Dienstag, 14. April 2020

Ostertour in der Heimat - Wunderschön - Samt Polizei und Wildschwein



Zur Coronainfo - Bundesland Niedersachsen.

Sachen ans Rad gepackt und los geht es. Ziel, nicht wirklich klar. Zuerst fahren wir nördlich von Peine zu Monis Oma nach Oelheim, um kurz aus der Ferne frohe Ostern zu wünschen. Danach schwenken wir Richtung Westen, machen in der Sonne auf einer Wiese unsere erste Pause und queren bei Sehnde den Mittellandkanal. 





Da wir auch noch Bilder vom Osterbaum benötigen, fahren wir nun in die Leine-Masch. Wir hängen unsere Eier auf, machen kurz Pause am See und queren nun die Leine bei Koldingen.








In Bennigsen nutzen wir einen noch geöffneten Supermarkt, um unsere Vorräte für die nächsten Tage aufzufüllen und fahren in den Wald des Deisters ein. Über den Kammweg geht es über den Kalenberg, Bielstein, Hirschköpfe, Bröhn, Höfeler und Hohe Warte zur Wallmannhütte. Hier steht sogar ein Besen bereit und wir fegen die Hütte einmal durch, um unser Nachtlager fertig zu machen. Ein einsamer Radfahrer kommt vorbei, schaut böse und verschwindet. Wir sind ca. 30 Minuten später am Abendessen, als plötzlich aus allen Richtungen Motorenlärm zu hören ist. Wir staunen nicht schlecht als plötzlich aus drei Richtungen, die Polizei und die Förster angesaust kommen und vor uns zum Stehen kommen. 









Allerdings staunen auch diese nicht schlecht als sie feststellen, dass wir nur zu zweit sind und hier nicht wie gemeldet eine Coronaparty stattfindet. Nach einem netten Gespräch haben wir das Angebot, wenn wir das nächste Mal in der Gegend übernachten wollen, den Grillplatz samt Schlafhütte des Försters im Tal zu nutzen. Der Rest der Nacht verläuft waldtypisch leise mit gelegentlichem Geraschel um uns rum. 





Der Morgen begrüßt uns mit einem strahlend blauen Himmel. Da unser Wasser leer ist, packen wir zusammen und fahren ins Tal. An einem kleinen Bach nehmen wir Wasser auf, suchen uns einen schönen Platz und genießen erstmal unser Frühstück. 






So gestärkt fahren wir in bzw. auf den Süntel. Oben am Süntelturm, wo sonst der prall gefüllte Biergarten den Aufstieg belohnt, sitzen nun nur zwei einzelne Wanderpärchen mit ihren selbst mitgebrachten Lunchpaketen. 







Wir genießen noch etwas die kleineren Wege des Süntel, machen an einem Bach wieder Stopp und füllen die Wasserflaschen wieder auf. Bei Flegessen verlassen wir den Süntel und fahren Richtung Ith. 








Bei Bessingen geht es rauf zum Supertrail, allerdings ist der Anstieg zu steil, um ihn zu fahren mit Gepäck. Wir erklettern nun den Ith direkt bei Adam und Eva, so nennen sich zwei nebeneinanderstehende Felsen. 






Was nun folgt ist ein ewig langer Trail, nicht einfach zu fahren und oft müssen wir über umgestürzte Bäume die Fahrräder heben. Doch die Landschaft des Ithtrails und des „Ith Hils Weg“ ist einfach und simpel wunderschön. Die Felsen mit Moos bewachsen, der ganze Waldboden mit blühendem Bärlauch bedeckt, Bäume mit einer Art Farn bewachsen und überall große Felsformationen und der Trail immer an der Klippenkante entlang. 








Doch irgendwann sind unsere Wasservorräte leer, die Kräfte schwinden und ein Ende des Trails nicht in Sicht. In Holzen-Ith klingeln wir an einem Haus und fragen nach Wasser und bekommen sogar noch eine Flasche Cola geschenkt. Irgendwo passen wir nicht auf vor Freude, es geht vom Kammweg abwärts, und zack stehen wir in einer Sackgasse. Entweder einige Kilometer zurück oder steil quer durch den Wald auf den Kammweg. Da unser Motto in solchen Fällen ja lautet: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“ machten wir uns an den Aufstieg. 







Bei Stroit entlässt uns der Ith wieder ins Flachland, das Panorama erinnert uns an die Beskiden in Tschechien. Wir brauchen Getränke und evtl. bissel was zum Essen für die Nacht. Laut googel Maps gibt es eine Tanke bei Brunsen nähe altem Zollhaus. Leider ist das nur so eine Automatenzapftankstelle, alle Wasserhähne glänzen durch Trockenheit. Kurz vor der Dunkelheit haben wir kein Wasser und kein Schlafplatzziel. Auf dem nächsten Bauernhof halten wir an und fragen nach Wasser. Mit vollen Wasserflaschen gilt es nun einen Schlafplatz zu finden und nur wenige Meter hinter Holtershausen oben auf dem Berg werden wir fündig. Am sogenannten Hirschsprung steht ein kleiner Steintisch und Hecken bieten etwas Windschutz mitten auf einer großen Wiese. 








Schnell ist unser Nachtlager hergerichtet, auf dem kleinen Esbitkocher Tee zubereitet und der Tisch mit leckeren Trockenwürsten, Käse und selbstgemachtem Brot gedeckt. Wir legen uns hin und genießen bis zum Einschlafen die Sicht auf den wolkenfreien Sternenhimmel. Die Nacht wird jedoch jäh unterbrochen als mein Hirn mir meldet, irgendwas riecht plötzlich anders als sonst. Ganz klar, das ist Wildschweingeruch und der Sound passt auch. Ich greife zur neben mir liegenden leeren Wasserflasche und fahre damit über die Fahrradspeichen, um Lärm zu machen. Keine Ahnung warum, aber dazu rufe ich vorsichtig leise: Pfui, pfui, pfui. 




Das Getrappel verrät, das „Pfui pfui“ oder eben doch der Lärm waren erfolgreich. Moni sitzt senkrecht neben mir im Schlafsack und fragt was los war. Ich sage ganz stolz: „Es hat plötzlich gestunken und da …“ Da unterbricht mich Moni, sagt nur „Du Sau“ und „erspare mir deine Pupsheldentaten“, legt sich hin und schläft weiter. Es gibt Momente, da bin sogar ich sprachlos, noch dazu denke ich mir, lass sie mit gutem Gewissen weiterschlafen. 




Als nächstes vernehmen wir am Morgen Getröpfel auf unseren Schlafsäcken. Boah eh, gestern haben wir uns noch geärgert, die Sonnencreme vergessen zu haben. Jetzt pfeift uns der Wind den Nieselregen bei 1 Grad um die Ohren. Wir packen zusammen und düsen ab ins Tal und queren bei Greene bzw. Kreiensen die Leine. Über einen schönen Radweg geht es nach Bad Gandersheim und wir stürmen eine Tankstelle. Mit leckerem warmem Kaffee und Kinderriegeln verlassen wir die Tanke und kauern uns in ein windgeschütztes Eck. 





In Bad Gandersheim am Marktplatz entdecken wir eine Radwegetafel und wir staunen nicht schlecht. Hier gibt es einen ausgeschilderten Radweg von Bad Gandersheim bis Peine. Wir beschließen bei dem nun wieder kühlen Wetter nicht wie geplant noch eine Nacht in den Harz zu fahren, sondern zurück nach Peine in die warme Badewanne. 






Der Radweg hinter Bad Gandersheim scheint eine alte Bahntrasse zu sein, an der entlang nun lauter Skulpturen stehen. Und ruckzuck sind wir in Bad Salzdetfurth und kurze Zeit später bei Klein Düngen an der Innersten. Von hier könnten wir relativ schnell daheim sein, aber in Baddeckenstedt gibt es ja diesen magischen Anziehungspunkt, unsere Lieblingsbäckerei. So geht es entlang der Innersten nach Baddeckenstedt, um Beute zu machen. 







Von hier erwarten uns allerdings harte 38 Kilometer gegen den nun doch sehr heftigen Wind. Aber auch dies meistern wir zusammen und freuen uns unterwegs über das Erlebte und noch mehr auf das Kommende. In diesem Sinne, bleibt gesund und Ride on.

Anbei die Tourdaten: