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Messegelände und bissel Natur - die Mischung hat gepasst |
Ich schau an mir runter und
empfinde Mitleid, Mitleid mit mir selbst oder etwa doch Neid? Ich stehe in der
Halle 5 der Stuttgarter Messe, morgens um kurz nach 3 Uhr in der Wechselzone.
Unter mir bildet sich eine Pfütze aus Wasser und Dreck und ich friere wie ein
nackter Rohrspatz. Nur wenige Meter entfernt das orangene „Raptorenlager“ mit
Fahrradpfleger und vielen Dinobetreuern und scheinbar Unmengen an trockenen
Klamotten und entspannten Fahrern. Doch gerade als mir die erste
Selbstbemitleidungsträne von innen gegen das Auge drückt kommt Dieter vom
CSV-MTB-Team in die Wechselzone, unser direkter Mitanwärter auf das Podest in
der Mixedwertung. Also Träne zurück schicken, Bauch einziehen, fröhlich ein
Liedlein trällernd an ihm vorbei Richtung Futtertrog schlendern und ein
lockeres „Hi“ hinwerfen. Nun warten wir auf unsere Partnerinnen Moni bzw. Sonja
die gerade draußen in der Kälte, im Regen in der dunklen Nacht gegen den bösen,
bösen Wind kämpfend sich Meter für Meter Richtung Wechselzone fighten.
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richtig coole Startnummern - mal schauen ob es 2016 auch passt! |
Doch nun mal von ganz vorne. Unsere
4. Teilnahme an einem 24 Stunden Rennen stand an. Diesmal in Stuttgart auf dem
Messegelände. Unsere direkte Vorbereitung allesandere als perfekt dank vieler
Feiern und der damit verbundenen Verwandlung unseres Blutes in geeignetes
„Frostschutzmittel“. Um unseren
Nahrungsbedarf während des Wettkampfes stillen zu können legen wir bei der
Anfahrt noch einen Zwischenstopp an der „Fleschworschttanke“ ein, doch leider
vergessen wir am Morgen vor lauter Aufregung die Tupperschüsseln mit dem
begehrten Treibstoff bei Muttern im Kühlschrank!
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So haben wir den Salat eben danach gegessen |
Toller Start ins Wochenende. Doch
der Frust verfliegt sofort als wir dem Messegelände näher kommen und wird
ersetzt durch Vorfreude auf Kommendes. Ein Ordner bringt uns zum Sektor P, der
direkt vor der Halle 5 ist und wir gesellen uns zu den bereits anwesenden Teams
und bekommen einen Stellplatz mit Blick direkt auf Start/Ziel, genial. Um uns
rum Deutschlands Sprachkultur: Karlsruher, Pirmasenser und noch ein Team
Saarländer sorgen für eine fast „dialektfreie Zone“!
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immer diese harten Vorbereitungsphasen |
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die kleine Abfahrt wurde später leider rausgenommen. |
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Stephan Salscheider hat an "seiner" Strecke selbst Spaß |
Ruckzuck steht das Camp und
Michael von den Pirates und Peter von den Siemens Turbobikern kommen auf ein
Bierchen vorbei. Wir machen einen ersten Gang in die Halle und sind erstaunt
wir groß und lang die Halle und auch die Wechselzone ist. Um das Gesehene zu
verkraften gehen wir erst mal wieder ein Bierchen trinken und uns für eine
Proberunde umziehen.
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feine kleine spaßige Stellen |
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Drehwurm-Aufstieg - ich fand den richtig lustig |
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kleine künstliche Hindernisse und Rampen |
Wir machen es mal kurz: Die
Strecke führt einen regelmäßig fahrenden Mountainbiker nicht wirklich in den
Mountainbikeflow, ganz im Gegenteil, von Flow oder Rhythmus kann man hier nicht
reden. Gas geben, durch Container hopsen, wieder antreten, über Rampen fliegen,
das Parkhaus erstürmen, einen Drehwurm „erfahren“, an Mais und Kohlköpfen wild
wackelnd dank Wiesengehoppel vorbei donnern und ewig lang durchs Fahrerlager
fahren mögen bei so manch einem Mountainbiker zur Gänsepelle und Kopfschütteln
führen. Moni und ich grinsen uns nach der Runde aber nur an und fahren sofort
noch eine und noch eine und noch eine bis die Trainingszeit vorbei ist. Fest steht,
uns macht die Runde Spaß, aber die Runde hat keinen einzigen Meter der zur
Erholung dient und somit wird es ein hartes Rennen mit dauerhaftem Druck auf
dem Pedal werden. Also so wie wir es mögen.
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Die LKW-Parcours waren auch spaßig *1 |
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wir hatten bei den Piraten natürlich keinen Spaß... |
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perfekte Vorbereitung ist alles! |
Da nun auch die anderen des
Piratencamps an Deck angekommen sind können wir endlich mit dem Grillen
anfangen. Und ruckzuck ist der Abend vorbei und wir schlafen glücklich ein. Am
Morgen noch schnell zum Maguraservice und erstaunt zuschauen wie ein Profi mit
nur einer Spritze entlüftet.
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ca. 2 Minuten und meine Magura MT8 war entlüftet. |
Das Fahrercamp wächst und wächst
und immer wieder kommt die Sonne zum Vorschein. Moni hält sogar noch ein
Nickerchen bis der „Böse Bub“, wie mich die Campnachbarin nannte, kam…
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Zeit zum Aufstehen...muhaaaaaa |
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Letzte Stärkung |
Nun da Moni wach war konnten wir
Richtung Startaufstellung marschieren. Von den anderen 2er Mixed Teams kannten
wir keinen und waren somit sehr gespannt über die Konkurrenz und deren
Taktiken. Vor mir Alexander Rebs im 2er Startblock, der nicht nur schnell fährt
sondern auch noch seine ganz eigene Art zu berichten hat. Klickt mal –HIER- um
seinen Rennbericht zu lesen.
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Bis zum Start hab ich mich am Hinterrad festbeißen können... |
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Die Halle und Startzonen werden voller. |
Nach dem neutralisierten Start um
15:00 Uhr wurde richtig Gas gegeben und auch gleich um jeden Windschatten
gefightet. Moni und ich entschieden uns vorerst für eine 2-2 Taktik. Die
Strecke war dank Streckenführung durchs Fahrerlager noch kurzweiliger und so
verging die Zeit ruckzuck und wir mussten auch schon bald Licht anbringen.
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Im Windschatten eines E-Bikes *1 |
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Moni knallt hinter den 8er Teams hinterher. |
Nach den ersten 6 Stunden fuhren
noch 5 Teams um die Podestplätze mit, als stärkste Konkurrenz erwies sich das
CSV-MTB-Team. Dass es auch E-Bike-Teams im Startfeld gab merkte man eigentlich
nicht, und für hilfreichen Windschatten waren die meisten E-Bikes ab 25 km/h
auf der Geraden sogar zu langsam. Außer es haben Tretkeulen wie Marvin oder
Olaf draufgesessen.
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Die Streckenuntergründe wechselten dauernd *1 |
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das böse blöde Wiesenwegstück *1 |
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Moni fliegt aus einem der Anhänger *1 |
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Im Hintergrund das Parkhaus und die Messe *1 |
Mir macht allerdings die
Wechselzone mit ihrer langen Laufstrecke Probleme und sobald ich vom Bike
absteige knallen mir Krämpfe ins Bein. Doch ist dies kein Thema, denn ich hab
ja Moni. Ab sofort übernimmt Moni den deutlich längeren Laufweg. Wenn ich in
die Wechselzone komme übergeben wir weit vorne und wenn Madam in die Zone kommt
übergeben wir weiter hinten. So kommen für Moni auch noch fast 4 Kilometer
Laufen hinzu.
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Moni kommt ganz da hinten in die Wechselzone |
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nach der Übergabe Grünzeugs futtern (dachte es wäre Pizza...) |
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und kurz hinlegen |
Irgendwann in der kalten Nacht
fing es zu aller Leidwesen auch noch an zu regnen und das Feld sortierte sich
neu. Das CSV-Team und wir bauten während der kalten verregneten Nacht den
Vorsprung auf Platz 4 und 3 um mehrere Runden aus. Während einige Teams Helfer
dabei haben und jede Runde mit sauberen Bikes in die Wechselzone kommen, sehen
wir mittlerweile doch schon recht dreckig und mitgenommen aus.
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Es wird kalt und fängt an zu regnen |
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Moni bügelt durch die Nacht *1 |
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Die Halle während des Dauerregens - nicht viele Teams fahren im Regen weiter *1 |
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zum Morgen hin wurde es wieder trockener *1 |
Nach 16 Stunden wurde die
Lichtpflicht wieder aufgehoben und Moni und ich konnten den Vorsprung auch auf
das CSV-Team auf eine Runde ausbauen. Und was allen Teilnehmern ein Lächeln ins
Gesicht zauberte war die gute alte Freundin Klara, die sogar die Regenwolken
vertrieb.
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der Moment der Überrundung wurde sogar zufällig festgehalten. *1 |
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Moni im Parkhaus *1 |
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Parkhaus Ausfahrt *1 |
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Moni *1 |
Der Umgang untereinander auf der
Strecke hat uns sehr gut gefallen. Besonders freuten wir uns über die Teams 4041 "Sebamed 24 & Friends" und 4058 "RC Pfälzerwald", denn hier durften wir uns sehr oft im Windschatten ganz klein machen. Auch
unsere Campnachbarn gaben uns bei jeder Gelegenheit für einige Meter
Windschatten und so ackerten wir uns sogar auf einen theoretischen 6 Platz in
der Männerkonkurrenz vor.
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Hinter unseren Zeltnachbarn *1 |
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aber nicht immer konnte man die Fahrer zum Windschattenspenden überreden *1 |
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Das SebaMed Team lieferte sehr oft Windschatten *1 |
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Moni hinter einem der "Pfälzer"-Dialektfreien.... *1 |
Der Vorsprung auf Platz 3 und 4
wuchs mit Tagesanbruch nun sehr schnell, nur das CSV-Team wollte das Tempo
nicht drosseln und hoffte wohl auf eine Panne auf unserer Seite. Und gerade als
die Beine richtig schwer werden wollten erschienen meine Eltern am Streckenrand
zum Anfeuern.
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Familienpower - DANKE - genau zum richtigen Zeitpunkt |
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Abwechlsungsreiche, kurzweilige, schöne Strecke *1 |
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der Morgen naht *1 |
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vorbei am Kohlkopffeld *1 |
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Agrar-Messegelände... *1 |
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rum um die Kurve *1 |
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rein in den Lkw *1 |
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und gleich wieder raus. *1 |
Sofort wurden die Rundenzeiten von Moni und mir wieder besser.
Wahnsinn was so ein bissel extra Motivation am Streckenrand ausmacht. Danke dass
ihr die lange Anfahrt auf euch genommen habt.
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Kopf runter und treten, treten, treten *1 |
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im Spaßkreisel *1 |
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Moni zieht auch die Auffahrt hoch *1 |
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zischhhhhh *1 |
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Kohlköppe unter sich *1 |
So konnten wir auch in den
letzten Stunden, Sekunde für Sekunde zwischen uns und dem CSV-Team bringen, und
schenkten uns die theoretisch noch machbare letzte Runde. So konnten wir nach
73 Runden (ca. 550 Kilometer) und 4.750 Höhenmetern mit viel Gegenwind Platz 1
in der Mixedwertung bei der Prämiere in Stuttgart einfahren.
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meine letzte Runde, ich bin schon am feiern *1 |
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schnell Beweisbilder machen während Moni ihre letzte Runde fährt |
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und dann kommt Madam ins Ziel *1 |
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yeaha....Platz 1 Mixed...2015er Nummer...2015er Premierensieg! *1 |
Insgesamt sind wir unter allen Teams, also auch 8er etc. auf den 40. Platz gelandet. Moni war so gut unterwegs dass ihre gefahrenen 36 Runden bei den Solo-Damen sogar für einen 3. Platz gereicht hätte, wohlgemerkt nach nur 12 Stunden!
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hat alles gehalten, keine einzige Panne |
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Sonja und Dieter haben bis zum Ende voll dagegen gehalten, hat richtig Spaß gemacht. |
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da kann Moni richtig grinsen |
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Wenn man sich nach einem Wettkampf noch umarmt... |
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...alle ein zufriedenes Lächeln im Gesicht haben... |
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...dann kann man von einem wirklich fairen spaßigen Wettkampf reden! |
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6 der zahlreichen Sieger gegen den inneren Schweinehund |
Nach der Siegerehrung hieß es
dann packen und ab zum „Feuerwerk im Wingert“ im schönen Kriegsheim. Vorher
noch super leckere Rouladen mit Rotkohl bei Muttern futtern, die Wirkung von 2
„Pirsching“ beim Feuerwerk in Kriegsheim (richtig coole Aktion) spürend, sehr
schnell ins Bett fallend der Woche entgegen schlafen.
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was für ein Wochenendabschluss, genial |
Die folgende Woche habe ich Prof.
Dr. Rüdiger Trimpop auf einem Seminar erleben dürfen, wer die Möglichkeit den
Typus zu erleben hat, sollte sie nutzen.
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uns hat es Spaß gemacht, jederzeit gerne wieder |
Doch zurück zum Event in
Stuttgart. Uns hat es sehr gut gefallen und es wird bestimmt eine Fortsetzung
bzw. Wiederholung des Events geben. Zuschauer gab es leider recht wenige aber
dafür führte die Strecke durchs Fahrerlager, fanden wir richtig gut. Dass die
kleine Rampe am Wiesenhang rausgenommen wurde war schade, da hätte man auch
einen Chickenway für die technisch unversierten Fahrer anlegen können. Wenn man
überhaupt von technischem Anspruch reden möchte, kann man sagen dass es dank
der Rampen und Hindernisse anspruchsvoller war wie in Duisburg. Insgesamt aber
eine Strecke bei der weder Moni noch ich jemals auf die Uhr geschaut haben nach
dem Motto: „Wann ist es endlich vorbei“. Es gab viele Streckenordner und an den
Eingängen zur Wechselzone wurde ebenfalls durchgehend kontrolliert. Fest steht,
diese Art von Strecke und Eventgelände mag man oder nicht, dazwischen wird es
nichts geben. Wir jedenfalls mögen was hier von den Eventagenturen „Freunde“
und „Skyder“ auf die Räder gestellt wurde.
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bitte für 2016 - die Startnummer 2016 reservieren! |
Sollte der Termin 2016 passen
sind wir gerne wieder am Start.
Bilder von Sportograf (*1), Claudia, Inge, Moni und mir.
Links
Veranstaltungshomepage - KLICK
Kommende Veranstaltungen in der fernen Heimat -
"Haemweh on the Rocks" -
in der Umgebung von Peine -
MDC-Cup in Bad Salzdetfurth -
IN PEINE
DIE FISCHTEICHHÖLLE
Sehr schöner Bericht und Gratulation zum Sieg. Dann wart ihr garnicht weit weg von uns, wir waren die mit dem Pinion-Pavillion.
AntwortenLöschenLeider hat wir (4-er M Team) ein paar technische Problem...war aber trotzdem ein tolles Event.
Viel Erfolg 2016...
Pinion war irgendwo an der Rampe, oder? Danke für die Glückwünsche, und Ihr 2016 nicht dabei?
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