Sonntag, 30. Oktober 2016

Kapitel 4 - Indien - Shimla das Tor zum Abenteuer

Shimla, so haben wir uns Indien in etwa vorgestellt.



Kapitel 4 – Shimla unser Tor zum Abenteuer


Wir verlassen das Reich der Träume, da mein Handy wie wild irgendwo auf dem Holzfußboden Samba tanzt. Asish kündigt sein Erscheinen an, er sei in ca. 30 Minuten im Hotel. Ich stehe auf, öffne das Fenster und sofort hören wir den indischen Natursound. Hupen von nah und fern in allen Varianten untermalt mit dem Gezwitscher irgendwelcher Vögel und Affen, die sich scheinbar mit einer Kuh unterhalten. Zumindest antwortet diese auf ein Affengebrüll immer mit einem lauten „muhhhhhh“. 

Ashish besucht uns im Hotel


Wir gehen an die Rezeption und was in der Morgendämmerung noch alles sehr  Edel aussah, lebt nun bei Tageslicht nur noch von dem Charme vergangener Zeiten. Ausgestopfte Tigerköpfe mit schwarz/weiss Bildern der stolzen königlichen Jäger und deren Gäste versetzen einen endgültig in eine andere Zeit. Wir bestellen uns Sandwiches, die wirklich eine mega geniale Sache in Indien sind. Beschreiben kann man diese nicht, man muss sie probiert haben. Irgendwann taucht auch Asish auf. 

Tigerköpfe hängen überall im Gebäude rum, wirklich schade um diese schönen Tiere.

Aber es war ein Teil der Kultur, die man aus Europa mitbrachte.

Schlechtes Bild, aber man erkennt um was es geht.


Wir freuen uns richtig ihn wieder zu sehen. Er ist einfach eine nette freundliche Erscheinung. Er zeichnet uns eine Karte wo wir gut Essen gehen können, was wir in Shimla besichtigen sollten und wo wir Passbilder machen lassen können für den „Innerline Permit“. Ein extra Ausweis, den man für unser abgelegenes Reiseziel im Grenzgebiet zu Tibet (China) braucht. 

Damit konnten wir perfekt alles finden.


Da es dort nur 2 Geldautomaten geben soll und diese laut Reiseberichte meistens nicht gehen, lassen wir uns von Asish mal abschätzen wie viel Geld wir in den nächsten 2 Wochen brauchen werden. Interessant war dabei seine Kalkulation auf einem Stück Papier. Seine Schätzung für Essen und Trinken hat er nach einem prüfenden Blick auf meinen Bauch durchgestrichen und verdoppelt. Bevor wir in die Innenstadt aufbrechen lädt uns Asish zu unserer absoluten Freude, zu sich und seiner Familie zum Abendessen ein. 

Shimla gefällt uns

Die Einkaufsstraße ist fast komplett autofrei.

Leben

Kleine leckere Küchen

Mittendrin


Shimla ist gänzlich anders als Neu-Delhi. Wir fühlen uns sofort wohl. Wir schlendern durch die verkehrsberuhigte Innenstadt und genießen einfach die auf uns einprasselnden Eindrücke.  Plötzlich steht ein kleines Mädchen neben mir, ca. 5-6 Jahre und fragt sehr höflich ob ihre Mutter ein Bild mit ihr und uns machen dürfte. Wer so viel Mut aufbringt soll nicht enttäuscht werden und wir gehen in die Knie. Sofort kommen Schwestern, Vater und Oma mit dazu und Passanten werden gefragt ob nicht sie das Bild machen könnten, damit auch die Mutter mit drauf ist. Dies sollten wir alleine an diesem Tag noch ca. 10 mal erleben und im gesamten Urlaub unzählige Male mehr. 

Blick aus einem Cafe

Fahrstühle gibt es viele in den Bergstädten.

Wohnraum

Terrasse des Cafe Sol

Moni kauft in der Bäckerei ein.


Beim Fotografen bekommen wir jeder 8 Passbilder für zusammen 120 Rupien, also nicht ganz 2 Euro. In Deutschland haben wir für das E-Visa beim Fotografen 52,- € bezahlt, da es irgend so ein Sonderformat sein musste. Kaufen Zahnpasta, Duschgel und Co. Ein. Alles Sachen, die wir aus Gewichtsgründen nicht eingepackt hatten. Wir können nun auch sagen, dies kann man sich wirklich im Gepäck sparen. Alle bekannten Marken gibt es hier für einen Bruchteil von uns bekannten gewohnten Preisen. Zwischen Klebeband, Schreibblöcken und Zwiebeln gibt es aber auch Waffen in scheinbar jeglicher Form zu kaufen. 

Zwischen den Obstständen entdecke ich diesen kleinen Laden.


Da sich unsere Mägen mal wieder melden beschließen wir schnell Geld zu holen und uns dann so richtig den Bauch voll zu hauen. Geldautomaten gibt es hier in Shimla gefühlt wie Sand am Meer. Hier nennen sich die Automaten „ATM“. Nur leider bekommen wir an den ersten 5 ATM`s keinerlei Rupien, wir werden nicht mal nach dem PIN gefragt. Also gehen wir in die nächste Bank rein. Sofort steht ein Wachmann mit dem Gewehr neben mir, stupst mich mit dem Lauf an und fragt was wir wollen. Ganz ehrlich, ich denke mir: „Klar, ich binde ausgerechnet dir mit der Flinte von 1860 auf die Nase was ich möchte. Davon abgesehen könntest du dir dies ja denken!“ Ich mein ja nur, würdet ihr dem Wachmann in Deutschland in der Bank sagen, was ihr vor habt? Na jedenfalls sagt Moni höflich zu ihm: „Wir brauchen Geld, viel Geld!“ Wachmann: „Wie viel, ist viel?“ Ich sage höflich: „viel“. Daraufhin drängt er uns zum Ausgang und sagt: „ATM, geht zum ATM!“ 

Einkauf

KFC und MC gibt es hier auch

Hotelzimmer 2,5x 2,5 Meter gibt es hier

Einer der Wachmänner.


So gehen wir zum ATM dieser Bank, stecken die Karte rein und siehe da, wir bekommen auch hier kein Geld. Also gehen wir mit der Geldkarte in der Hand wieder in die Bank. Er sieht uns, stoppt uns, nimmt mir die Karte aus der Hand und sagt „folgen“. Wir gehen wieder zu dem ATM, er steckt die Karte für den Bruchteil einer Sekunde in den Automat und zieht sie wieder raus, und siehe da, wir werden zur PIN-Eingabe aufgefordert. Das Geheimnis ist also die Karte nur kurz in den Automaten zu stecken. Nun fragt der Wachmann mit einem Grinsen, da er uns dollen Hunden gezeigt hat wie blöd wir sind, erneut: „Wie viel?“ Ich sage: „80.000“ er sagt „Nein, max. 10.000 Rupien pro ATM, pro Tag!“ 

Irgendwo in der Stadt

Wegen der Affen sieht man selten Dinge auf dem Balkon.

Typische Hausfront in den Bergdörfern und Städten


Beruhigt, dass unsere Karten hier doch funktionieren, nehmen wir die 10.000,- aus dem Automaten, bedanken uns und marschieren los. Ca. jeder 5. ATM hat uns nun auch wirklich Geld ausgespuckt und da es verdammt viele ATM`s gibt, hatten wir am Abend schon fast die 80.000,- Rupien zusammen. Den Rest dann eben am nächsten Tag. 

Die Sonne geht.


Aber unsere Mägen knurrten ja noch immer und so suchten wir eines der von Asish empfohlenen Restaurants „Cafe Shimla“ auf. Mit genialem Blick über die Hänge der Stadt konnten wir hier indische Köstlichkeiten zu uns nehmen.  

Moni trinkt...

...ich futter.


Danach schlenderten wir erneut durch die Stadt, stöberten in den kleinen Läden und machten uns auf den ca. 1 Kilometer langen Rückweg zum Hotel. Plötzlich und für mich vollkommen unerwartet rennt Moni Vollgas und schreiende davon. Ich verstehe erst gar nicht warum, bis ich den gigantischen Rotarsch-Affen sehe, der es wohl auf meine Süßigkeitentüte in ihrem Rucksack abgesehen hatte. Doch sofort läuft ein Inder, der auch gerade über die Straße schlendert, dem Affen wild mit den Armen fuchtelnd entgegen. Da hatte ICH ja nochmal Glück, dass meiner Süßigkeitentüte nichts passiert ist.

Affen gab es überall in Shimla

Teilen, Essen...ich?


Nach einem kleinen Nachmittagsschlaf gehen wir in die Hollywood-Bar um auf Asish zu warten, der uns abholen wird. Moni bestellt sich ein Glas Wein und erhält eine ganze Flasche. Da die Uhren in Indien aber anders ticken ist die Flasche bis Asish erscheint auch schon fast leer. Der Weg zu Asish`s Haus führt uns eine steile Treppen hinauf. Jetzt spüren wir sofort die Höhe von über 2.200 Metern. Während Asish vor uns läuft und dabei problemlos Telefoniert, vernehme ich hinter mir ein wildes Schnaufen. Yeaha, nicht nur mir fehlt scheinbar die passende Atemtechnik. 

Zum Glas Wein gibt es hier immer ganze Flaschen.

Die Mützen haben wir uns für die Berge gekauft.


Verschwitzt kommen wir am Fuße des Haus an. Doch die Häuser hier in den Bergen können mehrere Stockwerke hoch sein, so auch Asish`s Haus was er mit der ganzen Familie zusammen bewohnt. Wir werden mega freundlich bekocht und lernen die gesamte Familie kennen. Wenn das indische Essen überall so schmeckt wie dieses Essen, werden wir vieles machen, aber bestimmt nicht abnehmen. Ganz nebenbei fragt Asish, wann der Jeep kommen soll den er uns organisiert hat. Erstaunt frage ich: „Wie? Der wird sogar gebracht?“ Nun werde ich erstaunt angeschaut, und Asish sagt: „Logo holt euch euer Fahrer ab!“ 


Leckeres Brot


Mega leckeres Essen. Ab hier war klar, wir mögen indische Küche.



Jetzt schauen Moni und ich uns erstaunt an. Moni fragt: „Wir haben die kompletten 10 Tage einen eigenen Fahrer?“ Asish nickt. Im ersten Moment bin ich etwas enttäuscht, denn ich hatte mich auf ein Abenteuer zusammen mit Moni alleine draußen in den Bergen gefreut. Aber meine Gedanken rattern und schon habe ich Vorstellungen und Ideen was man durch die neue Situation alles machen kann. 

Die Köchin höchst persönlich, geniale Gastfreundschaft.

Gleich noch bissel mehr auf den Teller.


Als nächstes denke ich mir allerdings „Oje, das wird nicht günstig“ und frage Asish was wir extra kalkulieren müssen. Doch er sagt: „Das habe ich euch doch schon alles aufgeschrieben.“ Ich frage erneut nach: „Der vereinbarte Preis ist für Jeep und Fahrer?“ Asish grinst und sagt: „Ja und inkl. Sprit, Zelt, Schlafsäcke und Isomatte für euch!“ und fügt hinzu „Eine grobe Reiseroute habe ich auch schon für euch rausgesucht!“ 

Ashish, unser Gastgeber und Organisator.


Unglaublich, wir haben ein Etappenrennen gebucht und bekommen vom Veranstalter einen kompletten Urlaub organisiert inkl. Buchungen und grober Reiseroute. Hier können wir nur danke sagen in Richtung Asish und Mohid von HASTPA (Himalayan Adventure Sports & Tourism Promotion Association).



Da es am nächsten Morgen um 9:00 Uhr losgehen soll und es bereits kurz vor Mitternacht ist verabschieden wir uns. Asish bringt uns zurück zum Hotel und wenige Minuten später träumen wir schon von kommenden Abenteuern. 


Am nächsten Morgen klingelt der Wecker für einen Urlaub deutlich zu früh. Doch wir müssen ja noch die Fahrräder montieren und die Laufräder tubeless (Ohne Schlauch, dafür mit einer Dichtmilch) mit kleiner Handpumpe aufbauen. Ich hab keine Ahnung was wir uns dabei gedacht haben, aber um den Holzboden zu schützen haben wir die weißen Handtücher aus dem Bad unter die Räder gelegt. Jeder, der schon Tubelesslaufräder mit einer kleinen Handpumpe aufgepumpt hat, weiß was es dabei für Sauereien geben kann und entsprechend sahen die Handtücher nach dem Pumpenmassaker auch aus. 

Der Aufbau beginnt.

Ruckzuck war auch Rad Nummer 2 fertig.


Trotz allem waren wir mit unserer Arbeit zufrieden und sind zum Frühstück marschiert. Neben uns am Tisch eine Gruppe Schweizer, nach freundlichen „Guten Morgen“ wurden Reisepläne ausgetauscht. Allerdings hatten wir alle erwähnten Sehenswürdigkeiten bereits in unserem Indien-Reiseführer markiert. Doch wie so oft bei nettem Geschwätz, die Zeit vergeht wie im Fluge. Der Portier kommt in den Speisesaal und verkündet: „Sir, Madam (ja in der Reihenfolge) ihr Fahrer und Jeep steht bereit!“

Wir beladen unseren Jeep.

Narender überlegt wie wir die Räder am besten fest machen.

Mit Schnur und Folie ging es super.

Also lassen wir das Abenteuer mal beginnen…

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1 Kommentar:

  1. Seine Schätzung für Essen und Trinken hat er nach einem prüfenden Blick auf meinen Bauch durchgestrichen und verdoppelt.

    genau für diese sätze liebe ich deine berichte :-)

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