Donnerstag, 17. November 2016

Kapitel 7 - Indien …und plötzlich war die Straße weg…

Endlich richtig Rad fahren.



Kapitel 7 - …und plötzlich war die Straße weg…


Ja, was weiß der schon, was wir alles mit dem Rad fahren können. Narender erklärt uns erneut, wir müssen doch nicht mit dem Rad fahren, er kann uns mit dem Jeep überall hinbringen. Doch wir bestehen darauf und erklären ihm, im schlimmsten aller Fälle treffen wir uns heute Abend wieder hier im Hotel. Den Spruch fand er gar nicht lustig. Ich beruhige ihn, zeige ihm auf der Karte einen Treffpunkt im Tal und sage „In spätestens 2 Stunden treffen wir uns dort“.

Erste richtige Tour im Himalaya und erste Tour in neuen bunten Klamotten.

Erst vor dem Hotel, dann vor dem nicht sichtbaren 6.000er.

Abfahrt

Fernblicke genießen


Das Problem, umso näher man hier der Grenze kommt, umso ungenauer sind die Karten. Selbst auf Googel sieht man hier in dem Gebiet kaum Straßen geschweige kleine Wege. Und was auf diesen Karten ein gerader Strich ist, kann in Wirklichkeit eine Serpentinenstraße mit mehreren hundert Höhenmetern unterschied sein. Jedenfalls war unser Ziel laut Karte nur geschätzte maximal 20 Kilometer entfernt und wir machten uns auf den Weg. 

Gigantisch

Da müssen wir hin.

Blick ins Tal.

Zu den Häusern müssen wir.

Daumen hoch

Welch schöne Bergwelt


Zuerst rollt es sich auch sehr einfach und der Weg ist in Wirklichkeit eine Aspahltstraße bis zum nächsten Dorf. Hier hängt sogar eine Art Karte und die zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht. Kalpa 2.800 Meter, Pangi 2.700 Meter und Jangi 2.600 Meter und Aren irgendwo im Tal bei 2.000 Metern. Es geht also nur bergab lautet unser Fazit nach dem Studium der Karte.  

Erstes Dorf

Die Kids flüchten auf die Mauer...

...


Nach diesem kleinen Dorf wird die Straße rauer, der Weg enger und die Abgründe rechts von uns lassen uns ganz dicht links am Felsen fahren. Die Aussicht runter ins Tal oder gegenüber in die Berge ist genial. Der Weg bis hier hin eigentlich ganz gut fahrbar, nur das Auf und Ab immer nur wenige Höhenmeter, macht uns in der Höhe doch zu schaffen. So sammelten wir an diesem Tag auf 27 Kilometer auch immerhin 950 Höhenmeter. Gefühlt geht es jedenfalls mehr bergauf als bergab. 

Ab hier gab es keinen Asphalt mehr, aber einen Weg.

Zisch...

Ja, Moni ist auf dem Bild zu sehen.

Neben dem Weg ging es teilweise 500-600 Meter runter.

Ja, diese Richtung

Traumhaft

...

Blick über die Kante.


Irgendwann klingelt mein Handy im Rucksack. Narender fragt wo wir bleiben und ob alles okay ist. Ich antworte ihm schon fast etwas genervt, bleib mal locker, ich sagte doch 2 Stunden. Nach einem kurzen Schweigen am anderen Ende der Leitung kommt als Antwort: „Ihr seid aber doch schon 3 Stunden unterwegs!“. Ups, da haben wir wohl bissel das Zeitgefühl verloren in der schönen bergigen Welt. 

Monipower

Ruckzuck 50 Höhenmeter runter, über die Brücke und wieder 50 Höhenmeter hoch.

Trinkpause

Apfel mit...

...Fernblick...

...bis ins nächste Dorf.

Und, wo geht es weiter?


Wir genießen die Fahrt auch wenn es anstrengend ist und kommen in einem kleinen Dorf an. Wir setzen uns auf eine Mauer gegenüber des kleinen Tempels und genießen das bunte Treiben bei einem geklauten Himachalapfel. Ab hier ist die Straße sogar fast neu und wir kommen deutlich schnellere voran. 

Moni, liest mal wieder ein Schild vor!

Es gibt keine richtigen Straßen, aber Auto´s und LKW`s sind vor Ort.

Tempel mit Talbeschallung!

Auf dem Weg gab es öfters solche Bögen.

Gigantischer Baum

Wer sieht Moni auf der Straße?




Unten im Tal sehen wir einen Kontrollposten und einige hundert Meter dahinter steht Narender mit dem Jeep. Wir düsen die letzten Serpentinen hinab und kommen absolut glücklich bei Narender an. Dieser fragt uns ob wir uns registriert hätten in den Bergen. Was wir verneinen und fragen was er überhaupt genau meint. Er erklärt uns, dass man in dieses Gebiet nur reinkommt, wenn man registriert ist. Da grinse ich und sage: „Du siehst wir sind auch drin, aber ohne weitere Registrierung!“ Er findet es allerdings mal wieder nicht lustig und wir bekommen eine Belehrung was alles passieren kann ohne Registrierung. Wir ignorieren die vielen Worte, verladen die Räder und fahren mit dem Jeep weiter. 

Immer wieder war die Straße unter dem Fels.

LKW`s passten gerade so durch.

Unter fast jedem Felsvorsprung waren "Wohnungen".

"Küche"

PEEP PEEP DON`T SLEEP...BRO

Die Straße ist nun immer seltener asphaltiert, die Schlaglöcher werden immer größer und der Staub heftiger. An einer Teestube machen wir kurz Halt und wir lassen es uns nicht nehmen zum Fluss runter zu klettern und zumindest mal die Füße ins Wasser zu halten. Zurück an der Teestube, treffen wir auf eine Motorradgruppe aus Deutschland. 

 
Selbst am Rand wird einem der Sand sofort unter den Füßen weggespült.

Chai-Pause

Kuss-Pause


Die Straße wird enger und enger.

Das Grün der Hänge wandelt sich immer mehr in einen Braun/grau-Ton und selbst der Fluss stellt mit seiner braunen Brühe keinen Kontrast dar. So fahren wir Stunde für Stunde durch das Tal und registrieren dabei kaum das Schild „Welcome in Lahaul und Spiti“. Hier vereinigen sich der Gletscherfluss Spiti und der unzähmbare Satluj. 

Narender fährt wann immer es geht ganz rechts...

...denn links geht es immer direkt runter in den Fluss.

Brücke mit Kontrollstelle.

Gegenverkehr

Plötzlich eine fast neue Straße und "Kehrmaschinen".

Hier mündet des große Fluss Spiti in den Strom Satluj

Unser eigentliches Ziel - Spiti!

 


Die Einfahrt ins Spitivalley ist ein abenteuerlicher Anblick. Die Straße presst sich zusammen mit dem Fluss irgendwie durch den Berg und wenn man nach oben Blick hat man das Gefühl, der Berg stürzt über einem zusammen. Nachdem wir dieses Engstück hinter uns haben geht es über zahlreiche Serpentinen aufwärts. Einige Abschnitte sind neu asphaltiert, andere Abschnitte würden jeder Offroad-Veranstaltung in Europa als perfekte Kulisse und Strecke dienen. Irgendwann hören die Serpentinen endlich auf und wir sind irgendwo auf 3.300 Höhenmeter. 

Enge Taleinfahrt

Ab hier gibt es 0 Regentage im Jahr!

Die Straßenkantensicherung!

Fantastisch

Es geht aufwärts

Fast oben.


Wir kommen an einer kleinen Siedlung Namens „Ka“ mit vielleicht 10 Häusern an. Da wir den ganzen Tag bis auf die Äpfel noch nichts zum Essen hatten machen wir hier einen Chai- und Suppenstopp. Ich setze mich draußen auf ein Stück Holz was als Bank dient in die Sonne. Moni und Narender gehen rein in die Gaststube, die mit ihrem kleinen Regal im Eck auch gleichzeitig Supermarkt ist. Die Sonne brennt hier aber so heftig, nach nur wenigen Minuten flüchte auch ich nach innen. 

KA

Narender legt immer Steine unter die Reifen.

Dorfstraße.

Teeterrasse auf über 3.300 Metern.

Die Terrasse.


Wir essen und trinken gemütlich und Narender drängelt zum Aufbruch, doch ich möchte noch einen Tee. Ein guter Tee kann hier etwas dauern und als er gebracht wird vernehmen wir ein Grollen im Tal und sehen eine Staubwolke in einiger Entfernung aufsteigen. Nachdem wir den Chai-Tee genossen haben fahren wir weiter, doch schon an einer der nächsten Kurven werden wir angehalten. 

Staub in der Ferne.

Unglaublich wie schnell sich selbst hier im "Nirgendwo" ein Rückstau bildet.

Es fliegen plötzlich wieder Steine runter.
Schweres Gerät steht hier sogar rum.


Die Straße vor uns ist unter einer Stein- und Sandlawine verschwunden! Jetzt wissen wir auch woher das Grollen und der Staub genau kamen. Ohne unseren extra Tee, könnten wir nun irgendwo unter diesen Geröllmassen liegen. Narender schaut mich an, sagt „Break“ und lässt dabei seinen Fahrersitz in die Liegeposition einrasten. 

Aber es dauert bis die Maschinen anspringen.

Es wird an allen Teilen mal gewackelt.
Es wird viel geredet.

Und dann springt die Maschine endlich an.


Die Fahrer aus Deutschland sind auch im Stau angekommen.


Dass dies hier relativ normal ist, beweist die Tatsache, dass hier überall schweres Gerät rumsteht und sehr schnell Arbeiter und Militär erscheinen, um die Straße wieder irgendwie befahrbar zu machen. Und nur 2 Stunden später können wir unsere Reise auch schon fortsetzen. 

Keine Ahnung woher, aber Bagger für Bagger kam plötzlich hier an.

Ruckzuck wurde hier eine Straße reingebaggert.

Staubiger Job.

Yeaha

Noch ein Gespräch und schon geht es weiter.

Auf etwa 100 Metern war die Straße verschüttet, welch Räumleistung.

Richtig stabil sieht der Straßenuntergrund aber nicht aus.

The Race...


Unser Ziel „Nako“ liegt auf ca. 3.600 Meter und dies bedeutet weitere Serpentinen und tiefe Abgründe. Narender liefert sich zeitweise ein kleines Rennen mit der Motorradgruppe aus Deutschland, was uns bei einem Blick aus dem Fenster in den Abgrund mehr als einmal den Atem anhalten ließ. Wir sind wirklich froh irgendwann den Ort und somit unseren anvisierten Campingplatz mit dem vielsagenden Namen „Knaygoh Kinner Camps“ zu erreichen.

Links geht es mal wieder weit runter.

Unsere Begleiter für die nächsten Stunden

Mal hinter uns.

Im Hintergrund unsere Straße.

Höher

Und höher

Den Satz bitte "googeln"

Umso höher, umso mehr Grün gab es wieder.

Gefühlt über den Bergen.

Erste Häuser von Nako.

Felder

Ortseinfahrt Nako.




Der Anblick der Zelte mit den kleinen blühenden Vorgärten in der Bergkulisse lässt uns sofort in eine Welt von „Tausend und eine Nacht“ abtauchen. Leider kennen die Betreiber hier auch den Wert und die Schönheit ihrer Lage und vor uns liegt die teuerste Nacht unseres Indienurlaubs. 5.200 Rupien inkl. Essen werden angesetzt, nach wirklich zähen Verhandlungen konnten wir uns per Handschlag auf einen Preis einigen, bei dem wir versprechen mussten ihn niemals weiter zu erzählen. 

Unser Camp

Ist das GEIL?

Unser Garten in der Wüste über den Bergspitzen.

Cola-Bier gab es auch, yeaha!


Wir richten uns in unserem Zelt bzw. in unserer Wohlfühloase ein als neben uns im Zelt sowas wie Hektik ausbricht. Ein älterer Herr mit einer Kameraausrüstung, die einen eigenen Träger benötigte, treibt seinen Helfer zur Eile an, da die Sonne gleich am See untergehen würde. Moni und ich schauen uns verdutzt an, See, hier oben? Schnell haben auch wir unsere Schuhe an, doch der Herr samt Helfer ist schon auf und davon. Lange suchen müssen wir dennoch nicht, denn der See ist direkt vor unserem Camp hinter einigen Baumreihen versteckt. Nur der Zugang ist nicht ersichtlich und wir marschieren erst mal Richtung der kleinen Ortschaft los. 

Der See.

Steinklopfer.

Nako

Es war wirklich so unbeschreiblich einmalig anders schön dort.

Erkundungstour.

Beschriftete Steinplatten.

Eine der "Heiligen".

Heiliges Gewässer.


Nako ist ein Ort wie ich mir einen kleinen Ort im Himalaya vorgestellt habe. Kleine Steinhäuser, enge Gassen, überall getrocknete Kuhfladen als Holzersatz gestapelt oder an die Hauswand geklatscht zum Trocknen. An einem Rand des Ortes eine Tempelanlage mit Gebetsfahnen  am anderen Ende der See. Da uns am Heiligen See der Platz ständig von heiligen Kühen und deren Hinterlassenschaften sowie von rumrasenden Eseln streitig gemacht wird, marschieren wir wieder in die engen Gassen. 

Überall Kühe

Erst wird Moni genau angeschaut.

Dann ich.

Nako Lake

Keine Ahnung warum, aber die Kühe haben mich fasziniert.

Der Ochse und die Heilige

Die Esel rannten hier so ihre Runden.




Aber auch in den engen Gassen kommen uns plötzlich von überall Kühe, Schafe, Esel und Pferde entgegen. Sie kommen von ihren Tagesexkursionen zu den Futterquellen selbständig zurück in ihre sicheren Ställe für die Nacht. An den Weggabelungen gibt es noch ein kurzes Muh, bevor die eine Kuh samt Schaf nach links abbiegt und der Rest der Karawane rechts weiter läuft. Ist ein Zugang bzw. ein Tor zum Stall zu, fangen sofort alle Tiere, die in der engen Gasse noch dahinter stehen an sich bemerkbar zu machen bis das Tor geöffnet wird. Ein geniales Schauspiel was wir vorher so noch nie irgendwo beobachten und erleben durften. 

Wieder in den Gassen.

Fernblick.

"Hello Sir" waren seine Worte.

...

Auch in den Gassen war tierisch was los.

Dachkonstruktion

Kleine Oasen in den Höfen.

Der neue Tempel.

Irgendwann hat ein Mann laut irgendwas komisches gerufen,...

...danach kamen von überall Tiere.

Esel, Kühe, Schafe und Pferde kamen in Reih und Glied.

Wir stehen im Weg, da schaut Kuh gleich böse.

Blick aus dem Dorf auf den See und unser Ziel für den nächsten Tag weiter oben.

Auch Pferde kamen aus den Bergen.

Alle marschierten zielstrebig...
...in ihre Ställe oder Gatter.


Zurück im Camp war es Zeit für das Abendessen und siehe da, unsere Tischnachbarn waren die Schweizer aus dem Hotel in Shimla. Sofort waren wir wieder in Gespräche verwickelt und schrieben schnell die Ortschaften und Sehenswürdigkeiten mit, die deren Guide so aufzählte. Nach einem wirklich super leckeren Mahl zogen wir uns zurück in unser Zelt. Wir sind total erstaunt wie schnell die Temperatur hier fast gegen Null Grad gefallen ist. 

Campwachhund.

"Lodge"

Blick vom Speiseraum.

Der Hund war immer dicht bei uns auf dem Platz.

Es wurde schnell kälter, aber Cola-Bier geht auch hier!

Erst eine Suppe.

Keine Ahnung was es alles war, aber es war richtig lecker.

Mhmmmmm!

Unser Bettchen.


Im Bett beschließen wir, ab jetzt wird mehr Rad gefahren wie mit dem Jeep durch die Gegend zu fahren und schlafen ein. Irgendwann werde ich wach weil aus der Tasche mit meinen Schokoladenreserven komische Geräusche kommen. Ich leuchte auf die Tasche, stehe auf und gehe hin, doch nichts zu sehen. Kaum liege ich wieder im Bett, raschelt die Tasche wieder. Also aufstehen, hin gehen, nachschauen und wieder nichts finden. Doch am nächsten Morgen sehen wir das Desaster, ein Loch im Stoffbeutel und fast alle Schokoladenriegel und die frisch geklauten Äpfel sind von scheinbar verdammt großen Mäusen angeknabbert worden. Naja, es gibt schlimmeres und gehen frühstücken. 

Abmarsch zum Frühstück


Bilder der Radtour - KLICK
Bilder der Autofahrt - KLICK
Bilder der Nako-Erkundung - KLICK

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1 Kommentar:

  1. oh man, moni und frank, das ist alles einfach nur traumhaft. ich freu mich so für euch, dieses tolle erlebniss gehabt zu haben. die berichte, die bilder, irgendwie wird man mit verzauber und wenn man am ende angekommen ist, peng ist wieder die realität da.
    behaltet das alles bloß für immer in euren herzen.

    lg stefan

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