Ohne weitere Worte |
Das MTB-Festival in Seiffen hat uns mehr als nur überzeugt.
Achtung! In Walkenried fallen die Eier noch vom Baum! |
Alles was wir bisher überhaupt über das Rennen in Seiffen wussten ist die Tatsache, dass es laut eigener Angabe einer der ältesten Mountainbikeveranstaltungen mit lauter edlen Sachen sein soll.
So packten wir mal wieder am Freitag das Auto mit Bikes und
Zelt und sind Richtung Osten aufgebrochen. Haben einen schönen Abend in
Walkenried bei meiner Schwester erlebt und sind Samstagmorgen weiter. In Seiffen braucht man sich dann nicht zu
fragen ob man richtig ist oder wo man hin muss. Alles ist ausgeschildert und
ein greises Paar winkt uns vom Balkon freundlich zu, auf der Brust prangt die
Aufschrift „Edelzuschauer“.
Fahrerlager |
Das Fahrerlager ist auch schnell gefunden und die freundlichen „Edel-Helfer“ tauschen 4,- € Zeltplatzgebühr gegen einen 10,- € Einkaufsgutschein von Globetrotter. Sonja und Peter sind auch schon da und haben ihr Domizil bereits errichtet. Für Peter geht es dieses Wochenende um einen Podestplatz beim Marathon Men Europe, seine Anspannung und Nervosität kann man förmlich spüren. Beim Zeltaufbau fällt uns auf, dass wir weder Essen noch Trinken dabei haben. Also ab ins Auto und schnell einkaufen bevor die Geschäfte schließen, man weiß ja nie wie die Uhren hier im Erzgebirge ticken. Vor dem Laden sehen wir Christian B. mit Familie und Jan L., kurzer Schwatz über vergangene Touren und dann ab in die klimatisierte „Einkaufsfühldichwohlwelt“. Als kleine Anerkennung für die tapferen „Edel-Helfer“ in praller Sonne am Fahrerlager hat Moni noch schnell Eis-Konfekt geholt.
Immer um die Kurve grinsen |
Kaum dass wir am Zelt sind, tauchen Christian, Stefan und Torben mit den Bikes auf
und wollen sich die neuen Abfahrten anschauen gehen. Also angeschlossen,
hingefahren und gestaunt. Alleine ist die Abfahrt locker machbar, aber mit
anderen zusammen und Zuschaueradrenalineinfluss und evtl. Regen, oje.
Am Eventgelände angekommen, waren die Kinderrennen gerade im
vollen Gange. Eine Cocktailbar, ein Kuchenstand, ein Grillstand, ein
Pastastand, ein Servicestand und viele weitere ließen unsere Herzen höher
schlagen. Danach ging es Startunterlagen abholen, betteln nach einem besseren
Startblock als „den letzten“ fehlgeschlagen, also ab zum Underwear Ride.
Underwear Ride |
Nachdem Moni die Jungs in Unterhosen bestaunt hat, ging es weiter zum
Bergrennen am Alp de Wettin. Hier wurden ca. 60 Fahrer ausgestattet vom
Mini-Bike übers Einrad bis zum High-End-Hard-Hard-Hardtail den Berg hochgeschrien, zum Glück sind wir da
nicht mitgefahren bei der Steigung. Um dann die Kehle wieder zu reaktivieren
ging es zurück zum Eventgelände um mit den Jungs vom Ost-West-Express Ein, Zwei
Bierchen bzw. Bierbrause zu trinken und schon war der Tag rum.
Eines der wenigen Bilder mit Moni diesmal. |
Am nächsten Morgen gab es nicht viel vorzubereiten. Angezogen, Räder geschnappt, zum reichhaltigen fair bepreisten Frühstück, Kaffee runter und ab in den Startblock. Hier haben wir 2 lockere Herren, Bernd und Hans-Jürgen aus dem Nachbarort Hohenhameln kennen gelernt. Die 2 haben das Rennen so genossen, dass sie es sofort auf das Impressionsbild der Sportografen geschafft haben.
Die Hohenhamelner-Fraktion am Stehtisch beim After-Bike-Prä-Geburtstag-Trunk |
Der letzte Startblock bedeutet, dass man ca. 1.200 Fahrer vor
sich hat und noch weitere 300 hinter sich. Am Rand steht ein DJ mit extra Moderatorenunterstützung
und macht das Publikum sowie die Fahrer heiß. Dann kommt endlich der Start, das
Flatterband landet noch nicht auf dem Boden da rasen wir schon drüber um nach
50 m im Massenstau zu stecken. Die ersten 2-3 Kilometer geht es dann im Stop
and Go Tempo weiter. Doch sobald es die Straße zulässt wird überholt, schnell
habe ich eine Gruppe gefunden, die von ganzen hinten etwas weiter nach vorne
möchte. In bester Rennradmanier wird mittels belgischer Kreisel Gas gegeben.
Stop an Go nach dem Start |
Nach ca. 10 Kilometern entdecke ich die ersten Fahrer von den Bad Bikers, diese
sind soweit ich das mitbekommen habe im Race und Startblock 1 gestartet. Doch
bevor ich dran bin kommt eine scharfe Linkskurve und uff, wir müssen den Alp de
Wettin Anstieg hoch. Hier merke ich, dass ich die ersten Kilometer total
überzogen habe und schalte in den kleinsten Gang um irgendwie hoch zu kommen.
Absteigen gibt es hier nicht, denn die Zuschauer haben den Anstieg zu einer
Tour de France Bergankunft umfunktioniert.
Alp de Wettin zum 1. |
Oben angekommen geht es durchs Eventgelände nun in die erste
von 3 Runden. Die Beine kommen wieder, ich finde eine gute Gruppe und es macht
Spaß. Nach wenigen Kilometern denke ich mitleidig an Moni die heute mit dem
Hardtail unterwegs ist, ich hingegen in Altherrenmanier mit dem Fully. Und
Fully bedeutete auf dieser Strecke definitiv mehr Spaß. Irgendwann kamen wir
dann an die schöne Abfahrt, auch hier wimmelt es im Wald und am Streckenrand
vor Zuschauern. Also Bauch rein für die Sportografen, möglichst locker wirken
und ab in die Tiefe. Wer es geschafft hat wurde auch sofort mit dem
Verpflegungsstand belohnt. Hier gab es wirklich alles, sogar Suppe. Am nächsten
Anstieg fahre ich auf Steffen auf und bin stolz wie Oskar darüber.
Kleinere Abfahrteinlagen |
Doch im nächsten
Moment wird mir klar dass ich viel zu schnell unterwegs bin, denn eigentlich
hat Steffen in der ganzen Saison mindestens 30 Minuten Vorsprung auf der
Langstrecke. Aber heute läufts, die Beine sind da, ich setze zum Überholen an. Steffen
sieht mich, brummelt „Was, ? du hier!!! Scheiße bin ich langsam…“ zieht das
Tempo an und lässt mich Staub schlucken. Was soll ich sagen, diesmal waren es
dann am Ende mehr als 30 Minuten Unterschied zwischen uns.
Irgendwo und nie alleine! |
Zu meiner Überraschung fahren wir wieder Richtung Alp de
Wettin und nun begreife ich dass ich heute insgesamt 4-mal hier hoch muss, das
kann was werden. Mitte der 2. Runde kommt dann der Mann mit dem Hammer und
nimmt mir jegliche Kraft und ich quäle mich an den Verpflegungsstand. Hier habe
ich mir dann lecker Leberwurstbrot, eine Schnitte Schokolade, ein Schluck Brühe
gepaart mit noch einem Happen Banane gefuttert und mit Cola runtergespült und
siehe da, Ende des nächsten Anstieges waren meine Beine sowie mein Wille wieder
hergestellt. Also ab in die 3. Runde, und sogar noch einige Plätze gut gemacht.
Es wird dunkel |
Mein Magen fängt an zu brummeln und ich staune wie laut er
das kann. Selbst der Fahrer vor mir dreht sich um und sagt „ach du Sche…e!“.
Doch bevor ich antworten kann kommt ein Lichtblitz aus der Himmelspforte oben
am Berg. Nicht mein Magen sondern der Himmel grummelt also. Schwarze Wolken
hängen oben im Berg und unser Weg führt mitten hinein in den Schwarzen Schlund.
Gewitter ohne Regen, das hat mal was, doch ich hätte es nicht denken dürfen.
Als ob die Zuschauer mit Eimern in den Bäumen sitzen und ihren Spaß dabei haben
die Biker vollzuspritzen. Innerhalb von Sekunden steht mir das Wasser in den
Schuhen. Der Fahrer vor mir schüttelt
den Kopf, dreht sich um und sagt „ich fahr ins Tal zurück“. Die Pfeife sag ich
mir und strample weiter, nach einigen Auf und Ab`s spuckt mich der Wald dann
irgendwann wieder aus. Zwischen mir und dem Ziel steht nur noch ein letztes Mal
der Alp de Wettin Anstieg. Doch die Zuschauer sind verschwunden, also diesmal
alleine den Berg hochkämpfen.
Meine persönliche Heldin des EBM 2013 |
Gerade als ich absteigen möchte um zu schieben
sehe ich „Sie“, wie eine kleine Fata Mogana, Einsam und alleine steht sie
Barfuß mitten am Hang und feuert mich an. Nein, wer für mich im Regen steht
soll nicht mit schieben beleidigt werden. „Quäl dich du Sau“ sag ich mir und
kämpfe nur für diese Junge tapfere Dame, die für uns Veloisten im Gewitter
steht gegen den Berg auf den letzten der 100 Kilometer an.
Bis oben wurde Pummel und ich von Superwomen begleitet! |
Oben angekommen, rollt man regelrecht runter ins Ziel und
Uff, da steht Moni und feuert mich an. Das kann doch nicht wahr sein, hat sie
mich irgendwo heimlich am Verpflegungsstand überholt. Doch leider erfahre ich
später, dass Moni nach knapp 82 Kilometer abgebrochen hat. Die Strecke hat schon
viel von ihr abverlangt, doch der Ausblick in das Gewitter am Berg zu fahren
hat ihr dann auch noch den letzten Funken Kampfeswillen genommen.
Die Anstrengung ist Sichtbar |
Das Eventzelt im Zielbereich ist zwar voll, doch Ingo vom
Ost-West-Bierexpress winkt schon mit einem Becher in der Hand. Die „Neongelbe Rettungsjacke“
von den Strausandbüchsen gesellt sich auch noch zu uns, und wir lassen das
erlebte Rennen zusammen mit dem Gewittersturm auf uns wirken.
Moni in der Abfahrt |
Nach der Siegerehrung treffen wir die Hohenhamelner Fraktion
am Bierstand und erfahren dass hier noch in den Geburtstag reingefeiert wird.
Also gilt es noch eine Prä-Geburtstags-Runde zu trinken, und die Bierbrause
hier ist wirklich lecker.
Auch im Wald standen Zuschauer |
Was bleibt ist eine Veranstaltung bei der man merkt dass
hier zu 110% MTB-Sport gelebt wird. Und mit meinem 75. Platz AK bin ich mehr als
zufrieden.
Nächstes Jahr gerne wieder, dann aber beide mit Fully.
Klasse Text Frank, wir müssen Dich doch noch in der Branche der "Sportschreiberlinge " unterbringen. :)
AntwortenLöschenMuhaa, das wäre was, mit dem Zeugs auch noch Geld verdienen. Danke fürs Lob, aber dein Bericht ist ja auch super http://www.prowell-team-harzblut.com/index.php/rennberichte/239-die-storry-zum-marathon-men-europe-peter
Löschender streckenrocker und die streckenrockerin. ihr beide bringt es voll und wenn wir uns schon nicht sehen, schau ich wenigstens hier vorbei. :-)
AntwortenLöschenDachte wir sehen uns in Benneckenstein, na dann evtl. in Schönningen. Oder wir kommen mal nach Goslar zum Bratwurst futtern.
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