Freitag, 8. März 2013

Deutsche Meisterschaften 12 Std. Rotenburg


Der Titel ohne Titel mit Titel geschrieben von Frank

Deutsche Meisterschaften 12 Stunden Indoor am 23.02.2013 in Rotenburg an der Fulda

Achtung, wen die Strecke und meine miserable Rennleistung nicht interessiert, liest unten bei „the Giantfight“ weiter!!!

Eulen waren diesmal nur 2,5 am Start, Jörg fuhr für die Hand, „die in füttert“ ,Team Hunde-Behrens. Moni und ich unter dem Banner des MTB-Eulenexpress. Hätte ich gewusst, was mich an diesem Tag erwartet, hätte mir statt Gels, Müsliriegel und Bananen einen Kardiologen mitgebracht . Dazu aber später mehr. Nun erstmal eine kleine Umschreibung der Strecke und eine noch kleinere Umschreibung meiner Rennleistung.

Die Strecke: Die Deutschen 12 Std. Indoor Meisterschaften, spielen sich zu 80% Outdoor ab. Zumindest wenn man sich eingesteht, dass ein Parkhaus außer dem Dach keinen Wetterschutz bietet. Ganz im Gegenteil, die Kälte in der Betonkonstruktion „hatte ihren Spaß“ sich erst nach und nach in ihrem gesamten grausamen kalten Kostüm den Velohelden zu präsentieren.

Zurück zum Start/Zielbereich: Dieser befindet sich in der Göbel Hotel`s Arena. Nach dem Startschuss gibt es eine kurze Gerade, dann geht es raus aus der Halle, Asphaltabfahrt 180 Gradkurve und Abfahrt auf einem kleinen Schottertrail. Kurzes Stück über einen Balkon, zusammen mit der Matte um die Hausecke rutschen, Gas geben, 180 Grad und schon konnte man im Parkhaus gas geben. Hier ging es über einen perfekt glatten Parkhausboden über 3 Parkhausebenen immer schön um die Betonpfeiler der Ausfahrt entgegen. Die Parkhausausfahrt musste mit kräftig Druck auf dem Pedal genommen werden und schon durfte man sich eine kleine Abfahrt auf Asphalt stürzen um sich danach eine kleine richtig steile Rampe hinauf zur Lobby zu quälen. Zum Glück hatte der Architekt schon bei seiner Planung berücksichtigt, dass man Wasser auf glatten Steinfliesen besser wegwischen kann. Dadurch konnte der Lobbybereich zurück in die Arena meistens ohne Sturz bewältigt werden. In der Halle ging es dann an der Verpflegungsstelle vorbei, hoch auf die Bühne und durch ein kleinen Hindernissparcour auf die Start/Ziel-Gerade. Das Ganze war dann ca. 1,5 Kilometer und 35-40 Höhenmeter pro Runde. Wenn ich die Stimmung der Vielfahrer richtig aufgenommen habe, sind sich fast alle einig, dass die Streckenposten super Arbeit geleistet haben. Trotz Dauerfrost und Dauerschneefall war die Strecke immer technisch anspruchsvoll, aber perfekt präpariert. Und den Dauerfahrern kann ich berichten, dass es immer genug lecker Essen und Trinken gab.

Ach ja, mein Renntag. Überrascht von der doch recht anspruchsvollen Streckenführung, der sich alle 4,5 Minuten wiederholdenden Versuchung der Verpflegungsstelle, der immer wieder wohligen angenehmen Wärme der Halle, der ständigen Kälte ausserhalb der warmen Halle, meinen 2 Bodenproben und den dadurch aufkommenden Schmerzen in meinem rechten Knie, war ich am Ende überrascht doch noch auf Platz 15 zu landen. So gegen 15:30 Uhr stand dann auch fest, dass ich die Strecke nur noch von ausserhalb sehen werde. Doch nur dadurch durfte und konnte ich einen absolut genialen Kampf auf der Strecke erleben.

THE GIANTFIGHT,…wenn Frauen beissen

Es ist schon erstaunlich, wenn ich in einer Startzone stehe und in die Gesichter der Männer blicke. Keine Grimassen, keine Regung nur tiefstapelei über die doch verpassten Möglichkeiten des Trainings in der Winterphase. Ein Jammern hoch drei wie schlecht es uns Männern doch eigentlich geht, gebrechen hier, technische Probleme dort, uns allen geht es doch so schlecht. Dann der Startschuss und wie durch ein Wunder sind alle Männer geheilt und rasen wie die bekloppten, teils ohne rücksicht auf die eigene Gesundheit los.

Zwischen den Testosteronausstoßenden Weltelitespitzenfahrern gibt es dann aber eine fast schon fremdartige Sorte Mountainbikebenutzer bzw. um bei der Wahrheit zu bleiben, Mountainbikebenutzerinen. Diese kann ich immer wieder nur mit kopfschütteln betrachten. Verstehen diese Mountainbikebenutzerinnen eigentlich um was es hier geht? HALLO, dies ist ein Wettkampf, hier wird in der Startzone nicht mit dem Feind über die neuesten Modetrends aus Italien gequasselt. Hier wird dem Feindbild nicht nachträglich zu den letzten guten Rennergebnissen gratuliert. Man könnte fast meinen, die Frauen haben nichts von uns Männern gelernt. Ich frage mich was diese armen Gechöpfe überhaupt hier bei einem 12 Stundenrennen suchen, einer Deutschen Meisterschaft.

Betrachten wir uns doch mal die Top 3 der Einzelstarterinnen, die in meinem Schatten nur dank einer Akkubetriebenen Notlampe das Licht wieder sehen könnten.

Da wäre Anne Subklew Ostwest-express, blende ich mal die unzähligen Topplatzierungen bei diversen Rennen aus, überlese mal die Podiumsplätze bei diversen Meisterschaften, bleibt nur noch ihr Lebensmotto. „Erfolgreich kann man nur dann sein, wenn man es mit Überzeugung und Leidenschaft tut“, pff das verstehe ich nicht ganz. Wo ist die Nummer von meinem Pizzaboten, ich muss meine adonishafte 105 Kilogramm leichte Körperhülle mit Leidenschaft füllen…

Dann gibt es da Monika Janzen vom MTB-Eulenexpress, außer einigen guten Platzierungen und einem Podiumsplatz im Harz-Cup nichts erreicht. Aber wen wundert es auch, wer mit einem Dauerlächeln durch die Gegend fährt hat nicht kapiert was Wettkampf und Durchhaltewille ist. Wo bleibt eigentlich meine Pizza, die habe ich bereits vor über 10 Minuten bestellt.

Und als 3. im Bunde Caroline Pasedach derzeit bei den Pirates, der Name sorgt nicht nur bei mir für Verwirrung. Abgesehen von der Vierstelligen Trefferzahl bei Googel spuckt die Suchmaschine so komische Wörter wie Deutsche Meisterin, Zahlenkolonnen mit 1er und 2er Platzierungen und Weltmeisterin aus. Tzz, wer was wirklich Weltmeisterliches sehen will, sollte mal sehen wie ich Pizza esse.

Ich versuche mich mal an einer unparteiischen Rennanalyse, die Zeitangaben nicht zu genau nehmen.

8:00 Uhr – Start, wie sollte es sein, alle 3 quasseln und verpassen fast den Start.

11:00 Uhr - Nach ca. 3 Stunden stehe ich ausnahmsweise mal wieder an der Verpflegungsstelle und sehe zufällig alle 3 oben genannten Mountainbikebenutzerinnen innerhalb der Arena auf der Strecke. Naja, denke ich mir, immerhin haben sie den Willen 3 Stunden zu fahren bewiesen und sind mir nicht unnötig unter mein Vorderrad gekommen.

12:30 Uhr – Ich sitze gerade voll im Erholungsstress mit einem warmen Essen in meiner Box, „sie“ rollen vorbei. Anne mit einem Augenzwinkern zu ihren Teamkollegen (ganz klar kurz vor der Aufgabe denke ich mir), Monika mit ihrem Dauerlächeln (Schauspielerei, ebenfalls kurz vor der Aufgabe) und Caroline in der gleichen Haltung wie vor 1,5 Stunden (bestimmt eingeschlafen, ist meine Diagnose).

13:30 Uhr – Alle 3 kommen an mir vorbei, wie sie mich beobachten, aber ich beobachte alle 3 auch sehr genau. Alle 3 schleichen regelrecht an mir vorbei, unfähig gas zu geben, es kann sich nur noch um Minuten handeln, dann geben sie auf. Ich stehe nun erstmal auf, vom kalten Boden des Parkdecks 2, mache 3 Liegesstützen so dass auch keiner auf die Idee kommt ich könnte hier nicht mit Absicht auf dem Boden liegen. Nehme mein Fahrrad und schon geht es rasant weiter.

13:45 Uhr – Trotz des klaren und lauten Kommandos von mir „Achtung ich komme von hinten“ habe ich die Verwirrung während meines Überholmövers in den Augen einer der Damen gesehen. Noch klarer kann eine Ansage wohl kaum sein, wohl nicht mehr genug Sauerstoff fürs Hirn!!!

14:00 Uhr – Ha, da vorne in der Parkgaragenauffahrt fährt wieder eine von den Mädels, gas geben fällt schwer, okay einen Gang runter und dann am Mädel vorbei. Ups, ich bin schon im kleinsten Gang. Also Abstand halten und in der Abfahrt angreifen, bestimmt ist das ihr letztes Aufbäumen.

14:15 Uhr – Ich sitze gerade mal wieder voll im Nahrungsaufnahmestress zitternd vor Kälte und mit der Überlegung wie ich mit Anstand das Rennen abbrechen kann in der Box. Da kommt Moni vorbei und gibt mir ganz klar ein Kommando, Essen fertig machen, noch eine Runde dann komm ich rein. Hallo, was ist da gerade passiert. Wurde hier gerade die Evolution auf den Kopf gestellt. Niemals kann und werde ich mein Rennen so auf diese Art unterbrechen.

14:20 Uhr – Essen ist fertig angerichtet, ich springe auf und nehme Moni das Rad ab. Schnell Kette geölt, Gel aufgerissen, Magnesiumröllchen geöffnet. Ich versuche Moni zu motivieren, wenn du so weiter fährst kannst du noch auf Platz 2 kommen. Moni schaut mich an als ob ich von einem fremden Stern komme und sagt: „Ich bin auf Platz 1, mit 2 Runden Vorsprung“

14:30 Uhr – Moni schaut kauend in aller Ruhe zu wie Caroline und Anne an uns vorbei rollen. Ich flippe bald aus, los du musst raus! Du kannst Deutsche Meisterin werden, kämpfe wie du noch nie gekämpft hast. Moni fährt gerade aus der Halle raus als Caroline in die Halle reinkommt. Rundengleichheit, Vorteil Caroline also.

14:45 Uhr – Nach einer Runde sitze ich wieder in der Box, draussen ist es zu kalt für mein sonniges Egolein. 2 Ausreden lege ich mir selbst zurecht, 1. Ich bin noch immer vor dem Titelverteidiger Andy de Roy. 2. Moni braucht meine Hilfe, ich „opfere“ mich für sie.

16:00 Uhr – Die Abstände zwischen Moni und Caroline haben sich nicht verändert, Runde für Runde fahren sie konstant weiter und bauen zusammen ihren Vorsprung auf Anne aus.

17:00 Uhr – Beide schenken sich absolut nichts, mal holt Moni auf, mal fährt Caroline wieder die bessere Runde. Ralph kommt zu mir an die Verpflegunsstelle und unterstützt mit mir bei jeder Durchfahrt lauthals Moni.

18:00 Uhr – Moni kommt in jeder Runde knappe 10 Sekunden ran, wird von der Gejagdten zur Jägerin. Ralph schaut auf seine Uhr, fängt an zu grinsen und sagt; „Geil um 19:15 Uhr überholt Moni Caroline“. Ja nee, iss klar du Hellseher!

18:30 Uhr – Moni holt weiter auf, sie wird etwas schneller, Caroline etwas langsamer. Die Frage, die sich mitlerweile alle im Umkreis stellen ist nur, wer von den 3 Mädels gibt nun als erstes auf. Wer von den um Platz 1 kämpfenden hat überzogen. Wer gewinnt das Kopfkino. Über die für mich körperlich vorstellbare Leistungsschmerzgrenze sind nun bereits alle 3 Pedalritterinnen hinaus.

18:45 Uhr – Die Abstände bleiben konstant, Caroline holt sogar wieder auf. Das Lächeln in Monis Gesicht ist verschwunden. Ich mische eine Flasche mit allem was wir noch im Korb haben, High 5 Energypulver, rein damit, Magnesium, Vitamine, Gel, egal, rein damit und mit Isostar aufgefüllt.

18:50 Uhr – Moni nimmt die Flasche dankend an, Ralph und ich beteuern Moni, dass sie Caroline nur ganz knapp verpasst hat und dass Caroline gerade eben erst aus der Halle raus ist.

19:07 Uhr – Moni kommt durch die Lobby in die Halle, trotz der -4 °C und Dauerschneefall draussen läuft ihr der Schweiß in Strömen übers Gesicht. Sie hat weiter aufgeholt. Mittlerweile haben Ralph und ich alle im Umkreis mit unserer Begeisterung für das Übermenschliche, was uns die 3 Velogöttinen gerade bieten, angefacht.

19:13 Uhr – Moni kommt in die Arena, sie schaut zu uns, doch wir zeigen alle nur mit den Fingern zum hinteren Ausgang , Moni folgt mit ihren Augen, sieht Caroline wie sie gerade die Arena verlässt. Der letzte Turbo ist gezündet, Monis Kopfkino ist mit einer Sondervorstellung auf Formel 1 umgeschaltet.

19:19 Uhr – Caroline kommt in die Arena, die Stoppuhren werden für die Abstandsmessung gestartet. Doch das war nun wirklich umsonst, mit einem mega breiten Lächeln kommt Moni hinter Caroline in die Arena. Was bei uns ein absoluten Beifall ausgelöst hat, hat weiter östlich beim Fanclub von Caroline ein leises Stöhnen verursacht. Moni bleibt bis zur Start/Zielgerade hinter Caroline und gibt mit der Ansage „Achtung Links“ ihr Überholmanöver bekannt und tritt rein. Ralp hatte bis auf 4 Minuten mit seiner Aussage recht behalten. Caroline hält mit allem was noch geht dagegen. Beide fahren vollgas aus der Arena, was wird nun da draussen im Schneegestöber passieren. Hält Caroline dagegen wird Moni evtl. zusammenbrechen, zieht sie Caroline davon, bricht evtl. Caroline ein? Wie wird der Kopf nach 679 Minuten für den Körper entscheiden, der Titel Deutsche Meisterin ist für beide noch in Reichweite. Jeder schaut auf die Uhr, nun müssten beide gleich wieder in die Halle kommen.

19:25 Uhr – Moni, kommt, grinst, gibt weiter gas und hat die Arena bereits wieder verlassen bevor Caroline in die Arena einfährt.

Doch an Aufgeben ist nicht zu denken, es wird bis zur letzten Sekunde weiter gefightet. Die Giganten der Strecke (so kommen mir mitlerweile Anne, Caroline und Moni vor) liefern sich und ihrem Schweinehund bis zum finalen Countdown einen genialen fight.

20:00 Uhr Der Countdown läuft, Moni kommt in die Arena. Ich kann es gar nicht fassen, vergesse fast das Klatschen. Moni steht im Ziel mit einem fetten Grinsen, Deutsche Meisterin!!! Peter und Ralph schauen mich böse an, los rüber mit dir, feier deine Frau. Ich schaue einen moment verdutzt, dann renn ich rüber und gratuliere voller Stolz.

Ich hoffe, ich muss nun keinem erklären, dass die oben in der Einleitung getroffenen Aussagen, jegliche Ernsthaftigkeit abhandengekommen sind. Ich hatte vorher schon Respekt vor dem was hier alle Sportler leisten, aber was manche Frauen hier ableisten, ist eben gefühlt noch immer ein Stück mehr.

Und was hier bei dem Wetter von Anne, Caroline und Moni 12 Stunden lang ohne lange Pausen geleistet wurde, kann in Worte kaum gefasst werden. Ach ja, alle 3 haben mehr Runden als ich, der Mountainbikebenutzer! Am Ende sind die Mädels mit 113 Runden ca. 170 Kilometer und 3.955 Höhenmeter gefahren.

Ich hoffe, das wir mit dem ab April kostenlosen Einstiegsseminar für Mountainbikerrinnen wieder einige Frauen mehr für den MTB-Sport begeistern können.

Doch warum lautet der Titel diesmal „ Der Titel ohne Titel mit Titel“ ?

Moni ist zwar nun Deutsche Meisterin 12 Std. Indoor, doch da nicht genug Frauen in der Einzelwertung gewertet wurden, darf sie sich „nur“ 1. bei den Deutsche Meisterschaften 12 Stunden Indoor 2013 nennen, aber nicht Deutsche Meisterin.

Ein dickes Danke noch an Ralph für Kaffee und Unterstützung sowie an die netten Nachbarboxen die komplett mit dem Prowell Team Harzblut besetzt waren.

Moni, für mich bist und bleibst du meine Magic Maloja Moni und deine Leistung war mehr als meisterlich.

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