Freitag, 10. Juni 2016

24 Stunden MTB am Alfsee

Für Unterhaltung wurde gesorgt

Die letzten 2 Wochen haben wir uns radtechnisch schon schön etwas gegönnt. Ob in Jihlava (CZ) beim 24 Std. Event (KLICK), in Jedovnice auf Traumtrails (KLICK) oder bei einem der härtesten Etappenrennen in Mitteleuropa, der Beskdiy Trophy (KLICK). Und als Abschluss dieser Rad-Action-Wochen unter dem Motto „Erlebnis vor Ergebnis“ haben wir uns das 24 Std.-Rennen am Alfsee ausgesucht. 


Das Eventgelände auf einem riesigen Campingplatz ist genial und wir docken uns bei den Piratenkapitänen Michael und Harald samt Crew mit an. Hier ist die Stimmung einfach immer super ausgelassen und jeder versteht den Sport auch noch mit einem Grinsen und Augenzwinkern zu nehmen. Was so einige Schilder an Deck auch beweisen. 


 Rad fahren, Brustvergrößerung und vieles mehr gab es bei den Piraten

Immer wieder spaßig bei den Piraten.

Doch mit vorgerückter Stunde entfernten sich die Themen immer weiter vom Radfahren. Irgendwann war die Rede von Leihgeräten mit dem Namen „Venus2000“ und der daraus resultierenden Frage, was ist eigentlich eine „Reise Pussy“. Diese Frage wurde nicht lange verbal behandelt sondern Harald marschierte Richtung Campingplatz-WC und zog sich eine „mobile Reisepussy“. Muschi (ja die Type nennt sich so) war von der rosa Pussy sofort vollkommen angetan. Doch auch hier gilt, erst Anleitung lesen, denn sonst hängt Muschi sehr schnell mit dem Finger in den falschen Öffnungen fest… 

Mal etwas unscharf gemacht damit niemand de Muschi mit der Pussy erkennt.

Am nächsten Morgen gab es noch ein schönes Frühstück und die Sonne machte sofort allen klar, dies wird heute kein kalter Fahrradtanz. Bei der Fahrerbesprechung setzte der Veranstalter auch die Regel 15 etwas außer Kraft. Hier wurde Windschattenfahren als unsportlich und Disqualifikationsgrund aufgeführt. Sehr schön, wenn der Veranstalter auf Kritik aus dem Fahrerlager reagiert. 

Fahrerbesprechung

Start Frank Runde 1-2


Nach einer Proberunde waren Moni und ich erleichtert. Meine Schulter machte keine wirklichen Probleme auf den Wiesengehoppelabschnitten und so rollerte ich Richtung Startaufstellung. Hier gab es einiges an Verwirrung wer nun wann wo startet. Aber von irgendwo gab es dann ein Startsignal und es wurde sofort vollgas losgezogen. Ich fand mich plötzlich im hinteren Drittel der 2er-Starter wieder. 


Über die Buckel des "Unnötigen"

Kurz nach dem Start um 14:00 Uhr konnte man sich entscheiden links über die Wiese oder rechts über die „Schippe Dreck“. Als einziger im gesamten 2er Feld entschied ich mich für die Wiese und bog an Platz 2 wieder auf den gemeinsamen Weg ein. So weit vorne wollte ich gar nicht sein, denn viele der 2er Männerteams geben an der Startlinie für die erste Runde ihr Anstandshirn ab und fühlen sich wie Rambo bei einem Sturmangriff. Sehr schnell fahren wir auf die ersten 4er-Teams auf, die 3 Minuten vor uns gestartet waren. Im ersten Anstieg muss ich auch kurz aus den Pedalen wegen eines Fahrers vor mir und verursache damit eine verbale Sintflut hinter mir, bis hin zu dem freundlichen Hinweis: „Wir sind hier bei einem Rennen!“ Aha, danke. 


Crosser waren laut Ausschreibung nicht erlaubt, sagt aber auch einiges über die Strecke aus.

Schon in Runde 2 wünsche ich mir mehr Schatten und bin froh ein passendes Hinterrad eines 4er-Fahrers zu erwischen. Man könnte sagen, es läuft. Einzig die Schulter meldet sich bei den Anstiegen wenn ich am Lenker ziehen muss. Der Fahrer vor mir ist ein mega-geiler Fahrer und wartet die Sekunden nach den kleinen Downhills sogar immer auf mich bis ich wieder am Hinterrad hänge. So bügeln wir über die Strecke bis ich woran auch immer mit dem rechten Pedal hängen bleibe und mein Fahrrad im Flug verlasse. Der Fahrer vor mir bekommt es mit, dreht sofort um und hilft mir hoch und wartet bis ich wieder an seinem Hinterrad hänge. Dafür ein dickes, dickes Danke. 


Moni wie immer am grinsen.

Moni (Runde 3-4)


Bei der Fahrerbesprechung wurde gesagt, dass die schnellen Fahrer ca. 20 Minuten für eine Runde brauchen würden. Also machte im mich um 14:30 Uhr auf zur Wechselzone. Auf dem Weg dorthin treffe ich noch einige Bekannte und halte kurz einen kleinen Plausch. So, nun aber auf in die Wechselzone. Allerdings wollten da grad mehrere hin und ich stehe im Stau. Jetzt werde ich doch langsam nervös. Habe ich Frank etwa schon verpasst? Mir wurde heiß und kalt. Endlich durchgekämpft frage ich meinen Nebenmann, ob schon 2er-Fahrer durch sind. Er sagt: „Ja klar. Die ersten haben schon gewechselt.“ Oh nein, denke ich mir, so ein Mist. Mir stand der Schweiß auf der Stirn und das lag nicht an der Hitze. Wie sich später aber herausstellte, haben die besagten Fahrer bereits nach nur einer Runde gewechselt und nicht wie wir nach zwei Runden und man brauchte für eine Runde ca. 30 Minuten. Also ich war pünktlich und alles war gut. Frank kam angesaust, wir wechselten und ich machte mich auf den Weg. Die Strecke hat sich zum letzten Jahr nur leicht verändert und war wie gewohnt hubbelig. 


Moni auf der "schippe Dreck"

Frank ca. 17:00 Uhr


Nach unserer Startphase mit 2-2 Runden wechselten wir wegen der Hitze auf 1-1 Runden. Bedeutet nach jeder Runde wechseln wir nun. Sehr schnell zeigt sich in der Rangliste ein 5er-Kampf ab. Sabine und Björn Fischer von „RR-Bikes“ machen richtig Druck. Dahinter die 2.-Platzierten vom letzten Jahr Britta und Guido von den „Haldenbikern“. Wir, derzeit auf Platz 3 und dahinter Karo und Peer von „wüster-hering“ dicht gefolgt von Christin und Jürgen vom „RSV Germania Sulzfeld“. Zu meiner Überraschung verspüre ich seit dem Sturz absolut keine Einschränkung mehr an der Schulter, was sich auch sofort in 2 Minuten besseren Rundenzeiten wiederspiegelt. 


Tabelle nach ca. 4 Stunden


Kopf runter und treten, treten, treten

Moni ca. 17:00 – 19:00


Im Großen und Ganzen lief es bei mir gut. Ab und zu hatte ich Glück und konnte mich auf den Geraden bei den schnelleren Fahrern in den Windschatten hängen. 


Moni an einer der vielen kleinen Auffahrten.

Meine Bedenken, die ich anfangs hatte, dass das Rennen für mich zu viel sei und ich es vielleicht nach den doch anstrengenden Vorwochen nicht schaffen würde, waren wie weggeblasen. Es ging mir wieder gut und ich hatte Spaß an der Strecke. 

Frank ca. 19:00 Uhr


Aus dem 5-Kampf wurde ein 3-Kampf, „RSV Germania“ und „wüster-hering“ mussten etwas Tempo rausnehmen. Genial fand ich die lustigen Gespräche mit der „Konkurrenz“ in der Wechselzone und kurz danach die fairen Fights um Sekunden auf der Strecke um danach wieder im Verpflegungszelt zusammen über die Hitze zu stöhnen. 


Moni kurz vor dem Fahrerlager

Frank ca. 21:00 Uhr


Auch die „Haldenbiker“ müssen nun dem recht hohen Anfangstempo Tribut zollen und wir batteln uns mit Sabine und Björn. Es macht richtig Spaß, auch wenn der Kopf vor Hitze droht zu platzen und die Beine vor Anstrengung zittern, zwischendurch die Ergebnisse zu beobachten. Mal sind die „RR-Bikers“ auf Platz 1 mal sind wir auf Platz 1 und gemeinsam entfernen wir uns von den „Haldenbikern“. 


Tabelle nach ca. 8 Stunden


Kurz vor bzw. neben der Wechselzone.

Moni ca. 22:00 Uhr


Nun ist es dunkel und wir fahren mit Licht. Es sieht aus als würde es anfangen zu regnen. Aber nein, das sind keine Regentropfen. Das sind ganz, ganz viele kleine Fliegen. Wohl angelockt durch die Stirnlampe fliegen diese einem direkt ins Gesicht. Echt super! Man traut sich kaum noch durch den Mund zu atmen. Ganz viele bleiben einem auch einfach durch den Schweiß im Gesicht kleben. Uahhh! Hoffentlich geht das nicht die ganze Nacht so. 


Power on

rum um die Kurve

Frank ca. 23:20 Uhr


Es läuft. Die Tageshitze ist endlich verschwunden, Monis und meine Beine sind noch fit, die Augen haben sich an das Scheinwerferlicht gewöhnt und wir konnten minimal eine klitzekleine Führung gegenüber Sabine und Björn ausbauen. Auf der langen Gerade setze ich mich vor eine 3er-Gruppe und übernehme die Führungsarbeit. Ab den Deich hoch und in das Wiesen-S. In der kleinen Abfahrt knallt plötzlich ein Fahrer mit seinen Lenker zwischen mein Bein und meinen Lenker und brüllt mich an „fahr weiter rechts“. Rechts ist aber nur der Zaun und so knallt mir der Vollpfosten und Möchtegern-Radprofi vollekanne ins Bike. Zusammen stürzen wir, an meiner Lampe reißt das Kabel ab, mein Vorderrad hat eine starke Acht und meine Schulter schmerzt und blutet. Und das Einzige was der Herr mit der Startnummer 4222 dazu äußert ist: „Idiot, hättest halt weiter rechts fahren müssen!“ Keine Entschuldigung, kein Garnichts, aber wenigstens Zeugen. 

Ein kleines Wörtchen wie „Entschuldigung“ hätte gereicht und ich hätte diese absolut unnötige unsportliche Aktion einfach hingenommen. Aber noch rumpöbeln und dann einfach weiter fahren ist die größte Unsportlichkeit, die es gibt. 


Muschi ist sofort zur Stelle und baut mir seine Lampe an.


Die Rennkommission zögert auch kein bisschen und verhängt eine 7 Stunden Zeitstrafe gegen das Team. Ich übergebe noch an Moni, bekomme von Muschi noch schnell eine Ersatz-Lenkerlampe montiert, die Sanis behandeln schnell die Schnittwunde und die Jungs vom BOC-Stand erklären sich bereit in der nächsten Pause auch nach meinem Vorderrad zu schauen. So stelle ich mich wieder in die Wechselzone. Doch mit jeder Minute, die ich dort sitze pocht es mehr und mehr in der Schulter. Und als Moni Richtung Wechselzone einbiegt und ich das Rad heben möchte, bekomme ich einen solch stechenden Schmerz in die Schulter, dass mir als erwachsener Mann Tränen in die Augen knallen. Im gleichen Moment bekomme ich vom Kollegen das Smartphone vor die Nase gehalten, wir sind auf Platz 1! Ich empfange Moni mit den Worten: „Wir müssen reden!“

Moni 23:50


Ich komme in die Wechselzone gelaufen und erkenne schon von weitem an Franks Blick, dass irgendetwas nicht stimmt. Ich übergebe ihm das Staffelbändchen, aber er läuft nicht los. 


Tabelle nach 10 Std, wir auf 1.


Er erzählt mir vom Sturz und was passiert ist. Das hatte ich ja alles gar nicht mitbekommen gehabt. Natürlich war es sehr, sehr ärgerlich (und vor allem war der Sturz auch so etwas von unnötig!) da es für uns grad ganz gut lief, aber mit schmerzender Schulter weiterzufahren, gerade bei den hubbeligen Deichen, macht auch kein Sinn. 


Abbruch für uns!

Frank 23:55 Uhr


Das Schlimmste für mich ist Monis trauriger Blick. Aber ich denke sie weiß auch genau, dass es von mir nur ein Stopp gibt wenn wirklich Garnichts mehr geht. Wir schleichen mit hängenden Köpfen aus der Wechslezone als mir einfällt, Muschi hat um Mitternacht Geburtstag. Und bevor wir es richtig realisieren können haben wir von Harald einen Becher leckeren Rotwein in der Hand und von Muschi ein Stück leckeren belgischen Reiskuchen und gemeinsam singen wir „Happy Birthday“. 


Wein bringt Freude

Muschi tröstet mich und sich auch gleich selbst.

Auf dem Handy leuchtet die Nachricht von meiner Schwester auf
„Erlebnis vor Ergebnis“.





Da der Morgen noch jung ist gehen wir duschen, gönnen uns eine Massage und plündern das Verpflegungszelt und legen uns schließlich schlafen. 


Massage ist schon was feines.

Kuchen und vieles mehr, das Verpflegungszelt ist hier schon eine echte Hausnummer!

Die morgendliche Hitze treibt uns recht früh wieder aus unserem Dachzelt. Wir gehen frühstücken, sagen mal noch „Hallo“ bei unserem Schmierstofflieferanten „Kettenwixe“, besuchen noch die Vennebiker-Schlachtenbummler-Ecke, verabschieden uns überall und machen uns auf den Heimweg bevor die große Abreisewelle beginnt. 


Kettenwixe, datt läuft wie geschmiert.

Stimmung super, auch wenn hier fast nur Leute sind die nicht im Ziel angekommen sind.

Das Event selbst ist wirklich gut aufgezogen und für die Zuschauer ist auch einiges geboten. Die Strecke selbst ist trotz des flachen Profils mit ihren kurzen knackigen Anstiegen und bösen Wiesenbuckelstücken mit der Zeit eine echte Herausforderung für den Körper. Technisch hat die Strecke eigentlich absolut keinen Mountainbikeanspruch für Gelegenheitsfahrer und trotzdem haben sich wahre Dramen an der liebevoll genannten „Schippe Dreck“ oder dem „Unnötigen“ abgespielt. 


David die Maschine tankt auf.

An Sabine und Björn Fischer von RR-Bikes senden wir unsere herzlichsten Glückwünsche zum Erfolg. Das Duell mit euch hat richtig, richtig Spaß gemacht und wäre bestimmt noch richtig spannend geworden. Schade, dass dieses Duell durch einen Dritten entschieden wurde. 


Betreuerhelden nach 24 Stunden-Einsatz

Was bleibt ist das Erlebnis. So hat uns Melanie vom DDMC schon mitgeteilt, dass sie beim nächsten MTB-Event bestimmt nicht nur als Betreuerin an der Seite von Tobi dabei sein wird. Angela und Mike haben uns mal wieder gezeigt, dass gute Laune bei ihnen keine leere Worthülse ist und zur Piratenbucht können wir nichts sagen außer DANKE! 


Mareike
Und Mareike bleibt Mareike und rollt mit ihrem Gottvertrauen zum Sieg und spendet ihren Sachpreis auch gleich an die Freie evangelische Gemeinde in Gevelsberg, Glückwunsch und weiter so. 

weitere Berichte zum Event

Links

Danke Melanie für die Bilder.

Bilder von Marco Alberts
KLICK und KLICK

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