Der 20. Allersheimer Mountainbike
Cup stand vor der Tür, was auch immer gleichzeitig bedeutet, in Peine ist
„Freischießen“ (Schützenfest).Dies ist
eines der wenigen Feste für die Moni und ich uns wirklich sehr unterschiedlich
begeistern. Bei mir löst das Wort "Freischießen" Fluchtreaktionen aus, bei Moni
absolute Begeisterungsstürme in den Adern.
So kommt es, dass ich mich
alleine mit dem Rad aufmache Richtung Neuhaus im Solling für den MTB-Marathon.
Zuerst fahre ich mit der Bahn bis Porta Westfalica um von dort über die Höhenzüge
entlang der Weser bis Holzminden zu gelangen und endlich mal wieder die Beine nach dem
Heavy24 (KLICK) zu bewegen.
Vor Porta Westfalica an der Weser.
Leider sind in den Wäldern die
Sturmschäden von Januar noch immer nicht wirklich behoben und es liegen noch
viele Bäume quer auf den Wegen. So macht es keinen Spaß, wenn man ständig das
Velo mit dem Gepäck Schultern muss und um die Hindernisse tragen darf. Ich
lande also „unten“ am flachen Weserradweg. Vorteil hier, es gibt viele viele
viele Möglichkeiten lecker Kuchen zu futtern oder irgendwo auf einer Terrasse
mit Blick über die Weser ein Radler zu schlürfen.
Es gibt viele schöne Wege neben dem Weserradweg.
Blick von oben auf einen See
Schöne Trails im Höhenzug, aber ständig Bäume im Weg.
Begeistert hat mich eine
Radlerrast, wie man sie zwar immer mehr vorfindet, aber selten so gut
ausgestattet. Ob selbstgemachter Kuchen, kalte Getränke, Kaffee oder Eis am
Stiel, alles konnte man hier auf Vertrauensbasis erwerben. Die Regeln des
freundlichen Miteinanders wurden auf zwei Zetteln zusammengefasst. Was mich dabei
am meisten begeistert, diese Art von Vertrauen zeigt, dass Radler noch zu den
ehrlicheren Zeitgesellen gehören.
So sehr mir diese Ausfahrt gefällt,
irgendwann ist Schluss mit süß schlemmen und radbummeln, mein Magen braucht
etwas Vernünftiges zum Futtern.Leider
beschließe ich in Hameln auf dem Campingplatz an der Weser mein Zelt aufzubauen.
Die Rezeption nicht besetzt, wähle ich die Handynummer an der Tür und melde
mich telefonisch an, baue erstmal mein Zelt auf, gehe duschen und schon werde
ich vom „Sheriff“, der mit dem Auto seine Runden über den kleinen Campingplatz
fährt, angesprochen und bekomme eine kleine Belehrung, dass man nicht einfach sein
Zelt aufbauen dürfte ohne Anmeldung. Ich schlucke und lasse mir weder vom
komischen Platz noch vom komischen Platzwart die Stimmung vermiesen, bis ich
den Preis für die Übernachtung höre! 16,50,-€ für Rad+Zelt, mit dem freundlichen
Hinweis, immerhin inkl. Sanitärnutzung! Ganz klar, der Platz ist für Radler ein
bähhhhh.
Ausblicke.
Brücken nur für Radler.
Schöner Radwegabschnitt.
Warten auf die Fähre.
Damit kann man besser warten.
„Glück“ hatte ich hingegen mit
meiner Restaurantwahl, fast leckeres Essen, fast nette Bedienungen und einen fast
nicht Zigarrenraucher am Nachbartisch, der sich trotz Dauerhusten an seinem
abgeleckten Tabakstengel erfreute. Memo an mich selbst, nächste Tour wieder mit
Hartwurst und Käse irgendwo im Wald übernachten, günstiger und doch
unbezahlbar!
Mitten in der Nacht werde ich
wach, meine „Warncoladose“ hat gerappelt. Diese stelle ich gerne aufs Rad,
damit es schön rappelt, wenn einer unbedarft an das Rad geht. Ich husche raus
aus dem Zelt und mein Rad wackelt noch auf dem Boden. Hat doch tatsächlich ein
Dreckschwein versucht das Rad zu mopsen und nicht mit einem Schloss und der
Dose gerechnet. Hameln, es war mir eine Freude dich hinter mir zu lassen,
allerdings nicht ohne Frühstück in der schönen Altstadt.
Frühstück in der fast leeren Altstadt.
Kirschbäume mit vielen leckeren Kirschen gab es zum Frühstück-Nachtisch.
Ganz leckere gelbe Kirschen.
Die weitere Tour ist ein Genuss,
den Wind meistens im Rücken, die Sonne von oben, treibe ich von Waffel zu Kartoffelpuffer
zu Kuchen entlang der Weser und habe ständig Max Raabes „Fahrrad fahrn“ im Ohr.
In Bodenwerder gönne ich mir
einen kleinen Ausritt auf der Sommerrodelbahn und lass dem Kinde in mir freien Lauf
und renne zur Kartenkasse und ziehe mir ein 2. Ticket! Danach geht es in den
Stadtpark, hier ist ein kleiner Markt und es gibt an einem Stand frische
Waffeln und frische Kartoffelpuffer mit selbstgemachten Apfelmus, ich kann mich
nicht entscheiden und nehme einfach beides.
So gestärkt düse ich weiter bis
Holzminden durch die Sonne und denke mir, ein kühles Radlerchen wäre jetzt was
Schönes und schwupps stehe ich vor einer Strandbar.
Nach der Strandbar verlasse ich
die Weser und machen mich durch das schöne Hasselbachtal daran den Solling zu
erklimmen. Biege irgendwo falsch ab und lande auf wunderschönen
Brennnessel-Trails, die mich plötzlich am Kletterpark vor einem Schild mit
Aufschrift „Frische Waffeln mit Kirchen“ ausspucken. Ich kann nicht
wiederstehen und bestelle eine Portion frische Waffeln mit den „heiligen“
Früchten und dem Spruch mit Hinweis auf das Schild, dass jeder Bischoff hier
sofort seine Kirchen bestellen würde zu dem Preis.
Wo ist der Weg?
Nach den Waffeln geht es weiter
zum „Solling-Moor“, diesen Ort hatte mir Uwe R. bei einer gemeinsamen Tour gezeigt
und irgendwie hat mich dieses Fleckchen Erde fasziniert. So fahre ich über den
Naturholzsteg ins Zentrum des Hochmoores „Mecklenbruch“ und verweile dort sehr
lange mit dem Lauschen des Naturkonzertes bis eine Horde Tratschweiber, wild
schnatternd und trampelnd wie eine Horde Büffel bei einer Stampede über den
Holzsteg auf mich zurollen und mir das Naturerlebnis zerstören. Mir gelingt die
Flucht vor dieser Landfrauenmaschinerie nach Silberborn…
Ein schöner Ort zum Entspannen.
Eigentlich wollte ich nicht nach
Silberborn, sondern nach Neuhaus, denn auf dem Marathon-Eventgelände findet ja
der Rocky Mountain Demo Day statt. Also rolle ich nach Neuhaus, doch irgendwie
reizt mich kein Rad zur Probefahrt vor Ort und ich frage rum, wo man hier gut
essen kann. Ich werden wieder nach Silberborn geschickt. Und was soll ich
sagen, DANKE, dass es noch eine solche gute Küche gibt! Ich empfehle euch von
vollstem Magen, die „Wilde Küche im Landhaus Sollinghöhe“.
Demo Day Route
Es war ein Träumchen für die Genussknospen.
Und auf dem Boden versteckte sich ein Hauch Mohn, mhmmmmm.
Nach Vorspeise kam Hauptgericht,
kam Nachtisch und alles war einfach nur genial lecker. So kulinarisch
glücklich, rolle ich zur nächsten Wiese, schlage mein Nachtlager auf und
genieße das Zwitschern der Vöglein.
Ausgeruht und voller Tatendrang
erwache ich am nächsten Morgen. Ruckzuck sind die Taschen gepackt und ich fahre
nach Neuhaus zum Marathon. Schnell habe ich meine Startunterlagen, treffe
viele fröhliche Menschen, genieße einige Brötchen und Kaffees zum Frühstück und
stehe irgendwann mit Vereinskamerad Petermax im Starterfeld.
Ab zum Event.
Start Langstrecke.
Unser Startfeld.
50 Kilometer mit ca. 1.200
Höhenmetern sollen es werden. Das Startsignal erfolgt, wir fahren um 2 Ecken und
landen direkt im ersten bösen Anstieg. Meine Beine melden sich sofort beim Hirn
und fragen an, ob das Tourengebummel nun vorbei ist. Das Hirn sagt zwar ja, aber
die Beine machen einen auf Seehofer und ignorieren die Ansage für mehr Power
von oben. Stattdessen sehe ich meine Finger reagieren wie sie Gang für Gang die
größeren Ritzel hinten suchen.
Irgendwie wehrt sich der Körper
von Tourmodus auf Racemodus umzuschalten und während ich so vor mich hin
philosophiere erreichen wir den ersten richtigen kleinen Downhill.Vor mir 2 Fahrer, der eine in Orange getragen
von Jochen H. und zwischen uns ein Mann in Rot. Und während Jochen im Trail
nach links abbiegt, fliegt der Mann in Rot plötzlich in sehr hohem Bogen vor
mir geradeaus in den Wald. Im ersten Moment denke ich mir, ui gut gelandet,
doch dann zieht der Mann in Rot die Vorderradbremse und das Unglück nimmt
seinen Lauf. Er schlägt Vollgas einen Purzelbaum und entlässt die geballte
Bremsenergie über sein Gesicht ins Erdreich.
Schöne Ausblicke von der Rennstrecke.
Ich fahre also schnell abseits
der Strecke hinterher und bevor ich mein Rad ablegen kann sehe ich schon das
Blut im Gesicht. Auf die Frage, wo er ist
und was er hier macht, hat er erstmal keine Antwort. Ich frage erneut und
endlich bekomme ich richtige Antworten und Matthias von den Fichtenflitzern
stößt auch noch zu uns, das beruhigt auch mich. Da der Kollege uns nun sagt er
fährt nicht weiter, sondern geht zurück, verzichte ich auf einen Anruf bei den
Rettungskräften, informiere aber noch den nächsten Kontrollposten.
Ich fahre noch eine zeitlang mit
Matthias mit, doch er ist mir im Anstieg zu schnell. Auch mein Vereinskamerad
lässt mich am Berg stehen als ob er mit einem 500 Watt E-Bike unterwegs wäre,
dazu noch die schöne Landschaft und ich merke wie ich anfange zu bummeln.
Huhuuuu
Doch von irgendwo kommt plötzlich
Paul und ein weiterer Fahrer her. Und während die 2 vor mir ein nettes Gespräch
führen, spiele ich zusammen mit meiner Lunge gerade das Sound-Ratespiel: Welche
Dampflok bin ich gerade?. Ich beantworte mir die Frage zwar selbst mit: „Eine,
die aus dem letzten Loch pfeift“ aber irgendwie bin ich stolz darauf an Paul
dranzubleiben. Bis Paul mir sagt wie er gerade das lockere Tourentempo und das
Gespräch mit mir genießt…
Ja ja, ich komme ja schon.
Jedenfalls hat Paul mich sozusagen
die Berge hochgezogen, mir auf den Geraden mächtig Windschatten gespendet und
an den Anstiegen auf mich gewartet, dafür ein dickes danke Paul, war eine
wirklich sehr nette „Tourenfahrt“ mit dir. Keine Ahnung wie ich letztes Jahr
bei deutlich schlechteren Wetter hier die Langstrecke gemeistert habe. Ist auch
egal, im Hier und Jetzt habe ich plötzlich ein schönes Cola-Weizen in der Hand
und alle Qual ist vergessen.
Datt haben wir uns verdient.
Tobi, ein ganz hübscher Typ in der Mitte und Victor. Ach ja, der Typ in der Mitte ist der einzige von den 3 ohne Pokal.
Wir genießen alle zusammen das
Eventgelände, das schöne Wetter und einige von uns auch ausgiebig das
Kuchenbuffet bevor es auf den Heimweg geht.
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