Der Sommerurlaub in 2 Akten
4 Tage Traumbiken steht uns bevor |
Akt 1 Beskidy Trophy Polen
Akt 2 Dolny Kubin Cyklonmarathon und Slowakei --> Hier klicken
AKT 1 -- Die geilste Schlammschlacht meines Lebens!
2 Kilometer nach dem Start - es geht gleich richtig los. |
Die Beskidy Trophy 2013 in Polen
Kleiner Zeitsprung zurück zum 12 Std Grenzgänger 2012 in
Sondershausen. Hier erzählen uns Sonja und Peter von dem härtesten
Trailetappenrennen, das sie je gefahren seien. Die Erzählungen nehmen mich in
ihren Bann. Den Regen und die Kälte beim Grenzgänger, sowie den frühzeitigen
Rennabbruch wegen des schlechten Wetters bekomme ich kaum mit, denn in Gedanken
bin ich bereits mit meinem Bike auf der Flucht vor einem Bären in den Beskiden.
Hier wohnt Meister Petz |
30.05.2013 – Etappe 1 -- Der Bär sitzt mir mit Pummel im
wahrsten Sinne des Wortes im Nacken. Ich strampel wie ein bekloppter, doch das
Reifenprofil will nicht im nassen Lehm der Beskiden greifen.
Pummel on Bord! |
Die Kuppe ist in
Sichtweite und rückt näher: "Los quäl dich!", sage ich mir. Die Erholung in der
Abfahrt ist greifbar! Kuppe, los noch 3 Kurbelumdrehungen!
Moni sucht im Nebel nach der Kuppe! |
Sichtweite in den
Wolken = fast null, wo ist der Weg? Ich sehe den blauen Richtungspfeil, doch
dort ist kein Weg, nur ein felsverblockter Abgrund. Der Pole hinter mir fährt
vorbei, zwinkert mir zu und sagt „Welcome in the cool hell of Beskidy“ und
verschwindet zwischen den Felsen im Abgrund. Also hinterher, Arsch hinter den
Sattel, weiter, weiter immer weiter und steiler. Mein Hintern hat
Reifenkontakt, die Bremsen zeigen keine Wirkung, doch die Reifen blockieren ja,
aber warum geht es so schnell weiter? Ich rutsche über den Lehm, Baumstamm
links, ran rutschen gegen treten, Richtungswechsel, weiter in den Abgrund. Es
geht aus den Wolken raus, uff…Erste Fernsicht in den Beskiden, eine geniales
Panoramaaaaaaaaaa!!! Sturz, die Strecke verzeiht keine Fehler, zurück krabbeln,
Bike holen, Aufsteigen unmöglich, zu steil, mit Bike ein Stück runterklettern,
yeaha hier geht es wieder, drauf und weiter.
Die Strecke auf jedem Meter eine Herausforderung. |
MTB-Paradies, ich habe dich
gefunden. Kurzes Flachstück, ich sehe den Weg wie er sich am nächsten Berg
wieder in die Wolken hochschlängelt und verschwindet. Leider sehe ich auch die
schiebende Kolonne-Velohelden auf ihm. Also ran, „anstellen“, schieben und die
verzweifelte Glückseeligkeit in den schlammverschmierten Gesichtern der anderen genießen. Ich kann auch nicht anders, der Regen prasselt von oben, der Schlamm
spritzt von unten, der Puls rast, die Lunge pumpt, die Beine zittern, der Kopf
sagt Nein und die Mundwinkel ziehen sich trotzdem nach oben und formen ein
Lächeln. Mountainbikeherz was willst du mehr? Ich komme an den ersten
Verpflegungsstand, wir klopfen uns gegenseitig auf die Schultern und lachen. Wir alle wissen es, es kommen noch über 200 Kilometer mit über 10.000
Höhenmeter von diesen geilen Wegen.
28./29.05.2013 – Zurück zur Anfahrt -- Wie immer kurz vor
dem Urlaub, vergehen die letzten Stunden zu schnell im Büro. Es fallen einen
doch noch tausend Sachen ein, die noch schnell erledigt werden müssten. Moni
ruft an und fragt ob ich auch wirklich pünktlich Feierabend mache. Kaum daheim,
wird das Auto gepackt. 3 Wochen Entspannung pur stehen an, auch das Packen
läuft dank einer perfekten Vorbereitung von Moni sehr harmonisch. Bikes, Klamotten, Zelt, Tisch und Stühle
alles rein und Abfahrt. Treffpunkt mit Sonja, Peter und Stefan vom Prowell
Harzblut Team ist die Destination Istebna/Polen. Morgens um 6:00 Uhr kommen wir
an, wollen aber keinen wecken und legen uns mit einer Folie und Decke bewaffnet
in das nasse Gras und schlafen ein.
Unsere Hütte, 15,- € inkl. Frühstück und Abendessen! |
Von „Klara“ wärmend angeschupst, werden wir von Sonja endgültig aus dem Schlaf
geholt. Nach einem leckeren polnischen
Frühstück mit Würstchen gibt es eine erste kleine Ausfahrt durch und über die
„Skiwelt“ von Istebna mit Sonja, Peter, Stefan, Moni und mir. Später noch die
Startnummern abholen, Bikes checken, Flaschen füllen und dem nächsten Tag
entgegen fiebern.
Die Vier von der ... |
Warmup muss sein ;-) |
31.05.2013 – Etappe 2 – Der Countdown läuft, 3,2,1…GO, das
Führungsfahrzeug führt uns über die Hauptstrasse von Istebna raus an den
Waldrand und somit in den ersten Anstieg.
Kurz vor dem Start. |
Ich erkenne einige der Fahrer mit
denen ich Etappe 1 zeitweise bewältigt habe. Auf dem Forstweg wird richtig
schön Gas gegeben und dann geht es auch schon wieder in den Schlamm. Teilweise
haben sich die Wege in Bäche verwandelt oder kleine Senken in „großen“ Seen.
Ständig überschwemmte Wege. |
Hoch, höher und wir sehen am gegenüberliegenden Berg den Weg wie er mit leichter Steigung entlang der
Bergflanke verläuft. Auf ihr erkenne ich das Führungsmotorrad und die
Spitzengruppe, ich denke mir noch „wau sind die heute langsam und noch in
Schlagdistanz“. Ca. eine Stunde später, unzählige steile Auf- und Abfahrten
später erreiche ich auch endlich diesen Weg. Wir schieben durch Schlamm und
Lehm, der Dreck setzt sich überall fest. Die Füße werden schwerer und schwerer,
die Laufräder blockieren vor anhaftendem Matsch. Also Bike tragen, geht
schneller. Nach 5 Metern ist mir das gefühlte 30-kg-Bike dank Schlamm zu
schwer, also doch durch den Matsch drücken. Durch den Matsch drücken geht auch
nicht, also raus und im Wald irgendwie schieben. Links im Wald im Gestrüpp kein
durchgekommen, rechts des Weges Morast und dann der Abgrund. Zurück auf den Weg
und irgendwie schiebend, werfend, drückend voran kommen. Nach fast 2 Kilometer
endlich ein Abzweig auf einen Trail, Untergrund besser, doch der nun 50 cm
Breite Weg mit dem Abgrund neben sich lässt einen doch sehr vorsichtig fahren.
Moni in einer der Abfahrten |
Es folgt eine Abfahrt durch ein 28%-Geröllfeld. Unten angekommen gibt es ein
Verpflegungsstand, hier stehen Peter und Stefan und beide sehen sehr
unglücklich aus. Peter erklärt uns seinen Rennabbruch, sehr schade. Also fährt
Stefan mit mir weiter, in den Abfahrten lege ich vor, in den Auffahrten Stefan.
Allerdings ist Stefans Tempo dann an den Anstiegen doch etwas zu schnell für
mich und ich lasse ihn ziehen.
Anstiege kennen keine Gnade, man muss sie bezwingen oder wird bezwungen! |
Es geht lange Berg hoch, ich überhole einige,
doch deutlich mehr überholen mich an diesem Anstieg. In der darauf folgenden
MEGA-GEILEN Abfahrt lass ich es richtig krachen, vorbei an vielen fahrenden
Bikern und an einer doch recht großen Anzahl schiebender Veloisten. Dann taucht
das Trikot von Stefan vor mir auf, ich fahre eine zeitlang hinter ihm her und
warte den richtigen Zeitpunkt ab. Da bleibt Stefan in einer kleinen Senke
schlagartig im Schlamm stecken, also rechts im Gras vorbei ziehen. Gedacht,
getan und ahhhh, Vorderrad komplett im Wasser/Schlamm verschwunden und abstieg
wie beim Bockspringen über den Lenker. Ich muss lachen, es ist einfach super
hier, die Strecke will erobert werden. Ich schaue Stefan an, seine zuvor
verbissene/verkrampfte Körperspannung, sein angespannter Gesichtsausdruck, alles
weicht auf, ich habe es gesehen, er hat während eines Rennens gegrinst. Ab
jetzt war Racing Stefan der gedankenfreie ebenfalls mit einem Dauergrinsen auf der Strecke! Räder aus dem
Schlamm gezogen noch nicht wieder aufgestiegen und schon stecken/liegen die
nächsten hinter uns in der „fühl dich wohl“ Schlammkuhle!
Schlamm gab es nur einmal, dafür dauerhaft! |
Kurzer Gegenanstieg,
Stefan ist wieder auf und davon, Abfahrt ich hole ihn wieder ein und ziehe mir
einen Platten zu. Alle Folgenden halten an und fragen, ob ich alles zum Flicken
dabei habe. Cooler Zusammenhalt hier in den Bärenwäldern. So ging dieser
fantastische Biketag bis ins Ziel weiter.
Jede Ankunft wird gefeiert, Ländergrenzen? Sprachprobleme? Die Strecke schweißt zusammen! |
Leider habe ich mich später zusammen
mit einer Gruppe verfahren und so über 30 Minuten an diesem Tag verloren, doch
Zeit spielt hier wirklich keine Rolle auf der Strecke.
Peter und Sonja, erfüllen uns jeden Wunsch bevor wir überhaupt daran denken! |
01.06.2013 – Etappe 3 – Eigentlich gibt es von dieser Etappe
nicht viel zu berichten ausser dass wir diesmal dank Sonjas und Peters
Rennabbruch ein Betreuerteam am Streckenrand und im Ziel hatten. Auch dieser Tag war natürlich MEGA HAMMER und
die am Morgen angekündigte Streckenverkürzung auf 64 Kilometer wurde während
des Rennens einfach wieder aufgehoben. Moni, Stefan und ich kämpfen uns in der
Mixedwertung auf Platz 5 vor.
Race Absolut Perfekto |
02.06.2013 – Etappe 4 – Heute stand für uns die Verteidigung
des 5. Mixedteamplatzes an, sowie die Eroberung des Finishershirts. Die Strecke
wurde wegen des erneuten Dauerregens in der Nacht erneut gekürzt. Somit stand
fest, unser Vorsprung von 6 Stunden sollte ausreichend sein und wir können
diese Etappe entspannt angehen.
Stimmung vor der letzten Etappe -- GRINS |
Pünktlich zum Start kommt die lang vermisste
Freundin Klara raus, sofort fliegen die ersten Langarmtrikots übers Geländer,
wir sind bereit für Etappe 4. Die Strecke grandios, Trails, Trails und nochmals
Trails. Es läuft, die Beine sind noch voll da, der Druck kommt am Pedal an und
ich fahre im vorderen Drittel mit, Wahnsinn.
uuunnnnnndddddd Action |
Lange Schotterabfahrt, wir fahren in einer 3er Gruppe, 2 rechts ich
links, knappe 50 Sachen zeigt der Tacho an. Blick wieder zurück auf den
Weg,
ist da vorne eine Schranke auf dem Weg? Was macht der Typ vor mir?
Scheiße, er
bremst und zieht nach links. Ausweichen unmöglich, wir verhaken uns und
rasen
weiter auf die Schranke zu. Wir kommen ins Schlingern noch ca. 50 m bis
zur
Schranke und krabumm! Ich schlage die Augen auf und ein Sani fummelt mir
im
Gesicht rum. Blick rechts, ich liege also hinter der Schranke, mein Bike
steht
da, sieht okay aus. Blick links, der 2. Sani macht die Trage hinter
seinem Quad
für einen Transport fertig. Ich frage was mit dem anderen Biker ist,
bekomme
von einem weiteren Biker die Antwort, alles okay, der ist schon wieder
unterwegs. Gut, denke ich mir, doch für wen machen die Sanis dann die
Transporttrage
fertig, oje, für mich! Also Funktionscheck, rechter Arm, funktioniert,
damit
Sani etwas zurück drücken, linker Arm, funktioniert aber brennt, aha
Abschürfungen am Elenbogen. Aufstehen,
ui Schmerz am Knie, Blick runter, der Schlamm am Knie ist Rot, sonst sieht es
eigentlich gut aus. Kniebeuge, geht, Strecken, geht, also ab zum Bike und
weiter. Der Sani hält mich aber fest,
erneut fummelt er mir mit einem Lappen im Gesicht rum. Ich frage schlimm? Er
schüttelt den Kopf, ich sage: "Na dann lass mich, es geht hier um ein
Finisher-Shirt!" Er ringt mir allerdings noch ein Versprechen ab, mich im Ziel
erneut bei den Sanis zu melden.
FINISHER!!! |
Das Rennen geht weiter, nun aber deutlich langsamer. Ich
werde nun regelmäßig überholt und alle erkundigen sich nach meinem Wohlbefinden. Ein letzter Anstieg, diesmal auf einer Straße und oben die
Mitteilung, noch 6 Kilometer bergab und Ziel!!!
FINISHER!!! |
So war es dann auch, unterwegs
haben wir uns schon gegenseitig gratuliert. Zieleinfahrt, Finishershirt, Nudeln
und schon kommt Moni!
Yeaha,... |
Begreifen was geleistet wurde! |
Wir haben es geschafft, Moni, Stefan und ich haben die laut
Veranstalter bisher härteste Beskidy gefinisht.
Zahlen und Fakten:
Fahrer aus 19 Nationen am Start von Canada bis ins tiefste Russland.
40 Frauen am Start - 26 Frauen im Ziel - ~35 % ausgestiegen
427 Männer am Start - 288 Männer im Ziel - ~32 % ausgestiegen
Alle 1,9 Kilometer ist somit theoretisch einer der 153 DNF ausgeschieden
293 Kilometer und 11.609 Höhenmeter
Moni - 2 neue Schaltzüge, 5 Paar Bremsbeläge
Frank - 1 neuen Schlauch, 1 neues Vorderrad, 2 Paar Bremsbeläge, 16 Mulbinden, 3 Rollen Pflaster, 5 Tuben Fenistil, verrückte Sanis die mir mit einer Bürste den Dreck aus der Wunde gebürstet haben.
Wahre Helden, bis zum Morgengrau wurde für uns an den Bikes geschraubt! |
Abends geht es mit Stefan zusammen zur finalen Siegerehrung und danach zum letzten gemeinsamen Abendmahl.
Stefans Siegespizza |
Da uns unsere Unterkunft sehr gut
gefällt, beschließen wir noch einige Tage zu bleiben. Montag ist absoluter
Ausruhetag, Dienstag wird ein Stück Fleisch aus dem Knie entfernt, Mittwoch
sind wir bereits wieder auf Kulturtrip in der Umgebung unterwegs und besuchen
unter anderem das 3-Ländereck Tschechien-Polen-Slowakei. Hier beschließen wir
morgen weiter in die Slowakei zu reisen und die Tatra zu besuchen.
Veloheld nach der "Arbeit" |
Akt 2 – Dolny Kubin, liebe auf den 2. Blick. Hier klicken
Finisher, a new family 2013 was born |