Schäden an Carbonlaufrädern? (*B2) |
Stellen wir uns mal vor (es ist also nicht wirklich
genau so passiert) Carbon-Knut mit 92 Kilogramm Lebendgewicht packt sein
schweres 6,5 Kilogramm Rennrad (ohne Laufräder) ins Auto und dazu noch seine 4
neuen Carbon-Laufradsätze, die er zusammen für „nur“ 6.901,- € gerade gekauft
hat. Das macht bei seinen 4 Laufradsätzen 1,21 € pro Gramm Laufrad. Sein
„günstigstes Laufrad“ (nicht meine Bezeichnung dafür) kostet übrigens nur 1,00
€ pro Gramm. Okay zugegeben, sehr unrealistisch, sehr schlechte Vergleichsbasis aber Carbon-Knut will mal die Laufräder
testen und hat deshalb tief in die Haushaltskasse gegriffen. Vielleicht
entdeckt er dabei ja etwas anderes viel unrealistischeres.
Da er etwas Zeit hat fährt er aus dem flachen
Norddeutschland in den Harz nach Elend auf den nParkplatz neben der kleinen
Holzkirche. Voller Freude spannt er sich seinen ersten Carbonlaufradsatz von
ZIPP (202 Firecrest CCL) für schlappe 2.525,- € ein und radelt gemütlich den
Brocken entgegen. Oben angekommen Gipfelbild Nummer eins und Abfahrt.
Wir halten nun also folgende Fakten fest: „Fahrer und
Rad wiegen zusammen bis zu 100 Kilogramm. Diese Anforderungen liegen im
Grenzbereich des Erwartbaren.“ (*1) Weiter unterstellen wir nun der Abfahrt vom
Brocken runter bis ans Auto in Elend ein durchschnittliches Gefälle von 13%, ein
Durchschnittstempo von 41 km/h und einer perfekten Verteilung der Bremsleistung
von 80 % auf das Vorderrad. (*2) Natürlich bremsen wir unterwegs auch des
Öfteren mal, denn es ist ja bekanntlich steil und es gibt 2 Bahnübergänge.
(genaue Bremspunkte *3)
Mavic Cosmic Carbone 40 Elite - Pech gebhabt er hat gehalten! Daher nur 2,7 (*B2) |
Okay, zurück zur Abfahrt von Carbon-Knut. Er macht
sich zwar Gedanken über evtl. Bremshitze aber irgendwo hatte er gelesen „Eine
Gefahr im Trainingsalltag oder Rennen sind die Carbonlaufräder also nicht
mehr.“ (*4) So donnert er den Brocken runter, vorbei an Schierke Richtung
Elend. Doch leider sind die Schranken unten und er geht aus 70 km/h in die
Vollbremsung. Locker kommt er vor der Schranke zum Stehen und radelt, nachdem
der Zug durch ist, fröhlich zu seinem Auto weiter. Hier entdeckt er leider auf seinem
neuen Laufradsatz eine Blase. Aber was soll`s Carbon-Knut hat genug Geld und
schreibt deshalb in sein Benotungsheft über die 2.525,- € Laufräder nach der
ersten Fahrt: „ Die Zipp-Felge überstand die Prozedur zunächst, bildete aber
bei der Vollbremsung eine kleine Blase auf der Bremsfläche und müsste
ausgetauscht werden.“ (*5) Und da er ja auch Schulnoten vergibt, und immerhin
heile unten angekommen ist vergibt er eine 2,3 (=GUT - Hätte ich damals in der Schule gewusst, dass ich nur eine defekte/zerrissene vollgeschriebene Seite für ein "gut" hätte abgeben müssen, ich hätte vieler 6er vermeiden können!) und schreibt dazu „Sehr
breite Felge, sehr gute Bremseigenschaften im Normalbetrieb auch bei Nässe, bei
hoher Last eher durchschnittlich.“ (*6)
Da Carbon-Knut nun erst richtig warmgefahren ist,
spannt er sich seinen nächsten Laufradsatz von Xentis (Squad 4.2 Clincher) für
schlappe 1.449,- € ans Rennrad. Wieder geht es hoch auf den Brocken und zack,
Gipfelbild Nummer 2 bevor es wieder in die schöne Abfahrt geht. Und die
Brockenbahn ist pünktlich wie immer und Carbon-Knut muss an den Schranken in
Elend eine Vollbremsung hinlegen. Oje, denkt sich Carbon-Knut, da flattert ja
etwas an meinen Laufrädern. Doch was soll`s, bis zum Auto kann ich damit ja
noch fahren. Am Auto angekommen schreibt Carbon-Knut als Empfehlung in sein
Buch: „Der Xentis fällt gegenüber der Konkurrenz noch etwas ab, das Laufrad ist
allenfalls leichten Piloten um 70 Kilogramm zu empfehlen.“ (*7) Komisch, denkt
sich Carbon-Knut, denn eigentlich ist der Laufradsatz für ein Systemgewicht bis
110 Kilogramm zugelassen. (*8) Ach ja, fällt ihm ein, ich muss ja auch noch
eine Bewertung schreiben, und notiert: „Starkes Fading bei der letzten
Vollbremsung, Flanken geben dem Bremsdruck nach. Auf dem kompletten Umfang
delaminiert.“ (*9) Und als Schulnote, hmmm, ich kann sie zwar nicht erneut
benutzen , aber bin ja wieder bis zum Auto gekommen. Ach ich gebe eine 2,9 denn
„Wenig seitensteif; die daraus resultierende Schwäche im Rundlauf kostet
Punkte. Relativ preiswert.“ (*10)
Kaum traurig über den Verlust seines 2. Laufradsatzes
kramt Carbon-Knut nun seinen nächsten Laufradsatz aus dem Auto. Ein genialer
Reynolds Attack Clincher für 1.399,- €, sein „günstigstes Laufrad“. (*11)
Natürlich kurbelt Carbon-Knut auch ein 3. Mal hoch auf den Brocken und macht
für seine Facebook-Fangemeinde ein 3. Gipfelbild und stürzt sich ein 3. Mal in
die Abfahrt. Doch zu seinem Leidwesen sind viele Wanderer unterwegs und er
muss, weil das Fußvolk keinen Platz macht, eine Vollbremsung hinlegen. Doch was
war das, hat der Reifen gerade geflattert? Sicherheitshalber läuft Carbon-Knut
nun bis zum Auto von ganz oben zurück. Erst ist aber nicht schlecht gelaunt,
denn alle Wanderer grüßen ihn nun. In sein Büchlein schreibt er nun „Bei
Reynolds zeichneten sich bei genauer Begutachtung erste Schäden schon nach
einer ersten Vollbremsung ab“ (*12)„ Abbruch nach dritter Bremsung des zweiten
Teils, da die Bremse stark pulsiert. Flanken gehen auseinander, der Reifen
droht abzuspringen.“ (*13) Als Schulnote notiert er eine 2,4 (GUT) denn die
Wanderer haben ihn ja freundlich gegrüßt und „...Gutes Bremsverhalten unter
Normalbedingungen...“ „...Günstigstes Laufrad im Test...“ „...Frühes Versagen im
Härtetest, erste Schäden kündigten sich schon bei der ersten Vollbremsung an...“.
(*14)
Wer Carbon-Knut nun kennt, kennt seinen Willen und
seine gute Laune. Und so zieht er nun seinen 4. Laufradsatz einen DT Swiss
Spline RC 28C aus dem Kofferraum und entdeckt dabei den Hinweis: Fahrergewicht
max. 90 Kilogramm. Nun gut denkt er sich, da wiege ich ja nur 2 Kilo mehr.
Wenig später erreicht er zum 4. Mal den Gipfel und verzichtet diesmal auf das
Gipfelbild und macht sich sofort an die Abfahrt. Diesmal lässt er es richtig
rollen, hier mal kurz anbremsen, dort mal ausweichen und dann Krachbumm eine
„unangekündigte Explosion der Bremsflanke“ (*15) „Der Reifen springt ab, die
Flanke reißt 20 Zentimeter auf.“ (*16) Zum Glück ist Carbon-Knut dabei nichts passiert
und er ist so dankbar darüber, dass sein 1.528,- € Laufradsatz immerhin einen
Sturz verhindert hat und vergibt eine 2,8. Aber er merkt auch an, dass es
„Quasi keine Sicherheitsreserven“ (*17) mehr gab.
Campagnolo Hyperon Ultra - Tja trotz keinerlei Fehler schlechter als ein Totalausfall bewertet! (*B3) |
Nun da Carbon-Knut gemerkt hat, dass er 4 Laufradsätze
im Wert von 6.901,- € geschrottet hat. Diese aber im Schnitt mit 2,6 benotet
hatte, wurde ihm klar, dass er die anderen Carbon-Laufräder, die er von Mavic
und Campagnolo nicht klein bekommen hat, deutlich besser bewerten müsste. Nach
reiflicher Überlegung was Laufräder für eine Bewertung verdient haben, die nach
einer theoretischen Ausfahrt Sondermüll sind im Verhältnis zu Laufrädern, die
alles aushalten, hat er sich für eine Benotung von 2,55 im Schnitt für Mavic
und Campagnolo entschieden. Also ist ein gutes Laufrad gegenüber einem
Totalschadenlaufrad nur 0,05 Punkte besser!!! Was nun unrealistischer ist,
muss jeder für sich selbst entscheiden. Ob es die 4 Laufradsätze sind die
einfach kaputt gehen oder die doch sehr gute Bewertung für 7.000,- €
„Sondermüll“ oder der Versuch Werbegelder zu sichern oder der Versuch Leser für dumm zu verkaufen.
Die Moral von Carbon-Knuts-Geschicht, traue den
Tour-Test besser nicht!
Liebe Magazine, Redaktionen und Biketester ich habe
vollsten Respekt vor euch, dass ihr überhaupt einen solchen Test abdruckt. Aber
wie kann ein Totalschaden eine 2,4 erreichen? Klar schreibt ihr „Wer weniger
als 80 Kilo wiegt…kann solche Schäden nahezu ausschließen…wir haben deshalb die
Ergebnisse…nicht in die Benotung einbezogen…“ (*18)
Allerdings frage ich mich, was das soll. Alle
Laufräder (Bis auf DT-Swiss) haben eine Systemgewichtzulassung nach euren
Angaben von min. 110 Kilo bzw. gar keine Beschränkung. Hält ein Laufradsatz
dann keine 100 Kilo aus, hat er eine faire Benotung verdient. Eine ganz klare
6,0 – Ungenügend!!! Wenn ihr euch dies nicht traut, dann schreibt wenigstens
"Benotung nicht möglich", da Material Test nicht überstanden hat.
Was ihr da macht kann man auch so versinnbildlichen.
Ein Autotester fährt mit einem neuen Wagen wild über einige Straßen und ist
total von der Ausstattung und dem Design angetan. Leider funktioniert die
Bremse nicht, wenn er über 100 km/h fährt und er setzt das Auto in einer
Abfahrt gegen eine Mauer.
Mein Fazit wäre – Auto durchgefallen / keine
Empfehlung / Zulassung entzogen
Ihr würdet dann wohl schreiben „Wer weniger als 100
km/h fährt…kann solche Schäden nahezu ausschließen…wir haben deshalb die
Ergebnisse…nicht in die Benotung einbezogen…“
Bewertung daher: 2,2 Top Design und Ausstattung.
Bremsverhalten unter 100 km/h bei Nässe top. Kauf Tip!!!
Ganz ehrlich, wer solche Test`s durchführt und dann so
unrealistisch bewertet, hat meine 4,80,- € in Zukunft nicht weiter verdient.
Ich finde ein Ergebnis wie ihr es hervorgebracht habt sogar mehr als nur
gesundheitsbedenklich wenn nicht sogar fahrlässig solche Laufräder auf dem
Markt zu lassen bzw. nicht davor zu warnen.
Dies war meine letzte „Tour“-Zeitschrift.
Gez. ein ehemaliger Leser
Quellen
*1 – Seite 35 Tour 12 - 2014
*2 – Seite 37 Tour 12 – 2014
*3 – Seite 37 Tour 12 – 2014 Punkte 1-3
*4 – Seite 35 Tour 12 – 2014
*5 – Seite 36 Tour 12 – 2014
*6 – Seite 39 Tour 12 – 2014
*7 – Seite 35 Tour 12 – 2014
*8 – Seite 39 Tour 12 – 2014
*9 – Seite 36 Tour 12 – 2014
*10 Seite 39 Tour 12 – 2014
*11 Seite 33 Tour 12 – 2014
*12 Seite 36 Tour 12 – 2014
*13 Seite 36 Tour 12 – 2014
E
*14 Seite 38 Tour 12 – 2014
*15 Seite 38 Tour 12 – 2014
*16 Seite 36 Tour 12 – 2014
*17 Seite 36 Tour 12 – 2014
*B1 - Sörren
*B2 - Mavic.de
*B3 - brookscycles.co.uk