Nachtstimmung an der Strecke des 24H Event. |
Wir (Moni, meine Nichte und
Betreuerin Nina und ich) kommen mit guter Laune am Landschaftspark Nord in
Duisburg an und fahren Richtung Teamarea der Siemens Turbo-Biker. Denn dieses
Jahr dürfen wir diese geniale Charity-Truppe strampelnd unterstützen. Bevor wir aber unser Dachzelt aufschlagen
können, fängt es an zu regnen. Und was soll ich sagen? Es hat richtig geregnet
und so manches Teamzelt stand plötzlich mitten in einem See.
Siemens Turbo-Biker |
Gerade als meine Laune drohte mit
den Regenmassen davon gespült zu werden, kam via Facebook die Nachricht von
Dieter, es wäre noch Kuchen für mich im Teamzelt von Team2Beat. Auf der Suche
des Standortes bin ich aber noch bei Sven vom Team Harvey, vorbeigekommen. Und
da hier der Grill brutzelte, und ein Kuchen ein guter Nachtisch ist, wurde hier
erst noch ein kleiner Hauptgang zuvor verzehrt.
Futtern ist immer gut für meine Stimmung. |
Kurze Zeit später starteten die
Kinderrennen im „perfekten“ Regenwetter. Tapfer zogen die Kleinen mit ihren
Laufrädern die Schwimmrunden und ließen sich entsprechend feiern. Wir hingegen
zogen uns zurück, um nochmal so richtig schön den Nachtsound eines Fahrerlagers
zum Einschlafen zu nutzen.
Kids-Race |
Ninas OP-Zelt |
Der nächsten Morgen Routine, viel
und ausgiebig frühstücken, alle Sachen bereitlegen, eine kleine Proberunde
fahren und zwischen all diesen Dingen, immer wieder im Dixie-Häuslein noch
etwas Gewichtstuning absolvieren. Natürlich verpasse ich auch noch die
Fahrerbesprechung zwischen Kuchen und Tuningsitzung. Egal, als Startfahrer habe
ich eh keine Ruhe und fahre mal Richtung Startblock. Und siehe da, Karsten
steht da auch schon mit seinem ganzen „Stoll-z“, seiner Familie (datt Wortspiel
versteht bestimmt keiner).
Campstimmung |
Fahrerbesprechung |
Startblock |
Mein Hunger kennt mal wieder
keine Grenzen und zack verwechsele ich Claudias Helm mit etwas Essbarem. Die
Stimmung im Startblock ist gut und die Zeit vergeht ruckzuck mit vielen
Gesprächen und Sprüchen, für die wir jetzt noch Luft haben.
Ich schaue bei meinem Vordermann
auf das Hinterrad und denke: „Was schaut da so komisch aus?“. Ich schubse ihn
an und frage: „Hast du schon gesehen, dass dein Reifen in der Flanke einen
langen Cut hat?“.
Er lacht und sagt „ja klar“, denn
so Witze werden ja öfters im Startblock gemacht. Ich sage: „Leider kein Witz!“,
doch er bleibt cool, schaut drauf, sagt einer Frau am Rand etwas. Diese düst
lost und steht innerhalb von Sekunden mit einem neuen Hinterrad parat. Er dreht
sich um und sagt: „Danke“, ich antworte nur: „Kein Ding, ich mag Kuchen!“ Die Anspannung
steigt aber leicht, als der Einpeitscher die Zuschauer auffordert den Countdown
zu starten.
Dies war der Kollege mit dem Reifenproblem. |
Für wenige Meter fährt noch ein
„Neutraler“ vor dem Fahrerfeld, allerdings wird dieser leicht hektisch als vor
uns alles abgesperrt ist. Er sprintet los, wir hinterher, er springt vom
Fahrrad, wir schauen uns alle blöde an. Er ruft, „Rennen ist frei“ und zerreißt
die Absperrung, wir geben richtig Gas und landen wenige Meter später in einer
Sackgasse. Da die Streckenposten alle in die andere Richtung schauen, haben sie
uns wohl nicht aus dieser Richtung erwartet. Karsten reagiert vorne sofort,
zerreißt ein Flatterband und alle düsen hinterher. Jetzt geht es in das
Stahlwerk rein und das Feld ist irgendwie hektisch. In 3er und 4er Reihen nebeneinander
ballern wir in die ersten scharfen Kurven und quetschen uns alle irgendwie
durch die Durchfahrt ins Wasserfeld und wieder raus. Sofort knallen die
Wattzahlen ins unendliche und direkt hinter mir knallt ein Fahrer, der
Soundkulisse nach, in ein Gitter.
Mit knapp 40 Sachen geht es über
die alten Bahndämme zurück in den Startzielbereich zur ersten richtigen Runde.
Durch das Zuschauerspalier zu düsen macht schon Spaß. Den Monte Schlacko zu
erklimmen, als ob man ihn nur einmal erklimmen müsste, total bescheuert. Die
folgende Abfahrt wird Hinterrad an Hinterrad in direkter Linie mit knappen 60
Sachen genommen. So macht es Laune, so ist es absolut bescheuert, doch kaum
nimmt man etwas Tempo raus, verliert man den Windschatten. Also gleich wieder rumwatten
und dranbleiben. So entsteht die ersten Runden ein richtig schöner Wettkampf
mit den anderen Mixedteams.
Nach 2 Runden übergebe ich an
Moni und Madam brennt richtig einen in den Sand. So vergehen die ersten Stunden
und nach 3 Stunden hat man auch mal die erste aussagekräftige Übersicht in der
Tabelle. 4 Mixedteams liegen sehr eng zusammen. Wir sind mal auf 2, mal auf 3
und dann auf 1. Wir werden von Jägern zu Gejagten und lassen uns wie „Newbies“
von den jungen Jägern, diese Rolle aufdrücken. Bei den Übergaben sagen wir uns
gegenseitig „Nicht überziehen“, antworten „jaja“, düsen los und überziehen.
Nach knapp 6 Stunden legt Selma
vom Team „COME BACK STRONGER“ (bzw. Rapiroracing) ihre Wattflinten richtig an,
und überholt mit abartigen Speed Moni kurz vor der Wechselzone. Wir schauen uns
an, erkennen unser Dilemma und beschließen die Runden nun gemütlicher, dafür
aber konstanter anzugehen. Wir nennen sowas „den richtigen Rhythmus für die
Strecke finden“. Selma hingegen pulverisiert ihre Rundenzeiten und serviert uns
eine 15er!!! Rundenzeit.
Moni in der Wechselzone |
Moni findet schnell den richtigen
Takt, ich brauche deutlich länger. Wir fahren mit 2er-Wechseln in die
Dunkelheit hinein. Selma und Viktor bauen sich einen 10 Minuten Vorsprung auf
uns auf und von hinten kommen Katja und Lars von Troschka-Sports immer näher an
uns ran. Ich frage Moni, ob sie auch 3er-Wechsel fahren kann mit den konstanten
Zeiten, damit wir die Wechselzonenzeiten umgehen und evtl. etwas die Augen
zumachen können. Sie nickt und ich fahre den ersten 3er und kann danach befreit
einschlafen, denn diesmal haben wir Nina dabei, die dafür sorgen wird, dass wir
nicht verschlafen.
Und siehe da, die Taktik geht
auf. Gegen 2 Uhr in der Frühe taucht Viktors Rapirotrikot vor mir auf und ich
kann ihn sogar überholen. Ab jetzt bauen wir Runde für Runde unseren Vorsprung
um Sekunden aus. Und so nett und freundlich unsere Gespräche mit Selma und
Viktor in der Wechselzone auch sind, auf der Strecke geht es noch immer um
Sekunden. Wir wechseln wieder in den 2er-Modus.
Leider bekomme ich plötzlich Schmerzen
im linken Knie und es läuft irgendwie unrund bei mir. Erst als ich etwas später
beim Kettenölen feststelle, dass meine Kurbel etwas lose ist, diese richtig
anziehe, verschwinden die Knieschmerzen wieder.
Gegen 6 Uhr am Morgen schwinden
meine Kraftreserven, Moni hingegen taut richtig auf mit dem Sonnenaufgang. So
beschließen wir einen 2er-/-3er-Wechsel und obwohl Madam nun wieder 3 Runden am
Stück fährt, fährt sie zeitlich mit ihre besten Runden. So schaffen wir es auch
in Führung liegend ins Ziel.
Wie sehr wir uns als Teams
gegenseitig gepusht haben, kann man auch daran erkennen, dass wir 2er
Mixedteams sogar das Podium der 4er-Mixedteams rein von den Runden her, gefüllt
hätten. Mit unseren 77 Runden haben wir etwa 624 Kilometer und 6.600 Höhenmeter
zurückgelegt. Die Zahl freut uns natürlich extra dolle, denn die Spendengeber
der Siemens Turbo-Biker füllen die Spendendose mit Betrag X pro Kilometer. Und
so konnten die Siemens Turbo-Biker am Ende über 15.000,- € einfahren. Aber über
die Aktion der Turbo-Biker schreiben wir nach der Spendenübergabe noch ein paar
Extrazeilen.
Die Strecke war super spaßig,
kurzweilig und schnell. Natürlich war der Monte Schlacke direkt hinter der
Wechselzone immer wieder schmerzhaft, aber machbar. Durch den Regen am Freitag
war es zum Glück auch überhaupt nicht staubig gewesen (davor hatte ich etwas
Bedenken gehabt).
Was mich aber am allerallermeisten
gefreut hat, war das wirklich sportlich-faire Verhalten der Fahrer
untereinander. (Mir war Duisburg irgendwie so in Erinnerung geblieben, dass es
viele Fahrer „mit Messer zwischen den Zähnen“ gab. Leider reichen schon zwei
bis drei Fahrer, die sich so verhalten, aus, damit sich dieses Gefühl einprägt
und in Gedanken verankert bleibt).
Richtig gut finde ich die
Startnummern mit Namen auf dem Rücken. Man spricht sich gegenseitig mit Namen
an und es ist überhaupt nicht mehr so anonym. Ich empfand es so, dass dadurch
das Wir-Gefühl viel stärker war als sonst (vielleicht interpretieren ich da
auch etwas viel rein. Bei so einem 24h-Rennen leide ich immer unter
Gefühlsschwankungen :-) ). Und auch die Zuschauer haben einen mit Namen
angefeuert. Das pusht natürlich noch mehr.
Alles in allem eine tolle
Veranstaltung.
Die Strecke dieses Jahr, hat mir
besser gefallen als sonst. Perfekte Entscheidung, diese komische
Gerüstüberführung raus zu nehmen, auch wenn für einige Fahrer leider zu spät.
Ob es insgesamt weniger Fahrer waren als bei unserer letzten Teilnahme kann ich
gar nicht sagen, aber mir kam die Strecke diesmal nicht so überfüllt vor. Dank
der Namen auf der Rückennummer, wurden Überholmanöver sehr oft auch mit Namen
angekündigt. Was aber noch genialer war, war der Name auf der Startnummer, so
wurde man überall mit Namen angefeuert. Direkt nach der Wechselzone den Monte
Schlacko hoch, war schon eine Nummer für sich, dafür hatte man ihn dann aber
auch schnell hinter sich und konnte den Rest genießen.
Die 10 Euro verpflichtende
Müllgebühr für ein 2er Team, welches alle Getränke und Nahrungsmittel in
Tupperdosen mitbringt, finde ich nicht okay.
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