zu uns rüber und fragt: „Sagt mal, auf eurem Trikot steht doch Hunde Behrens, das ist doch das Pärchen mit dem Hund Bonni, oder?“  „Yepp!?!“ lautet meine Antwort, aber noch immer abwartend ob nun was Positives oder Negatives folgt. „Ja, die standen  in München beim 24 Stundenrennen neben uns. Bonni hat mich immer ‚angefeuert‘!“ und schon sind wir im Gespräch. Und als ob die Frauen nun wissen was kommt, schauen sie sich an und verdrehen die Augen. Denn nun folgt das Erfahrungsaustauschmännerspezialgespräch was auch mal etwas länger dauern kann. Wir reden über erlebte Selbstgrenzerfahrungen bei 24 Stundenrennen, Etappenrennen oder Marathonstrecken. Wir reden über die besten Verpflegungsstände, Servicebereiche und AfterShowpartys. Wir reden über einfach alles und das besondere bei solchen Männergesprächen ist, es werden immer alle Dinge in positiver Form erzählt als ob es nie etwas Negatives gegeben hätte. Irgendwann reicht es Moni und sie drängt zur Proberunde auf der Strecke.
Moni auf dem kurzen Teerstück

Die Streckenfakten sind schnell aufgezählt, 7,76 Kilometer und ca. 130 Höhenmeter pro Runde (Navi hatte 142 HM) und das Ganze auf Teer-, Schotter, Wiesenwegen und Pfaden gemäß Ausschreibung. Nach dem Start neben dem Hotel Wengen 28, geht es über den Dorfplatz durch das Festzelt erneut vorbei am Hotel auf eine leicht bergansteigende Wiese zum ersten Sand-/Schotteranstieg in einen Wald. Gefühlt oben angekommen geht es leicht ansteigend weiter zu einem Trail bergab. Unten scharfe Rechtskurve und ein kleine böse Steile lose Schotterrampe hoch, gefolgt von einem weiteren leicht ansteigenden Forstweg der nach der Durchfahrt einer Senke zum nächsten Anstieg führt. Weiter über Forstwege geht es irgendwann scharf links zur von uns genannten „Achterbahn“. Hier wechselt der Untergrund für einige hundert Meter auf Sand mit bissel Kiesanteil und das bei einigen richtig coolen schönen Rampen ab wie aufwärts mit Kurvenanteil. Hat man diesen Abschnitt hinter sich geht es wieder irgendwie nur bergan über Wiesen und Teerstraßen zur nächsten kurzen Abfahrt über eine Wiese mit Fahrerlager im Hintergrund. Doch das Stück über die Wiese, vorbei am Fahrerlager aufwärts durch die Obstbaumplantage bis zum Zielbereich zieht sich ganz schön. Fest steht, die Strecke ist technisch recht einfach bis auf das Sandstück, bietet aber nirgends die Möglichkeit es einfach mal Rollen zu lassen und sich somit zu erholen. 
Trail entlang des Fahrerlagers und unserer Klappstühle

Nach zahlreichen weiteren Gesprächen, einer leckeren Brotmahlzeit und einem Besuch des WC und Duschcontainers verziehen wir uns ins Zelt um die Nacht zur Erholung auch voll auszunutzen. 

Starken Max markieren...
TAG DER ENTSCHEIDUNG

Aufstehen um 5:30 Uhr, Frühstücken und zuschauen wie der Morgennebel aus dem Wiesental durch den aufkommenden Tag verdrängt wird. Schokoladencremebrötchen hinter die Kiemen geworfen, Verpflegung am Streckenrand platziert und zusammen zur Startaufstellung gerollt. Einzige Änderung gegenüber den anderen Starts, Moni hat kein echtes Lächeln im Gesicht. Ich frage „Alles Okay?“, sie schaut mich an wie Rocky Balboa vor seinem ersten Kampf und sagt „Heute lass ich es krachen!“ Oha!!!!
Moni am Anstieg

Insgesamt mit den 2er/4er und 6er Teams  werden heute 288 Fahrer über den Parcour rollen. Im Startfeld also so um die 120 Velohelden. Der Countdown läuft und die Uhr tickt ab jetzt für 12 Stunden rückwärts. Nach dem anfänglichen Gedrängel gibt es vorne eine Ausreisergruppe und ich sortiere mich in der Verfolgergruppe ein. Das Tempo ist hoch und ich versuche herauszufinden wer Einzelfahrer ist und wer sich als Teamfahrer gleich wieder erholen darf. Nach der ersten Runde stelle ich erstaunt fest, dass die Spitzengruppe komplett aus Teamfahreren bestand und in der Verfolgergruppe mit mir nur 4 weitere Einzelfahrer. Ich bin also auf Platz 4 bei einer Europameisterschaft, ist das geil. Ich versuche an den Jungs dran zu bleiben und es gelingt mir sogar für die nächsten 2 Runden bis ich mir eingestehen muss, das schaffe ich egal wie keine weiteren 11 Stunden. Ich lass abreisen und suche mein eigenes Tempo und werde peu a peu von den folgenden Fahrern wieder eingeholt. Meine Taktik lautet alle 2 Stunden kurze Pause, nach 6 Stunden eine 15 Minutenerholung und ab dann jede Stunde kurz am Verpflegungsstand anhalten. Leider sind die Zwischenstandmonitore so aufgestellt, dass Fahrer ohne Betreuer nicht ohne echten Zeitverlust ihre Position in Erfahrung bringen können. 

Ausfahrt Achterbahn
So fahre ich in Unwissenheit Stunde für Stunde weiter und der Tag wird wärmer und wärmer. Moni sehe ich die ersten Stunden nicht, weder vor noch hinter mir und so beschließe ich bei der nächsten Rundendurchfahrt kurz anzuhalten um mal einen Blick auf den Monitor mit den Zwischenergebnissen zu werfen. 
Wer wollte bekam eine Abkühlung
Aha, ich auf Platz 12 und wo ist Moni? Noch während ich in den Listen versuche Moni zu finden höre ich die Lautsprecherdurchsagen: „Hier kommt Monika Janzen, die derzeit führende bei den Frauen!“. Yeaha, ist das cool. Ich schwinge mich wieder aufs Bike und wir fahren ein Stück gemeinsam. Bei der Frage nach ihrem Wohlbefinden grinst sie nur und sagt „alles Easy!“ und fragt wo die 2. Platzierte fährt und wer es überhaupt ist? Ups, vor lauter Freude habe ich gar nicht weiter auf der Liste nachgeschaut. 
Und immer wieder muss man an den Rampen aus dem Sattel

So fahren wir eine Runde zusammen bis zum Verpflegungsstand, für mich ist es an der Zeit für die große Pause, doch Moni fährt nach einem kurzen Stopp gleich weiter. Ich esse und trinke gemütlich, gehe zum Monitor und sehe das Moni bereits 2 Runden Vorsprung hat. Abartig denke ich mir, aber wir kennen nicht die Taktik der Konkurrenz, denn diese könnten ja schon eine Pause gemacht haben.
Nach ca. 9 Stunden können meine Beine nicht so wie ich es gerne möchte und so lerne ich die Kinder am Verpflegungsstand sehr gut kennen. Eines der Kids sagt dann zu mir: „Darf ich du, sagen?“ ich nicke, „Hast du was dagegen wenn wir deinem Namen auf den Becher schreiben? So oft wie du hier hältst kannst du auch immer den gleichen Becher und Teller nehmen!“ 

Einfahrt Achterbahn
Meine Pausen zelebriere ich nun nach jeder Runde und finde immer mehr Ausreden um die Pausenzeiten auch für mein Ego akzeptabel ausdehnen zu dürfen. Moni hingegen zirkelt Runde für Runde und überrundet auch mich dabei gleich zweifach. In der letzten Stunde hat der professionelle Sportmoderator auch verstanden, dass die Fahrer Unterstützung brauchen und kommentiert ab jetzt jede Rundendurchfahrt und aktiviert somit auch immer mehr Zuschauer die Fahrer richtig anzufeuern. So fährt man nun durch ein Menschenspalier in der Dorfschleife und ich erneut zu meinem Verpflegungsstand. ‚Klein Schlaumeierhobbit‘ kommentiert mein Erscheinen am Stand mit der Feststellung: „DU brauchst immer länger pro Runde und isst aber jede Runde mehr hier am Stand!“, sei froh dass ich nicht Gandalf bin du Halbling!!!!
Schauen ob Moni mich sieht, nein...

...dann schnell Pause machen...

...doch Moni sieht mich...

...und entdeckt mein leckeres Wikinger-Röllchen!

So wie ich meinen Kampf mit den Zwergen am Verpflegungsstand ausgefochten habe, so kämpft sich nun jeder Veloist zur pünktlichen Zieleinfahrt und wird unter Jubel der sich versammelnden Teamfahrer und der Ansage des Moderators, der ab jetzt sogar ohne Luft zu holen kommentiert, ins Ziel. So sammeln sich im Zielbereich geschätzte 250 Fahrer und mindestens genauso viel Zuschauer um jeden Ankömmling zu feiern.
Moni bei einer Rundendurchfahrt

Und endlich ist es soweit, aus den Lautsprecherboxen können es alle hören, in bester Boxkampfansage…,

„Hier kommt die neue 12 Stunden Mountainbike Europameisterin Moooonikaaaaa Jaaaaaaaaaaaaaanzennnnnnnn !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“ 

Ich beobachte die Kulisse. Was für ein Applaus, die örtlichen Zeitungschreiberlinge fallen über Moni her, die anderen Fahrerinnen kommen und gratulieren. Ich benutze hier mal die Worte von Thomas zum Derby-Randsportereigniss Hannover-Braunschweig, „Gänsehautkrippeln pur“ und ich stelle entsetzt fest wie mir kleine Freudentränen über die Backen kullern.
Siegerehrung der Damen, ich hoffe ich finde noch bessere Bilder!

Während der Siegerehrung noch die Überraschung das wir den Preis für die weiteste Anreise erhalten und erneutes Gänsehautkrippeln als Moni aufgerufen wird. Soll ich es erneut schreiben, ja…

„Platz 1 und somit neue 12 Stunden Europameisterin mit 192,5 Kilometern und über 3.500 Höhenmeter geht an Moooooonnnikaaaaaa Jaaaaaaanzen!“
Action Moni

Zu Monis und auch meiner freudigen Überraschung stehen auf einmal Monis Bruder und Schwägerin unter den jubelnden Zuschauern. Und wer jetzt denkt Moni krabbelt ins Zelt und legt sich schlafen, kennt sie nicht. Es geht ab zur von der Burschenschaft Wengen organisierten „After Race Party Rahmenbruch“ mit den „Wuidara Pistols“ und ihrem Alpenrock. 



Alle zusammen gönnen wir uns dann super leckere Pizzen an einem wirklich wunderschönen Dorfplatz unter einer Uralten Weide mit einer ganz frischen Europameisterin. 

So ging ein wunderschöner Abend zu Ende und ich muss leider zu dem einzigen Kritikpunkt der Veranstaltung übergehen. Der WC-Wagen war morgens um 8:00 Uhr schon abgebaut und alle aus dem Fahrerlager hatten somit ein echtes Problem am frühen Sonntagmorgen!
Immer wieder kleine böse Rampen

Damit wir aber nicht mit einer negativen Aussage den Bericht beenden…die neue 12 Stunden Mountainbike Europameisterin ist MMMMoooooooooonnnikaaaaaa JJJJJJJJJJJJaaaaaaannnnnzen!!!!!

Ich gratuliere dir von ganzen Herzen und bin froh dass dein guter Geschmack und Freya dich vor einigen Jahren zu mir geführt hat!  ;-)
Moni in der Wiesenabfahrt

Ach ja, ich wurde immerhin 14. bei den Männern.

Wir gratulieren allen die an diesem Tag ihr persönliches Ziel erreicht haben.

SUCHE BILDER DER ZIELEINFAHRT!

Hier nun noch einige Links zu der Veranstaltung:

1 Kommentar:

  1. ach du bist auch gefahren, frank :-) die zeilen um moni waren viel interessanter, moni du bist für mich die beste.

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