Montag, 2. Juni 2014

12 Stunden MTB - WM - VIZEWELTMEISTERIN



1. Natascha Binder 2. Monika Janzen 3. Anja Knaub

Die Vizeweltmeisterin und der Dicke


Unsere direkte Vorbereitung war mal wieder typisch. Mittwoch ab auf die Party des „kleinen“ Patenkindes, um den 20. Geburtstag zu feiern. Am Donnerstag kaum wach, den sogenannten Vatertag, ging es zu Freunden beim Umziehen helfen. Aber irgendwie haben wir am Ende mehr „Grillstücke“ verdrückt, wie Möbel verrückt. So gestärkt haben wir noch schnell den Bus mit den Velos beladen und sind Richtung Weilheim in Oberbayern, ins südliche „Deutsch-Ausland“ aufgebrochen. Irgendwann nachts um 4 haben wir auch einen schönen Schlafplatz an einem See gefunden und uns auf die Ohren gelegt in der Hoffnung das Trommelfeuer der Regentropfen auf dem Dach ignorieren zu können. Nach wenig Schlaf wurden die letzten 30 Kilometer zum Eventgelände in Weilheim unter die Räder genommen. 

Erste Reihe - unser "Camp"



Hier konnten wir uns einen schönen Platz direkt an der Wieseneinfahrt an der Strecke sichern. Dies ist fürs Rennen lebensnotwendig wenn man keine Betreuer dabei hat. Langsam füllte sich die Wiese und die guten Plätze direkt an der Strecke waren schnell vergeben. Mit unseren Nachbarn vor, neben und hinter uns hatten wir mal wieder richtig Glück. Einfach super-nette, sympathische Zeitgenossen. Mit Florian Reiterberger (Floris Homepage) vom Team Ranger Travel Maxx Bikes hatten wir sogar einen richtig guten Mechaniker als Nachbarn und der war für Monis Schaltung auch schon nach der ersten Testrunde auf dem WM-Parcours notwendig. Vielen Dank noch einmal für die Hilfe. 

Xenofit im Tank


So ging der restliche Tag mit den üblichen Vorbereitungen und netten Gesprächen unter dem Vordach von Floris mobilen Wohnparadieses zu ende. 

Flori und Teamkollegin Vanessa

 
Der Morgen - das Lager erwacht

WM-Tag

Moni`s Renn-Bericht

Trotz der eiskalten Nacht hatte ich sehr gut geschlafen und stand pünktlich zusammen mit Frank an der Startlinie. Die Teamfahrer haben sich vorn einsortiert und wir, die Einzelfahrer, hinten. Nachdem uns erst nicht ganz klar war, ob der Startschuss auch für uns galt oder nur für die Teamfahrer, sind wir einfach der großen Masse hinterher und ja, es war auch unser Startschuss. Pünktlich im ersten Anstieg konnte man die ersten Sonnenstrahlen erkennen und  kurz darauf war kein Wölkchen mehr am Himmel. Ein vorher ungeahntes Panorama kam zum Vorschein. Es war einfach eine super-schöne Kulisse und meinen Beinen ging es auch sehr gut. Also beste Voraussetzungen für ein tolles Rennen.
schöne Landschaften mit leider auch Anstiegen

Als ich auf Runde zwei ging, erinnerte ich mich selbst daran mal etwas auf meinen Puls zu achten. Der war im Anstieg zu meiner Überraschung auf 180! Also Tempo raus. Die Anzeige stieg trotzdem weiter 185, 187 … Das gibt es doch gar nicht! Ich fühlte mich dabei doch so gut und war nicht mal aus der Puste. Etwas näher ans Garmin herangerückt erkannte ich, falscher Alarm. Das waren ja die Höhenangaben ;-) Ja, ja, die verdammte Technik.
Einer der vielen Rundendurchfahrten

Der Vormittag verlief sehr gut. Ich hatte mir vorgenommen die ersten 6 Stunden durchzufahren, dann eine kurze Mittagspause einzulegen und nach ca. 9 Stunden eine erneute Pause zu machen. Gegen 13:00 Uhr habe ich Frank mal wieder gesehen. Er hat dann Pause für mich angeordnet und schnell alles dafür organisiert. Zuerst hat er mir etwas zum Trinken in die Hand gedrückt, dann meine bereits geöffnete Carazza gegeben (merkwürdigerweise das Einzige worauf ich bei solch langen Rennen Appetit habe), mich über die Zwischenstände informiert und mein Fahrrad gewartet, und dann ging es auch schon weiter für mich. Die Beine waren wieder fit und ich konnte meine Runden drehen. Am Nachmittag sind Frank und ich dann ab und zu zusammen gefahren und ich konnte mal von der mühsam an ihn herangefütterten Schwungmasse in der Abfahrt in seinem Windschatten profitieren :-)
Unser WM-Frühstück

Für meine zweite Pause hatte Frank dann Nudeln für mich organisiert, die mir echt gut taten und zu neuen Kräften verhalfen. Ich konnte wieder auf Platz 2 vorrücken, den ich zuvor verloren hatte und ihn auch bis zum Schluss halten. Ich war davon ausgegangen, dass um 20:00 Uhr Rundendurchfahrtschluss ist, als ich um 19:40 Uhr auf meine letzten Runde gehen wollte und mich Frank ausbremste, da um 20:00 Uhr nicht Rundendurchfahrtschluss sondern Zieleinfahrtschluss war, konnte ich es kaum glauben. Ich war echt erleichtert es geschafft zu haben. Platz 2 auf einer Weltmeisterschaft. Einfach irre! Es war alles in allem ein genialer Tag gewesen. Wir haben viele nette MTB-Verrückte kennengelernt, bereits bekannte MTB-Infizierte wiedergetroffen und ein sehr schönes Event mit ihnen verbracht.
Monika R. und Stefan, wir waren nicht die einzigen Nordlichter im Süden

Besten Dank auch noch einmal einen fürsorglichen Betreuer, der sich perfekt um mein Wohl bekümmert hat ;-)


Eure Moni

Frank`s Bericht


Das Handy brummt, Stefan vom Team Prowell-Germany fragt „wo steht ihr?“. Ich lese aber erst gar nicht richtig weiter, sondern schaue entsetzt auf die Uhr – 6:40 Uhr!!! Oje, verpennt an einem solchen Tag. Moni geweckt, Wasser ins Gesicht, die Räder raus und ach ja…sich selbst bekleiden wäre auch nicht schlecht! Milchbrötchen mit heftig viel Schokoaufstrich mitten ins Gesicht geworfen, Fleischwurst hinterher und mit Kaba runtergespült und schon rollen wir Richtung Startaufstellung. 

 
Moni in der Abfahrt


Meine Aufgaben sind heute klar verteilt, „Mädchen“ für alles sein! Das bedeutet die ersten Stunden bei jeder Rundendurchfahrt schauen, ob noch genug zu trinken bereit steht, Riegel parat liegen und kontrollieren, ob Moni überhaupt was gegessen hat. Vorne läuft der Countdown und Punkt 8:00 Uhr geht es los, 12 Stunden MTB fahren. 12 Stunden den Wiesenanstieg durchs Fahrerlager hoch, kleine Abfahrt zum Asphalt-Aufstieg und die nächsten 55 Höhenmeter überwinden. 

Auch nach 6 Stunden kann sie noch lachen


Oben angekommen geht es in den Wald zum „Spielen“. Kleine Trails mit Matschpassagen wie man sie schon aus Dassel gewohnt war in Abwechslung mit Wurzelteppichpassagen, die selbst Altenaus gefürchtete Wurzeltrails als winzig erscheinen lassen. Ausgespuckt von der Abfahrt wird man in einer 120 Grad-Kurven auf losen Schotter und steht nun vor einer Wand die 35 Höhenmeter auf 150 Meter aufweist. Hat man diese bezwungen kommen natürlich wieder Wurzeln, ein schnelles Stück Waldweg und dann geht es ab in die Wildsaukuhle. Hier gilt es auf ca. 200 Meter irgendwie durch 15 cm hohen Schlamm, Matsch und weiß Gott was alles durchzustrampeln. Hat man dies aber geschafft geht es über Asphalt und Wiesen bergab wieder zurück zum Eventgelände. So hat man pro Runde etwas über 6 Kilometer mit knappen 110 Höhenmetern in zum Teil schweren Gelände bezwingen müssen. 

Der Wiesenanstieg



Die ersten Stunden fährt jeder sein eigenes Tempo und ich sehe Moni nicht. Meine Rundenzeiten wandern von unter 20 Minuten hin zu 22 und mehr Minuten. In der 14. Runde werde ich von der Führenden der Damen am Berg überholt. Ich blicke runter ins Tal und sehe Moni, sie ist also dran. In der 16. Runde holt mich Moni ein und ich bekomme Order. Zwischenstände und Abstände besorgen, denn leider ist es wie bei jedem langen Stundenrennen. Als Einzelfahrer ohne Betreuer bekommt man ohne anzuhalten keine Ergebnisse und Abstände mitgeteilt. Dies bedeutet für mich, Sprint einlegen, zum Monitor fahren, wild auf dem Touchscreen rumhämmern bis ich die gewünschten Daten habe, hinter Moni wieder wild strampelnd hinterherfahren und ihr die Daten mitteilen. Ich versuche noch eine Runde für Moni im Wind zu ackern, bin ihr aber zu langsam! Sie zieht nach knappen 6 Stunden also locker an mir vorbei und ich zum Verpflegungsstand. 

Natascha, die neue 12 Std. Weltmeisterin

Anja Knaub - Platz 3


Bei den Damen ist zu diesem Zeitpunkt an der Spitze ein 3-Kampf im Gange aber Platz 4 und 5 sind noch immer in Schlagdistanz. Ich fülle die Flaschen schnell mit Xenofit und kaltem Wasser auf und schon kommt Moni wieder. Sie futtert eine Carazza (Bifi) und in der Zeit pflege ich wie ein Formeleinsmechaniker ihr Bike. Schlamm abkratzen, Kette ölen, Schaltung schmieren und schon ist sie wieder unterwegs. Da meine Beine noch nicht wieder richtig wollen, gehe ich auf Fotosafari. Moni zirkelt weiter ihre Runden. 

Ab um die Kurve...

...und an den "zug" rangehängt, perfekt!!!


Natascha Binder, zieht vorne davon und Anja Knaub kommt von hinten pro Runde knappe 30 Sekunden ran. Ich beschließe Moni eine Zwangspause zu verordnen und bereite alles vor. Nudeln mit Käse und Ketchup, Wikinigerröllchen, Apfelsaftschorle und Spezi. Moni kommt, übergibt mir das Bike zur Pflege und futtert gemütlich. Selbst als Anja an uns vorbeifährt bleibt sie locker sitzen und nippelt an der Spezi rum. 

Zwangspause

und weiter gehts


Nach gigantischen 8 Minuten Pause klopft sich Moni auf die Schenkel, gibt mir einen Kuss und sagt: „Dann will ich mir Platz 2 mal wieder holen!“ steigt auf und gibt Gas. 

Moni kurz vor dem Eventgelände

Magic - Moni auf Tune`s Dreckschleuder und Radon Blck Sin unterwegs


Und siehe da, ihre Rundenzeiten verbessern sich von knapp über 23 Minuten auf unter 21 Minuten. Ich beschließe es auch mal wieder auf dem Bike zu versuchen und möchte wie ein Held für Moni im Windschatten ackern, doch am Berg komme ich trotz meiner Pause nicht hinterher und kann erst im Trail wieder zu ihr aufschließen. Immerhin konnte ich ihr so in der Abfahrt mal kurz Windschatten spenden. Gerne hätte ich mehr für sie getan, aber das wollten meine Beine nicht. Aber immerhin bin ich so am Ende auch noch 26. AK geworden.

 
Kämpfen, kämpfen und den Kopf besiegen

Die Presse ist bereit für den Zieleinlauf



Moni fährt nun Runde für Runde Traumzeiten, saugt sich ans Hinterrad und überholt Anja in der 29. Runde. Knallt noch 3 Runden unter 22 Minuten oben drauf und ist…



VIZEWELTMEISTERIN!!!

Yeaha

Alle Platzierten




Wir verstauen die Räder und machen uns sofort auf noch die restlichen Fahrer bei ihrer Zieleinfahrt anzufeuern. Wollen uns die in der Ausschreibung angepriesenen 2 Flaschen Erdinger pro Fahrer abholen und bekommen 10 Minuten nach Rennende gesagt: „Ja, da hättet ihr früher kommen müssen!“

Nach 12 Stunden Dauerbelastung

Kleines Glas...



Egal, ab zur Siegerehrung und Moni sowie alle anderen Finisher feiern. Natascha drückt Moni das „kleine“ Glas in die Hand und Moni nimmt einen kräftigen Schluck und läutet somit den Abend ein. Zusammen mit Monika von den Pirates und Stefan sind wir zum Italiener und haben uns ein richtig leckeres Festmahl gegönnt. Zurück auf dem Eventplatz ging es für Moni ins Bettchen und für mich rüber ans Feuer zu den Jungs vom Team Messingschlager. Diese hatten immerhin Platz 1 und 3 in der 4er Teamwertung zu feiern. 

Cool gefahren, Gratulation



Der Tag danach

Stärkungsfrühstück

Schöne Kulisse



Wenn die blöde Heimreiserei nicht wäre, wären die Veranstaltungen doppelt so schön in der Erinnerung. Aber damit wir überhaupt in den Tag starten können, brauchen wir einen Kaffee. Diesen haben wir zusammen mit einem richtig leckeren Frühstück in der Altstadt von Weilheim direkt an der Kirche bekommen. So gestärkt ging es zurück ins flache Peiner Land.

Trinken für den guten Zweck ;-)



Was bleibt ist noch eine Rechnung, denn die Walkenrieder Foto und Druckwerkstatt hat sich bereit erklärt neben den T-Shirts für die Unterstützung von www.hilfe-fuer-uschi.de auch noch 50 Cent pro gefahrenen Kilometer an die DKMS zu spenden. Wir sagen DANKE an Susanne Trute und verweisen auf 347,2 Kilometer und somit 173,60 ,- €!!! Was für einige wenig erscheinen mag, reicht aus um 4 Menschen typisieren zu lassen und somit vielen anderen Hoffnung und mit viel Glück ein langes Leben zu ermöglichen.


Wir wünschen allen betroffenen gute Besserung

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2 Kommentare:

  1. Keine Ahnung was Wikingerröllchen sind. Scheinen aber geholfen zu haben. Glückwunsch zum Vize-Titel und Respekt zu den knapp 200KM auf dem MTB!

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    1. Marco, die Wikingerröllchen wirst du in den Ardennen an mir und bei mir sehen!

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