63 Velohelden gehen auf die Langstrecke, 33 werden nur ankommen!!! |
Bad Harzburg Marathon 2013 und meine Neongelbe Rettungsjacke
Part 1 von Frank
Eines der wenigen trockenen Teilstücke |
Die theoretische Planung war mal wieder einfach. Letztes Jahr in 3:09 Std die 3 Runden hingelegt. Macht knappe 1:03 Std pro Runde. Seit dem ist 1 Jahr vergangen und ich weit über 10 Kilo leichter. Also werde ich die Runde so in 1:05 Std. locker schaffen. Die ganze Theorie unter der Woche auf der Strecke bei strahlendem Sonnenschein mit einer Testrunde noch untermauert und schon wurde sich mit der Wunschzeit von 5:30 Std auf der Langstrecke angemeldet.
Nach der Testrunde |
Samstag noch eine gemütlich Runde vor den Kinderrennen zusammen mit Moni (diesmal bei „perfektem Regenwetter“) über die Strecke und noch immer der Überzeugung, alles machbar.
Kevin hat seinen Vorjahressieg bestätigt. |
Bei den Kinderrennen im Anschluss
haben die Jungeulen Kevin und Emily in ihren Jahrgängen jeweils ganz oben auf
dem Treppchen Platz nehmen dürfen. Auf das Sprintrennen haben wir bei knappen 5
Grad und Dauerregen dann verzichtet.
Beim Einrollen, rollt er ins Bild... |
Sonntag ging es zum Glück mit den Temperaturen Berg auf und
der Regengott hatte auch beschlossen, es reicht nach 36 Stunden Dauerregen.
Unsere Sachen durften wir beim Team Prowell Harzblut abstellen, dafür mal
wieder ein dickes Danke. Kurz vor dem Start gab es mal wieder einige Wiedersehn
und Plauderrunden. So habe ich meinen zukünftigen Zimmernachbarn Christian O.
bei der VTS getroffen, die anderen Eulen Simone (samt Lebensgefährten),
Melanie, Timo und Christian und noch viele mehr.
Am ersten Anstieg wurden noch Witze gemacht. |
Also ab zum Start, Aufstellung beziehen, Moni viel Spaß
wünschen und schon geht es los. In der ersten Runde hänge ich mich an Ralph und
bin froh mithalten zu können. Die Strecke ist allerdings schon jetzt nicht
wiederzuerkennen. Schlamm in allen Variationen, der Wiesenweg wie ein Schwamm
mit Kleisterwirkung, die Trails wie kleine Matschbäche und die schnellen Waldabfahrten
zum Teil neu mit losen Schotter „befestigt“.
Nach uns starteten dann noch die Mittel- und Kurzdistanz-Biker. Bei der Rundendurchfahrt kurzen Stopp,
Wasserflasche tauschen und auf den Tacho schauen. Perfekt 1:06 Std, so war es fast
geplant also weiter. Doch ab jetzt waren die Wege wirklich nicht mehr das was
sie mal waren. Über 400 Laufräder haben
den Schlamm nun wirklich in perfekte Gleitmittel verwandelt. Mein neuer Maxxis
ikon war trotz über 100-Kilo-Körpermassen-Pressung von oben mit dem Untergrund restlos
überfordert. Aber auch die 2. Runde wurde irgendwie geschafft. Einen Fahrer mit
neongelber Jacke holte ich bei den Abfahrten immer wieder ein, und an den
Auffahrten kam er freundlich grüßend vorbei.
Alte Bekannte am Wegesrand werden begrüßt. |
So plätscherte das Rennen dahin und die Beine wurden
schwerer und schwerer bei dem Untergrund. Nach der 3. Runde war ich dann doch
neidisch auf die Mitteldistanzfahrer, gerne hätte auch ich hier aufgehört und
meine innerer Schweinehund knurrte vor Kälte, Hunger und Erschöpfung. So hatte
ich mir das nicht vorgestellt. Am Wiesenweg hole ich diesmal die neongelbe
Jacke ein und fange hier Gespächsfetzen auf. Von wegen Rundendurchfahrtsperrung
um 15:00 Uhr. Ab da gab es ein "uns". Uns wird klar, dass wir dies nur zusammen schaffen können, es
aber verdammt knapp werden wird. Norman C. kommt bereits auf seiner letzten Runde an uns vorbei und hat noch ein paar
aufmunternde Worte für mich über. Klingt blöd, aber ein aufmunterndes wenn auch
gelogenes „du bist gut dabei Frank, das schaffst du noch“ hat mir immerhin
geholfen auch diesen Anstieg noch zu bewältigen. Wir quälen uns weiter den Berg
hoch und kommen um 14:16 Uhr oben an. Das wird verdammt knapp.
Die Abfahrten in der ersten Runde machen noch richtig Laune. |
Noch ca. 14
Kilometer und ein langer Anstieg liegen vor uns. Bei normalem Wetter und
Untergrund würde ich darüber lachen, doch diesmal kommt Verzweiflung in mir
auf. Alleine hätte ich wohl einen inneren
Zusammenbruch hingelegt, doch hier entwickelt sich eine Gruppendynamik der
Verzweifelten. Wir strampeln weiter hoch bis zum kleinen Abfahrtstrail und
kommen danach nur noch zu 2. in das Flachstück. Hier ist eigentlich
Windschatten fahren angesagt, doch keiner von uns hat noch die Kraft richtig
vorne zu ackern. Wie eine Fata Morgana taucht da hinter uns Niels Petersen auf,
er ist bereits in seiner letzen Runde, und bevor wir reagieren können ist er
auf und davon. Doch zu meiner Überraschung hat er gemerkt, dass wir versucht
haben uns an ihn ranzuhängen. Er macht langsam, wartet auf uns und führt uns in
seinem Windschatten bis zum nächsten Anstieg. Danke Niels!!!
Die Beine wollen nicht mehr. |
Also nur noch hoch und dann ab in die Abfahrt
und dafür noch 28 Minuten Zeit. Machbar… Hirn abschalten, Blick auf die neongelbe
Jacke fokussieren und folgen, Krämpfe ignorieren. Um 14:57 Uhr überqueren wir
die Rundendurchfahrt und dürfen noch auf die 5. Runde. Zum Glück hatte ich
keine Zeit darüber nachzudenken, ich glaube ich hätte bewusst langsam gemacht
um die 5. Runde zu vermeiden.
Wasser und Matsch sind die ständigen Begleiter auf der Strecke. |
Malte hat es dann auch noch geschafft, also sind wir zu 3.
zur letzten Schlacht aufgebrochen. Ich habe mich zum Erreichen der
Durchfahrtszeit endgültig ausgepowert. Im kleinsten Gang geht es wieder diesen
scheiß ewig langen Anstieg hoch, Malte und Mike machen extra langsam, um mich
hier hinten nicht alleine dem Schweinehund zu überlassen. So geht es auf und ab
bis zum letzten großen Anstieg. Hier bin ich dann so langsam, dass mein Garmin
auf „Autopause“ umschaltet. Dies passiert, wenn man unter 4 km/h fährt. Malte
strampelt nun selbst gegen Krämpfe an und kann nicht langsamer und zieht gefühlt
gigantisch schnell davon. Mike und seine neongelbe Jacke warten auf mich, das
baut auf. Seine Geduld kann ich nicht mit Absteigen beantworten, also weiter
strampeln. Dann sehe ich es, das Rotekreuzfahrzeug, das am Ende des Anstiegs
steht. Nur noch wenige Meter und wir sind oben. Mit dem Wissen, dass es nun nur
noch bergab geht, lässt es sich entspannter rollen.
Mein Sonderpreis von Axel... |
Im Zielbereich ist von der
Veranstaltung nicht mehr viel zu sehen. Moni, Melanie und Christian haben
tapfer bis zum Schluss auf mich gewartet und empfangen mich herzlich, danke.
Axel überreicht mir als Dankeschön für den Besenwagen noch einen gigantischen
Trostpreis. Und zu meiner Überraschung hat Moni trotz „nur“ 4 Runden auf der
Langdistanz den 3. Platz zugesprochen bekommen. Auf die Harz-Cup-Punkte wird
sie damit aber wohl verzichten müssen.
Ich bin am Ende 25. auf der Langdistanz mit 95 Kilometern
und über 2.800 Höhenmeter geworden. Und es war ein harter Kampf, denn von 63
Startern auf der Langdistanz haben es nur 33 ins Ziel geschafft. Fast 50 %
haben abgebrochen, aus technischen oder körperlichen Gründen. Die Strecke
wollte eben erobert werden.
Simone bei ihrem ersten MTB-Rennen |
Umso mehr freue ich mich, dass alle Eulen das Ziel erreicht
haben. Keiner hat aufgegeben und das finde ich einfach genial. Simone hat bei
ihrem ersten MTB-Rennen auf einer nicht ganz einfachen Strecke (selbst bei
trockenen Verhältnissen) ein super geiles Rennen hingelegt und ist bei den
Damen auf der Kurzstrecken mit nur wenigen Minuten Rückstand auf Platz 6 gelandet.
Mein absoluter Dank gilt aber der „neongelben Jacke“ oder
besser gesagt ihrem Träger Mike von den Streusandbüchsen. Ohne ihn hätte ich weder die
Rundendurchfahrtszeit geschafft, noch wäre ich auf die 5. Runde gegangen. So
kann ich wenigstens sagen, ich bin als einer der Wenigen durchgekommen. DANKE MIKE!!!
Ach ja, der Walnusskuchen war absolut GENIAL!!! Danke für
die schöne Veranstaltung und ich wünsche euch und uns für das nächste Jahr
besseres Wetter.
Part 2 von Moni
Moni in der Abfahrt |
Am Samstag sind wir die Strecke im Dauerregen abgefahren und
anschließend zum Kinderrennen, um Emily und Kevin anzufeuern. Was auch ganz gut
geklappt hat, schließlich haben beide Platz eins belegt. Gut gemacht!
Anschließend gab es noch ein Stück Kuchen und dann wollten
wir uns zum Rennen anmelden. Ich war sehr unentschlossen, ob ich wie
ursprünglich geplant 5 Runden oder doch lieber nur 3 Runden fahren soll.
Nachdem Frank mir den Stift aus der Hand genommen hatte und bei 5 Runden ein
Kreuz für mich gesetzt hatte, war die Entscheidung gefallen. Ok, so soll es
dann halt sein. (Anmerkung von Frank, wir standen bereits gefühlte 30 Minuten vor dem Zettel ohne das ein Kreuz gesetzt wurde!!!)
Hoch, immer weiter hoch |
Am Sonntag hatte es zum Glück dann nicht mehr geregnet und
ich war wieder etwas zuversichtlicher. Die ersten beiden Runden liefen super.
Es war mit der Zeit schon etwas knapp, aber noch zu schaffen. In der dritten
Runde verklemmte sich leider meine Kette beim Beschleunigen und ich habe eine
gefühlte Ewigkeit gebraucht, um sie wieder frei zu bekommen.
Ein Lächeln geht immer |
Nachdem ich auf die 4. Runde ging, kam mir noch ein Biker
mit einer 5.000 er-Nummer entgegen und ich dachte nur „Super, bin ich nicht die
Letzte!“, allerdings hatte er da grad seine 4. Runde beendet und ging auf die
5te…
Nach der Abfahrt geht es vollgas durch den Bach |
Auf Runde 4 ließ meine Kraft nach und die Zeit lief davon. Als
mir klar wurde, dass ich es um 15:00 Uhr (Durchfahrtstopp) nicht mehr auf die
5. Runde schaffen werden, verließ mich auch der letzte Hauch meines Kampfgeistes
und es ging langsam und gequält weiter. Um 15:30 Uhr am Veranstaltungsgelände
angekommen bin ich erst mal über den Verpflegungsstand hergefallen. Man hatte
ich einen Hunger. Anschließend hieß es Bike putzen und umziehen.
Der Casanova Axel und seine Siegerfrauen!!! |
Als Axel zu
mir kam und mir sagte, dass bei den Frauen in diesem Jahr aufgrund der harten
Bedingungen „ein Auge zugedrückt wird“ und Monika Reker und ich doch noch mit
platziert werden, war ich sehr überrascht. Vielleicht nicht ganz verdient, aber
gefreut habe ich mich trotzdem ;-)
Hoffentlich packe ich es im nächsten Jahr.
Danke noch an unsere Lieblingsfotografen sowie an das Tretlager-Team-Salzgitter-Bad für die schnelle kurzfristige Reparatur von Monis Bremse!!!
Auch die Eulen ohne richtige Räder waren am Wochenende unterwegs, und einer hat den Massenzielflug sogar angeführt...Lesestoff dazu hier