Südlich des Weißwurstäquators zur 12 Std Europameisterschaft
(Ein Bericht der irgendwie von
uns bis jetzt nicht veröffentlicht wurde! Rennen fand im September statt)
Da Moni im Frühjahr die Deutschen
12 Std. Indoor-Meisterschaften gewonnen hatte, lag es ja nicht fern mal zu
googeln ob es für diese Art von Wettkampf auch noch weitere Veranstaltungen
gibt. Und siehe da, in Bayern wird dieses Jahr zum ersten Mal die Diessener 12
Std. MTB-Europameisterschaft rund um den Schatzberg ausgetragen.
Fahrerlager vor Wengen |
Ruck Zuck haben wir mit unseren
Chefs den Urlaub geklärt, die Tage im Kalender geblockt und uns angemeldet. Die
Anreise verlief dank der frühen Uhrzeit sehr unproblematisch und wir erreichten
den Ortsteil Wengen von Diessen am Ammersee zur frühen Mittagsstunde. Das Dorf
ist leer und wir finden keinen Einheimischen auf der Straße um mal zu fragen wo
das Rennen stattfindet. Als wir aber den nach eigener Aussage der Wengerer
schönsten Dorfplatz weit und breit erreichen wird uns auch klar warum das Dorf
ausgestorben ist. Hier an diesem schönen Platz direkt an der Leonhardikapelle
direkt an einem Bach samt Weiher und einer „Stein-Alten“ Weide, die genug
Schatten für mehrere Rastbänke bietet, ist die Dorfgemeinschaft am Wuseln.
Startbögen werden errichtet, Zelte aufgebaut, das Gemeinschaftshaus auf
Vordermann gebracht. Mein Schnellblickscanner erkennt sofort, auch wenn die
Mädels und Jungs des „Motorsportclub Diessen im ADAC e.V.“ zum ersten Mal eine
solche Veranstaltung ausrichten, sie haben das für mich wichtigste zur
Herzenssache erklärt. Ich kann den Aufbau einer Kuchentheke, eines
Grillstandes, eines Verpflegungsstandes und das Aufhängen der Speisetafel am
Gemeinschaftshaus mit einem wohlwollenden Krummeln meines Magens kommentieren.
Im Festzelt bekommen wir von
gutgelaunten Betreuern die Startnummern ausgehändigt und eine ausgiebige
Einweisung des Veranstaltungsgeländes. „Ja, nee, iss klar“ denk ich mir,
bekommen hier einen erzählt als ob das Gelände sich über mehrere hundert Meter
zieht. Aber so ist es dann auch wirklich, vom Dorfplatz geht es über das Gelände
des Wirts und Pensionshauses „Wengen 28“ vorbei an einer alten Scheune (WC und
Duschbereich) durch Streuobstwiesen zum Fahrerlager auf einer großen Wiese.
Hier flattern auch schon die ersten Banner einiger namhafter Teams im Wind. Die
Strecke ist so angelegt, dass wirklich jeder einen Standplatz direkt an der
Rennstrecke bekommen kann wenn er möchte.
Wir suchen uns einen Platz und
bauen unser Campingzelt auf und fühlen uns hier doch recht unprofessionell.
Links und rechts von uns beziehen Campingbusse, Wohnmobile oder
Wohnwagengespanne ihre Plätze. Es strömen Massen an Menschen aus den Fahrzeugen,
bauen für die eigenen Teams Pavillions
für die Bikes und Betreuer auf, Pavillions für die eigene Verpflegung und
Pavillions für die Fahrererelaxzonen. Moni klappt in der Zeit schon mal unsere
6,95,- € Klappstühle auf…
Centurion - Ghost/Maloja - BMW-Racing um einige zu nennen |
Einzig ein Pärchen samt
Kinderanhang und Klappwohnwagen 2 Plätze neben uns ist scheinbar genauso überrascht wie wir von den wilden
Materialschlachten um uns herum. Als wir dann zur Proberunde unsere Trikots
überziehen kommt der Nachbar auch zu uns rüber und fragt: „Sagt mal, auf eurem Trikot
steht doch Hunde Behrens, das ist doch das Pärchen mit dem Hund Bonni,
oder?“ „Yepp!?!“ lautet meine Antwort,
aber noch immer abwartend ob nun was Positives oder Negatives folgt. „Ja, die standen
in München beim 24 Stundenrennen neben
uns. Bonni hat mich immer ‚angefeuert‘!“ und schon sind wir im Gespräch. Und
als ob die Frauen nun wissen was kommt, schauen sie sich an und verdrehen die
Augen. Denn nun folgt das Erfahrungsaustauschmännerspezialgespräch was auch mal
etwas länger dauern kann. Wir reden über erlebte Selbstgrenzerfahrungen bei 24
Stundenrennen, Etappenrennen oder Marathonstrecken. Wir reden über die besten
Verpflegungsstände, Servicebereiche und AfterShowpartys. Wir reden über einfach
alles und das besondere bei solchen Männergesprächen ist, es werden immer alle
Dinge in positiver Form erzählt als ob es nie etwas Negatives gegeben hätte.
Irgendwann reicht es Moni und sie drängt zur Proberunde auf der Strecke.
Die Streckenfakten sind schnell
aufgezählt, 7,76 Kilometer und ca. 130 Höhenmeter pro Runde (Navi hatte 142 HM)
und das Ganze auf Teer-, Schotter, Wiesenwegen und Pfaden gemäß Ausschreibung.
Nach dem Start neben dem Hotel Wengen 28, geht es über den Dorfplatz durch das
Festzelt erneut vorbei am Hotel auf eine leicht bergansteigende Wiese zum
ersten Sand-/Schotteranstieg in einen Wald. Gefühlt oben angekommen geht es
leicht ansteigend weiter zu einem Trail bergab. Unten scharfe Rechtskurve und
ein kleine böse Steile lose Schotterrampe hoch, gefolgt von einem weiteren
leicht ansteigenden Forstweg der nach der Durchfahrt einer Senke zum nächsten
Anstieg führt. Weiter über Forstwege geht es irgendwann scharf links zur von
uns genannten „Achterbahn“. Hier wechselt der Untergrund für einige hundert
Meter auf Sand mit bissel Kiesanteil und das bei einigen richtig coolen schönen
Rampen ab wie aufwärts mit Kurvenanteil. Hat man diesen Abschnitt hinter sich
geht es wieder irgendwie nur bergan über Wiesen und Teerstraßen zur nächsten
kurzen Abfahrt über eine Wiese mit Fahrerlager im Hintergrund. Doch das Stück
über die Wiese, vorbei am Fahrerlager aufwärts durch die Obstbaumplantage bis
zum Zielbereich zieht sich ganz schön. Fest steht, die Strecke ist technisch recht
einfach bis auf das Sandstück, bietet aber nirgends die Möglichkeit es einfach
mal Rollen zu lassen und sich somit zu erholen.
Nach zahlreichen weiteren
Gesprächen, einer leckeren Brotmahlzeit und einem Besuch des WC und
Duschcontainers verziehen wir uns ins Zelt um die Nacht zur Erholung auch voll
auszunutzen.
Starken Max markieren... |
TAG DER ENTSCHEIDUNG
Aufstehen um 5:30 Uhr,
Frühstücken und zuschauen wie der Morgennebel aus dem Wiesental durch den
aufkommenden Tag verdrängt wird. Schokoladencremebrötchen hinter die Kiemen
geworfen, Verpflegung am Streckenrand platziert und zusammen zur
Startaufstellung gerollt. Einzige Änderung gegenüber den anderen Starts, Moni
hat kein echtes Lächeln im Gesicht. Ich frage „Alles Okay?“, sie schaut mich an
wie Rocky Balboa vor seinem ersten Kampf und sagt „Heute lass ich es krachen!“
Oha!!!!
Insgesamt mit den 2er/4er und 6er
Teams werden heute 288 Fahrer über den
Parcour rollen. Im Startfeld also so um die 120 Velohelden. Der Countdown läuft
und die Uhr tickt ab jetzt für 12 Stunden rückwärts. Nach dem anfänglichen
Gedrängel gibt es vorne eine Ausreisergruppe und ich sortiere mich in der
Verfolgergruppe ein. Das Tempo ist hoch und ich versuche herauszufinden wer
Einzelfahrer ist und wer sich als Teamfahrer gleich wieder erholen darf. Nach
der ersten Runde stelle ich erstaunt fest, dass die Spitzengruppe komplett aus
Teamfahreren bestand und in der Verfolgergruppe mit mir nur 4 weitere
Einzelfahrer. Ich bin also auf Platz 4 bei einer Europameisterschaft, ist das geil.
Ich versuche an den Jungs dran zu bleiben und es gelingt mir sogar für die
nächsten 2 Runden bis ich mir eingestehen muss, das schaffe ich egal wie keine
weiteren 11 Stunden. Ich lass abreisen und suche mein eigenes Tempo und werde
peu a peu von den folgenden Fahrern wieder eingeholt. Meine Taktik lautet alle
2 Stunden kurze Pause, nach 6 Stunden eine 15 Minutenerholung und ab dann jede
Stunde kurz am Verpflegungsstand anhalten. Leider sind die
Zwischenstandmonitore so aufgestellt, dass Fahrer ohne Betreuer nicht ohne
echten Zeitverlust ihre Position in Erfahrung bringen können.
Ausfahrt Achterbahn |
So fahre ich in
Unwissenheit Stunde für Stunde weiter und der Tag wird wärmer und wärmer. Moni
sehe ich die ersten Stunden nicht, weder vor noch hinter mir und so beschließe
ich bei der nächsten Rundendurchfahrt kurz anzuhalten um mal einen Blick auf
den Monitor mit den Zwischenergebnissen zu werfen.
Wer wollte bekam eine Abkühlung |
Aha, ich auf Platz 12 und wo
ist Moni? Noch während ich in den Listen versuche Moni zu finden höre ich die
Lautsprecherdurchsagen: „Hier kommt Monika Janzen, die derzeit führende bei den
Frauen!“. Yeaha, ist das cool. Ich schwinge mich wieder aufs Bike und wir
fahren ein Stück gemeinsam. Bei der Frage nach ihrem Wohlbefinden grinst sie
nur und sagt „alles Easy!“ und fragt wo die 2. Platzierte fährt und wer es
überhaupt ist? Ups, vor lauter Freude habe ich gar nicht weiter auf der Liste
nachgeschaut.
So fahren wir eine Runde zusammen
bis zum Verpflegungsstand, für mich ist es an der Zeit für die große Pause,
doch Moni fährt nach einem kurzen Stopp gleich weiter. Ich esse und trinke
gemütlich, gehe zum Monitor und sehe das Moni bereits 2 Runden Vorsprung hat.
Abartig denke ich mir, aber wir kennen nicht die Taktik der Konkurrenz, denn
diese könnten ja schon eine Pause gemacht haben.
Nach ca. 9 Stunden können meine
Beine nicht so wie ich es gerne möchte und so lerne ich die Kinder am
Verpflegungsstand sehr gut kennen. Eines der Kids sagt dann zu mir: „Darf ich
du, sagen?“ ich nicke, „Hast du was dagegen wenn wir deinem Namen auf den
Becher schreiben? So oft wie du hier hältst kannst du auch immer den gleichen
Becher und Teller nehmen!“
Einfahrt Achterbahn |
Meine Pausen zelebriere ich nun
nach jeder Runde und finde immer mehr Ausreden um die Pausenzeiten auch für
mein Ego akzeptabel ausdehnen zu dürfen. Moni hingegen zirkelt Runde für Runde
und überrundet auch mich dabei gleich zweifach. In der letzten Stunde hat der
professionelle Sportmoderator auch verstanden, dass die Fahrer Unterstützung
brauchen und kommentiert ab jetzt jede Rundendurchfahrt und aktiviert somit
auch immer mehr Zuschauer die Fahrer richtig anzufeuern. So fährt man nun durch
ein Menschenspalier in der Dorfschleife und ich erneut zu meinem
Verpflegungsstand. ‚Klein Schlaumeierhobbit‘ kommentiert mein Erscheinen am
Stand mit der Feststellung: „DU brauchst immer länger pro Runde und isst aber
jede Runde mehr hier am Stand!“, sei froh dass ich nicht Gandalf bin du
Halbling!!!!
Schauen ob Moni mich sieht, nein... |
...dann schnell Pause machen... |
...doch Moni sieht mich... |
...und entdeckt mein leckeres Wikinger-Röllchen! |
So wie ich meinen Kampf mit den
Zwergen am Verpflegungsstand ausgefochten habe, so kämpft sich nun jeder
Veloist zur pünktlichen Zieleinfahrt und wird unter Jubel der sich
versammelnden Teamfahrer und der Ansage des Moderators, der ab jetzt sogar ohne
Luft zu holen kommentiert, ins Ziel. So sammeln sich im Zielbereich geschätzte
250 Fahrer und mindestens genauso viel Zuschauer um jeden Ankömmling zu feiern.
Und endlich ist es soweit, aus
den Lautsprecherboxen können es alle hören, in bester Boxkampfansage…,
„Hier kommt die neue 12 Stunden Mountainbike Europameisterin
Moooonikaaaaa Jaaaaaaaaaaaaaanzennnnnnnn !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“
Ich beobachte die Kulisse. Was
für ein Applaus, die örtlichen Zeitungschreiberlinge fallen über Moni her, die
anderen Fahrerinnen kommen und gratulieren. Ich benutze hier mal die Worte von
Thomas zum Derby-Randsportereigniss Hannover-Braunschweig, „Gänsehautkrippeln
pur“ und ich stelle entsetzt fest wie mir kleine Freudentränen über die Backen
kullern.
Während der Siegerehrung noch die
Überraschung das wir den Preis für die weiteste Anreise erhalten und erneutes
Gänsehautkrippeln als Moni aufgerufen wird. Soll ich es erneut schreiben, ja…
„Platz 1 und somit neue 12 Stunden Europameisterin mit 192,5
Kilometern und über 3.500 Höhenmeter geht an Moooooonnnikaaaaaa Jaaaaaaanzen!“
Zu Monis und auch meiner
freudigen Überraschung stehen auf einmal Monis Bruder und Schwägerin unter den
jubelnden Zuschauern. Und wer jetzt denkt Moni krabbelt ins Zelt und legt sich
schlafen, kennt sie nicht. Es geht ab zur von der Burschenschaft Wengen
organisierten „After Race Party Rahmenbruch“ mit den „Wuidara Pistols“ und
ihrem Alpenrock.
Alle zusammen gönnen wir uns dann
super leckere Pizzen an einem wirklich wunderschönen Dorfplatz unter einer
Uralten Weide mit einer ganz frischen Europameisterin.
So ging ein wunderschöner Abend
zu Ende und ich muss leider zu dem einzigen Kritikpunkt der Veranstaltung
übergehen. Der WC-Wagen war morgens um 8:00 Uhr schon abgebaut und alle aus dem
Fahrerlager hatten somit ein echtes Problem am frühen Sonntagmorgen!
Damit wir aber nicht mit einer
negativen Aussage den Bericht beenden…die neue 12 Stunden Mountainbike
Europameisterin ist MMMMoooooooooonnnikaaaaaa JJJJJJJJJJJJaaaaaaannnnnzen!!!!!
Ich gratuliere dir von ganzen
Herzen und bin froh dass dein guter Geschmack und Freya dich vor einigen Jahren zu mir geführt hat! ;-)
Ach ja, ich wurde immerhin 14. bei den Männern.
Wir gratulieren allen die an diesem Tag ihr persönliches Ziel erreicht haben.
SUCHE BILDER DER ZIELEINFAHRT!
Wir gratulieren allen die an diesem Tag ihr persönliches Ziel erreicht haben.
SUCHE BILDER DER ZIELEINFAHRT!
Hier nun noch einige Links zu der
Veranstaltung:
ach du bist auch gefahren, frank :-) die zeilen um moni waren viel interessanter, moni du bist für mich die beste.
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